Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
doch auch nichts passieren. Jin saß ja schon wieder im Transporter.«
»Was habt ihr also noch gefunden?«, fragte Diane.
»Das war Neva. Es lag unter dem Schreibtisch. Der alte Mann muss es in der Hand gehalten haben. Es war Flora Martins Brief an ihren Urenkel Donnie. Wir hoffen, dass wir Donnies Fingerabdrücke darauf finden.«
Diane verschlug es für den Rest der Fahrt ins Labor die Sprache.
»Und Sie sind sich sicher, dass all das in unmittelbarer Umgebung des Schreibtischs lag?«, vergewisserte sich Garnett. Er saß Diane gegenüber am Tisch des Kriminallabors und schaute sich den Bericht an, den sie aufgesetzt hatte. »Ich meine, dieser Typ kandidiert immerhin für den Senat.«
Diane zeigte ihm ein Foto. »David nahm dieses Bild vom Eingang her auf, bevor wir diesen Raum überhaupt betreten haben. Es zeigt, wie Robert Lamont am Fenster steht und den Kopf in die Hände stützt. Es zeigt auch den Schreibtisch mit dem Stein, in dem dieses Schmuckmesser steckt. Und jetzt betrachten Sie bitte die Vergrößerung der Stelle unmittelbar unter dem Schreibtisch. Sie können darauf die Ecke eines Umschlags erkennen. Dieser Umschlag enthielt Flora Martins Brief. Außerdem haben wir Emmanuel Taggarts Blut darauf gefunden. Wir haben also alle Spuren innerhalb der Grenzen gefunden, die dieser sehr – ich würde sogar sagen auf kriminelle Weise – restriktive Durchsuchungsbefehl uns gezogen hat.«
»Schon, aber dann haben Sie die Beweisspuren nach draußen geschmuggelt.«
»Das verstößt nicht gegen das Gesetz. Mein Team hat es sich nur erspart, ständig durch das ganze Haus hindurchgehen zu müssen, wenn sie etwas hinausbringen wollten.«
»Und die Fingerabdrücke?«
»David sah, wie Robert Lamont den Schreibtisch berührte, und hat dann seine Abdrücke dort abgenommen. Steven Taggart war beim Militär, so dass wir uns seine Abdrücke aus seinen Militärakten besorgen konnten«, sagte Diane.
»Ich werde beide in Gewahrsam nehmen und mir dann von Mr. Steven Taggart erklären lassen, was seine Fingerabdrücke auf einem Brief zu suchen haben, der von einem Mordopfer geschrieben wurde. Und Mr. Robert Lamont kann mir dann vielleicht auch erklären, was er mit einem Messer getan hat, dessen Spitze in genau diesem Mordopfer steckte, und warum wir seine Fingerabdrücke in diesem – wie nannten Sie es gleich …?«
»Dermestarium. Der Behälter, in dem die gestohlene Speckkäferkolonie aufbewahrt wurde.«
»Wie also sind seine Abdrücke in dieses Dermestarium gekommen? Wozu sind diese Käfer noch einmal gut?«
»Mit ihnen lassen sich Knochen schnell und sauber von allen Geweberesten reinigen.«
»Okay, ich werde sie verhaften – ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel Freude mir das bereiten wird.« Garnett stand auf und wandte sich zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um und schaute sie an: »Ich hätte doch tatsächlich diesem Law-and-Order-Hundesohn meine Stimme gegeben.«
Er zögerte etwas und meinte dann: »Ich sollte Ihnen vielleicht noch sagen, dass wir Ihren fremden Toten identifiziert haben.«
Er kehrte zum Tisch zurück und setzte sich.
Wie ein Schwarm Fliegen bei einem Picknick tauchten plötzlich die drei Mitglieder ihres Tatortteams aus dem Nichts auf und setzten sich neben sie. Es war offensichtlich, dass sie gelauscht hatten.
Diane lehnte sich nach vorne. »Sie haben ihn wahrscheinlich im Ägyptischen Totenbuch gefunden.«
»Sollen wir für das Knochenlabor einen Exorzisten besorgen?«, fragte Jin.
»Ich hätte es Ihnen fast nicht erzählt«, sagte Garnett. »Es macht mich krank, wenn ich nur daran denke.«
Diane und ihr Team schauten sich an. »Wer war er?«
»Sein Name war Dr. Jermen Sutcliff. Ein Gynäkologe.«
Diane atmete scharf ein und schlug die Hände vors Gesicht. Die anderen waren ähnlich entsetzt.
»O Gott! Wer würde zu so jemandem gehen?«
»Arme. Er arbeitete für eine Gesundheitsstation in Atlanta, die kostenlos die Ärmsten der Armen behandelt«, erklärte Garnett.
»Das ist krank«, sagte Neva. »Das ist wirklich krank.«
Diane schüttelte den Kopf. »Also dieser Kerl war doch eindeutig geistesgestört. Er konnte doch keinesfalls einer geregelten Arbeit nachgehen. Er konnte ja nicht einmal ein zusammenhängendes Gespräch führen.«
»Sie meinten, er sei zwar nicht der beliebteste Arzt dort gewesen, und für etwas seltsam habe man ihn auch gehalten, aber er habe immer die längsten Schichten übernommen, ohne viel Geld zu verlangen. Vielleicht war er
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