Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
macht.«
Erfüllt von Schmerz und Zorn lag Alex zusammengekrümmt am Boden und tat, als berühre ihn weder das eine noch das andere.
Henry erhob sich. »Alice wird jetzt jeden Moment mit deiner morgendlichen Medikamentendosis hereinkommen. Die gestrige Dosis wird bis zum Abend abgeklungen sein, und die von
heute Morgen ist herabgesetzt. Du wirst also klar genug sein, um Jax’ Geschrei zu hören, zu hören, wie sie dich anbettelt, uns alles zu sagen, was wir wissen wollen.«
Selbst wenn er gewollt hätte, Alex wäre dazu gar nicht imstande gewesen. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, was es mit diesem Durchgang auf sich hatte. Nur glaubte er nicht, dass man ihm das abnehmen würde.
»Hast du das verstanden?«, wollte Henry wissen.
Alex, die Arme schützend über die krampfartigen Schmerzen in seinem Leib gelegt, konnte nur nicken.
Henry packte ihn beim Hemd und hievte ihn auf die Beine, stieß ihn dann in seinen Stuhl. »Setz dich da hin und ruh dich aus. Die Schwester wird gleich mit deinen Medikamenten da sein. Kapiert?«
Alex nickte, als wäre es ihm egal.
An der Tür blieb Henry stehen und sah sich grinsend um. »Eine Welt, die so etwas wie Thorazin erfindet, muss man einfach lieben. Denk nur, ich kann dir die Scheiße aus dem Leib prügeln, und das Thorazin macht dich so hilflos, dass du keinen Finger zu deiner Verteidigung rühren kannst. Was für eine großartige Welt.«
Nachdem Henry gegangen war, stützte Alex seinen pochenden Schädel in seine Hände, um sich zu erholen und nach dem brutalen Tritt wieder einen klaren Blick zu bekommen. Seine Nackenmuskeln schmerzten so unerträglich, dass er kaum den Kopf bewegen konnte.
Er überließ sich ganz seinem Zorn und streckte seine Hand vor, um zu sehen, ob seine Finger zitterten. Die musste er schleunigst wieder unter Kontrolle bekommen, sonst könnte jemand Verdacht schöpfen.
Wäre es nur endlich Abend! Er sehnte sich danach, Jax wiederzusehen.
Auch wenn sie noch immer unter Drogen stand, so waren diese nun nicht mehr annähernd so stark. Er brauchte sie unbedingt in einem wacheren Zustand, wenn er eine Chance haben wollte, ihr zu helfen.
Zurückgelehnt atmete Alex in langen, gleichmäßigen Zügen ein, um ruhiger zu werden, während er auf das Eintreffen seiner morgendlichen Medikamente wartete.
Eine weitere Dosis, um die er sich würde drücken müssen.
Sein Großvater hatte ihm erklärt, dass jeder einen Punkt hatte, an dem er zusammenbrach. Dass unter Folter jeder irgendwann redete.
Was Folter anbetraf, waren diese Leute offenbar erfahren. Sie wussten, was sie taten. Er konnte nicht davon ausgehen, dass Jax oder er selbst endlos durchhalten würden.
Also durfte er es gar nicht erst so weit kommen lassen. Er musste handeln, bevor es dazu kam. Auf der Suche nach einer Lösung hatte er den größten Teil der Nacht wachgelegen. Nur war es nahezu unmöglich, etwas zu planen, solange er nicht genau wusste, was diese Leute vorhatten. Wenn sie ihm beim Abholen gleich als Erstes die Hände fesselten oder ihn in eine Zwangsjacke steckten, wäre alles aus. Er musste sie unbedingt in dem Glauben lassen, dass er betäubt genug war, um sich nicht wehren zu können. Er musste sie in Sicherheit wiegen.
Ihm schwirrte der Kopf, als er die verschiedenen Szenarios in Gedanken durchzuspielen versuchte und sein Denken zunehmend in einem Sumpf aus Panik zu versinken drohte.
Just in diesem Moment wurde schwungvoll die Tür aufgestoßen. Da kamen seine morgendlichen Medikamente, nur war es diesmal Alice, die mit einem Tablett hereinmarschiert kam. Alex saß schlaff da und starrte leeren Blicks vor sich hin.
Einen Moment lang sah sie ihn scharf an, dann ließ sie das Tablett
mit den drei Pappbechern sinken. »Zeit für deine Medizin. Mach mir jetzt keinen Kummer, ich habe alle Hände voll zu tun. Andere Patienten warten darauf, dass ich sie versorge, also beeil dich gefälligst.«
Nickend griff Alex nach dem Becher mit dem Thorazin. Wie zuvor verbarg er die sirupartige Flüssigkeit unter seiner Zunge, fügte dann die Tabletten hinzu. Nachdem er ausgetrunken hatte, spuckte er das Ganze anschließend in den Wasserbecher, zerknüllte ihn und schmiss ihn zu den beiden anderen in den Papierkorb.
Die ganze Zeit über hatte Alice ihn genau beobachtet. Ihr Blick ging zum Papierkorb. Einen Moment stand sie da, dann warf sie das Tablett aufs Bett und bückte sich, um den größeren der drei Becher herauszufischen.
Sie blickte kurz hinein, schmiss ihn dann wütend in
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