Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
Gedanken mehr fassen zu können. »Was meinst du damit, ich werde zum Landbesitzer? Was denn für Land? Und wieso an meinem siebenundzwanzigsten Geburtstag?«
Ben legte die Stirn in Falten und zögerte kurz, um nachzudenken. »Ich denke, es hat etwas mit der Sieben zu tun. Wie schon gesagt, es fiel an ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag an deine Mutter – da dein Vater vor seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag verstorben war, an dem es in seinen Besitz übergegangen wäre. Also, wie ich die Sache sehe, muss die Sieben der Schlüssel sein.«
»Wenn es an meine Mutter gefallen ist, wieso gehört es dann mir?«
Ben tippte auf die Papiere, die auf der Werkbank lagen. »Es hätte an sie fallen sollen, weil dein Vater verstorben war. Es war aber nicht möglich, das Eigentumsrecht an dem Land auf sie zu überschreiben.«
»Warum nicht?«, wollte Alex wissen.
Sein Großvater senkte die Stimme und beugte sich noch näher. »Weil sie für nicht geschäftsfähig erklärt wurde.
Die Vereinbarungen in dieser letztwilligen Verfügung sehen vor, dass der Erbe des Eigentumsrechts im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sein muss. Deine Mutter wurde für nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte erklärt und hat seitdem in dieser Anstalt gelebt. Es existiert ein Testamentszusatz, in dem festgelegt ist, dass das Eigentumsrecht, sofern der abstammungsgemäße Erbe aufgrund seines Ablebens oder geistiger Rechtsunfähigkeit
den Besitz nicht übernehmen kann, ruht, bis der nächste in der Erbfolge das siebenundzwanzigste Lebensjahr vollendet hat, woraufhin es automatisch auf diesen übergeht. Gibt es keinen Erben, oder wird diesem gleichermaßen eine Verletzung der Vereinbarungen bescheinigt …«
»Du meinst: ›wird er für verrückt erklärt‹.«
»Nun ja«, erwiderte Ben. »Wenn das Besitzrecht aus irgendeinem Grund nicht deinem Vater, deiner Mutter oder einem ihrer Nachkommen – also ihrer Kinder, von denen du eines bist – überschrieben werden kann, geht das Land in die Obhut eines Treuhänders über.«
Alex kratzte sich die Schläfe und versuchte das alles zu begreifen.
»Über wie viel Land reden wir eigentlich?«
»Genug, um es zu verkaufen und dir ein neues Auto anzuschaffen. Und das solltest du auch tun.« Ben hob warnend einen Finger. »Diese Angelegenheit mit der Sieben ist nichts, womit man spaßen sollte, Alex.«
Aus irgendeinem unerklärlichen Grund jenseits der Warnung seines Großvaters war Alex nicht recht froh über dieses unerwartete Erbe.
»Wo liegt dieses Land?«
Ben gestikulierte missgelaunt. »Drüben im Osten. In Maine.«
»Wo du früher gelebt hast?«
»Nicht ganz. Weiter landeinwärts. Es handelt sich um Land, das schon seit Urzeiten unserer Familie gehört. Aber die sind jetzt alle tot, also geht es an dich.«
»Wieso nicht an dich?«
Ben zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.« Auf einmal grinste er und beugte sich vor. »Also, genaugenommen liegt es vermutlich daran, dass ich nie sonderlich beliebt war. Außerdem,
was soll’s – ich verspüre nicht den Wunsch, jemals wieder dort zu leben. Kriebelmücken und Morast im Frühjahr, Moskitos im Sommer und ohne Ende Schnee im Winter. Ich habe lange genug bis zum Hals in Schlamm und Ungeziefer gelebt. Das Klima hier sagt mir mehr zu.«
Alex fragte sich, ob die Verfasser des Testaments Ben womöglich deshalb von vorneherein ausgeschlossen hatten, weil er nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war.
»Ich hab gehört, im Herbst soll es drüben im Osten wunderschön sein«, meinte Alex.
Es wurde bald Herbst. Er fragte sich, ob es genug Land war, um sich für eine Weile abzusetzen, um alleine zu sein und zu malen. Von Zeit zu Zeit unternahm Alex gerne Wanderungen in der Wildnis, um ganz für sich zu sein und seiner Malerei zu frönen. Die Einfachheit dieser ursprünglichen Einsamkeit bot die Möglichkeit, sich ganz in den von ihm geschaffenen Landschaften zu verlieren.
»Über wie viel Land reden wir? Sind es wenigstens ein paar Morgen? Wie ich gehört habe, sollen einige Grundstücke in Maine ziemlich wertvoll sein.«
»Ja, an der Küste«, meinte Ben spöttisch. »Dieses Land liegt wie gesagt landeinwärts. Dort ist das Land lange nicht so wertvoll. Trotzdem …«
Behutsam, so als könnte es ihn plötzlich beißen, nahm Alex das Begleitschreiben in die Hand und begann, das juristische Kauderwelsch zu überfliegen.
»Trotzdem«, fuhr sein Großvater fort. »Ich würde behaupten, es reicht, um sich ein neues Auto zu kaufen.« Er
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