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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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verkneifen, als er auf den freien Hocker glitt. »Du hast eine seltsame Art, mich meine Mutter an meinem Geburtstag vergessen zu lassen.«
    Sofort bereute Alex seine Worte. Schon die Andeutung, er könnte seine Mutter an seinem Geburtstag vergessen wollen, schien unpassend.

    Ein verkniffenes Lächeln um die Lippen wandte sich Ben wieder seiner Werkbank zu und nahm einen Lötkolben zur Hand. »Betrachte es als mein Geburtstagsgeschenk.«
    Alex sah Rauchkringel aufsteigen, als sein Großvater das Ende eines langen, dünnen Metallrohrs an der Oberseite einer Blechabdeckung festlötete.
    »Was machst du da?«
    »Einen Extraktionskolben.«
    »Und was möchtest du extrahieren?«
    »Eine Essenz.«
    »Eine Essenz wovon?«
    Mürrisch wandte sich der alte Mann herum. »Manchmal kannst du eine Plage sein, Alexander, weißt du das?«
    Mit dem Heben einer Schulter deutete Alex ein Achselzucken an. »Ich war bloß neugierig, das ist alles.« Schweigend beobachtete er, wie der Lötzinn sich in flüssiges Metall verwandelte und um das Röhrenende legte.
    »Deine Wissbegier wird dich noch mal in Teufels Küche bringen«, meinte sein Großvater schließlich mit gesenkter Stimme.
    Alex senkte den Blick. »Ich erinnere mich, wie meine Mutter sagte – damals, bevor sie krank wurde -, ich hätte meine Wissbegier von dir geerbt.«
    »Damals warst du noch ein Kind. Alle Kinder sind wissbegierig.«
    »Aber du warst kaum noch ein Kind, Ben. Im Leben sollte es darum gehen, seiner Neugier nachzugeben, findest du nicht? Du warst jedenfalls immer wissbegierig.«
    Das einzige Geräusch in der Stille des Kellerraums war das leise Ticken des Plastikschwanzes der schwarzen Katze, der mit jeder Hin- und Herbewegung über der in ihrem Bauch eingelassenen Uhr das Verstreichen der Sekunden anzeigte.

    Noch immer über seine Werkbank gebeugt richtete Ben den Blick auf seinen Enkelsohn. »Es gibt Dinge auf dieser Welt, welche die Wissbegier herausfordern«, erklärte der alte Mann mit leiser, geheimnisvoller Stimme. »Dinge, die keinen rechten Sinn ergeben, die nicht so sind, wie sie erscheinen. Deswegen habe ich dir das beigebracht – damit du vorbereitet bist.«
    Ein Kribbeln kroch zwischen Alex’ Schulterblättern hoch. Der unterkühlte Ton seines Großvaters glich einer Tür, die sich einen Spalt weit öffnete, eine Tür zu Orten, die sich Alex nicht einmal ansatzweise vorzustellen vermochte – zu Orten, die nichts mit der Welt unbekümmerten Staunens gemein hatten, aus der Bens Leben für gewöhnlich zu bestehen schien. Es war die Kehrseite der Unbekümmertheit.
    Alex war sich durchaus bewusst, dass sein Großvater trotz seiner ewigen Basteleien nie wirklich etwas herstellte, jedenfalls nicht im landläufigen Sinn. Weder bastelte er ein Vogelhaus, reparierte er eine Fliegengittertür, noch schweißte er aus Metallschrott Grünanlagenkunst zusammen.
    »Was für eine Essenz extrahierst du denn?«
    Der alte Mann setzte ein undurchschaubares Lächeln auf. »Oh, wer weiß das schon, Alexander? Wer weiß?«
    »Du musst doch wissen, was bei deinem Versuch herauskommen soll!«
    »Etwas versuchen und es tun sind zweierlei«, murmelte Ben. Er blickte über seine Schulter und wechselte das Thema. »Also, was wünschst du dir nun zu deinem Geburtstag?«
    »Wie wär’s mit einem neuen Anlasser für meinen Wagen?« Alex verzog missvergnügt den Mund. »Nicht alle alten Dinge sind fantastisch. Frauen sind nicht eben beeindruckt von einem Kerl, dessen Jeep jedes zweite Mal nicht anspringt. Sie würden lieber mit jemandem mit einem richtigen Auto ausgehen.«

    »Aha«, machte der alte Mann und nickte bei sich.
    Alex erkannte, dass er, ohne es zu wollen, ebenjene Frage beantwortet hatte, der er beim Hereinkommen noch hatte aus dem Weg gehen wollen. Außerdem fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Bethany zurückzurufen, was allerdings eher auf bewusstes Vermeiden denn auf Vergesslichkeit zurückzuführen war.
    »Wie auch immer.« Alex stützte sich mit einem Arm auf der Werkbank ab. »Sie ist nicht mein Typ.«
    »Du meinst, sie hält dich für zu … wissbegierig?« Der alte Mann lachte leise vor sich hin, ganz angetan von seinem Scherz.
    Alex warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Nein, was ich meine ist, sie zieht lieber durch die Clubs und betrinkt sich, als etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie will mich doch tatsächlich an meinem Geburtstag betrunken machen. Das Leben hat nun wirklich mehr zu bieten als diese ständige Feierei.«
    »Und das wäre?«, hakte

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