Das Gesetz der Vampire
verwandelten Vampir wieder zu einem Menschen zu machen. Es wäre jedenfalls einen Versuch wert, sie zumindest mal zu fragen.«
»Dir ist natürlich klar, welchen Einfluss auf, beziehungsweise welche Folgen es für deine Beziehung zu Ashton hätte, wenn er tatsächlich wieder ein Mensch würde«, erinnerte Gwynal sie.
Stevie zuckte mit den Schultern. »Ich kann, wie du weißt, auch zu einem sterblichen Menschen eine funktionierende Beziehung haben«, erinnerte sie ihn, und es klang beinahe trotzig. »Zum anderen bin ich davon überzeugt, dass Ashton, wenn er die Wahl hätte, sich trotzdem dafür entscheiden würde, ein Vampir zu bleiben.«
»Das Problem ist nur«, stimmte Sean ihr zu, »dass er im Moment gar keine Wahl hat, und das verkraftet ein Mann wie er schlecht.« Er nickte zustimmend. »Ruf Sam an, Stevie, und frag sie, ob sie Ashton helfen kann. Einen Versuch ist es wert, denn sonst gewinnt er nur schwer oder sogar niemals seinen Seelenfrieden zurück.«
Stevie griff zufrieden lächelnd zum Handy.
***
Ashton presste wütend die Lippen zusammen, als es an seiner Zimmertür klopfte. Er empfand es regelrecht als Belästigung, dass man ihn nicht in Ruhe ließ, obwohl er ausdrücklich darum gebeten hatte.
»Lasst mich verdammt noch mal zufrieden!«, knurrte er aufgebracht und machte sich nicht die Mühe zu erspüren, wer vor seiner Tür stand. Wahrscheinlich war es Stevie.
»Tun wir aber nicht, du Sturschädel«, sagte eine Frauenstimme direkt neben ihm. Bevor Ashton richtig begriffen hatte, dass es Sam war, hatte sie ihn schon am Arm gepackt.
Im nächsten Moment stand sie mit ihm im Wohnzimmer. Er riss sich von ihr los, sprang zurück, grollte wütend und fauchte sie an wie ein Raubtier, wobei seine Reißzähne reflexartig vorsprangen. Sam quittierte das mit einem wölfischen Grinsen. Ihre Augen flammten rot auf. Eine starke Kraft traf ihn wie ein Schlag vor die Brust und schleuderte ihn gegen die Wand hinter sich.
»Mit mir legst du dich besser nicht an, Jungchen«, riet ihm die Dämonin unbeeindruckt. »Aber wenn du eine Runde Sparring brauchst, um dich abzureagieren, können wir das draußen erledigen, damit die Einrichtung hier keinen Schaden nimmt.«
»Ich will in Ruhe gelassen werden!«, zischte er immer noch aufgebracht, zog seine Reißzähne aber wieder ein. Er rappelte sich auf, brachte seine Wut unter Kontrolle und wollte zur Tür.
Sam stand davor und blockierte sie, noch ehe er sie erreicht hatte. »Ist er immer so stur?«, fragte sie die anderen Vampire über seine Schulter hinweg.
»Oh ja!«, bestätigte Gwynal in einem leidgeprüften Tonfall.
»Ashton, Sam kann dir vielleicht helfen«, sagte Stevie ruhig.
»Vielleicht«, schränkte die Dämonin ein und deutete auf die Couch. »Ich bin zwar ein Sukkubus, aber ich besitze auch magische Heilkräfte, wie du weißt. Ich habe allerdings noch nie ausprobiert, ob ich einen verwandelten Vampir damit heilen kann, aber die Möglichkeit besteht. Deshalb hat Stevie mich hergebeten und«, sie warf der Vampirin einen strafenden Blick zu, »mich ausnahmsweise mal nicht beim Mitternachtssnack unterbrochen. Setz dich auf die Couch, Ashton. Ich will mal was versuchen.« Sie nickte Sean zu. »Sean, du bist ein geborener Vampir. Setz dich neben ihn, damit ich einen Vergleich habe.«
»Jawohl, Ma’am«, sagte Sean ergeben und nahm grinsend auf der Couch Platz.
»Was hast du vor?«, fragte Ashton misstrauisch.
Obwohl er sich davon hatte überzeugen können, dass Sam auf der Seite der Guten stand, traute er ihr dennoch nicht. Sie war eine Dämonin, und nach allem, was er über Dämonen je gehört hatte, gab es so etwas wie einen guten Dämon nicht, außer er wäre tot. Andererseits hatte er dasselbe auch mal von Vampiren geglaubt, und es hatte sich als ein fataler Irrtum erwiesen. Er setzte sich neben Sean.
»Ich will mich erst mal mit der vampirischen Physiognomie vertraut machen«, antwortete Sam.
Sie hockte sich vor die Couch auf den Boden, ergriff Seans Hand und nahm auch die von Ashton. Danach schloss sie die Augen und versank in einer Art Trance.
»Erstaunlich!«, fand sie, als sie sie zehn Minuten später wieder öffnete und die beiden Männer losließ. »Wenn ich nicht wüsste, wer von euch der geborene und wer der verwandelte Vampir ist, so könnte ich es nicht sagen. Abgesehen von den individuellen genetischen Unterschieden zwischen euch, seid ihr identisch. Womit ich meine, dass es keinen Unterschied mehr zwischen Geborenen und
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