Das Gesetz der Vampire
Schliche hatten kommen können, denn er war extrem vorsichtig gewesen. Um die Sache wirklich wasserdicht zu machen, hatte er seine Geliebte und Vertraute Vanessa DaSilva, die Kontakte zur dunklen Hälfte der magischen Gemeinschaft besaß, damit beauftragt, mit deren Hilfe eine Methode zu finden, die verhinderte, dass die Macht der Wächter ihn, sie oder irgendeinen anderen von ihr angeheuerten Handlanger zwingen konnte, ihnen zu verraten, was sie wussten.
Vergebens. Wie ihm seine Informantin in New York berichtet hatte, war es den Wächtern mit Hilfe der gesamten New Yorker Kolonie gelungen, Vanessa zu brechen, die ihn preisgegeben und sich gerade rechtzeitig umgebracht hatte, bevor sie auch noch das Armageddon-Projekt verraten musste. Das Attentat auf Peters war vereitelt worden, und zu allem Überfluss hatte GlobalTech jetzt eine offizielle Untersuchung am Hals. Damit war die Firma für Phelps wertlos.
Es hätte einfach nicht so laufen dürfen. Es hätte, verdammt noch mal, funktionieren müssen. Es hätte …
Aber es hatte nicht, und jetzt waren die Wächter hinter ihm her. So blieb ihm nur noch eine einzige Option, wenn er nicht in absehbarer Zeit vor das Tribunal des Wächterrates gezerrt werden wollte. Das bedeutete, dass »Armageddon« nun höchste Priorität besaß, wollte er nicht für den Rest seines unsterblichen Lebens auf der Flucht sein.
Zuerst aber musste er die gefährlichsten seiner Feinde aus dem Weg räumen: Sean und Vivian O’Shea, Gwyn Harper und Stevie Price.
8
Ashton stand am Fenster seines Zimmers in Seans Haus in Atlanta und starrte hinaus in die Nacht. Er kam sich wieder einmal vollkommen nutzlos vor, was nicht gerade dazu beitrug, seine innere Ruhelosigkeit zu dämpfen.
Seit ihrer Rückkehr aus New York war eine Woche vergangen. Sean hatte ihm das Gästezimmer, in dem er Ashton bei seiner ersten Ankunft hier einquartiert hatte, als permanenten Wohnraum überlassen.
»Dieses Zimmer ist ab sofort dein Zuhause bei uns«, hatte er ihm mitgeteilt und ihm einen eigenen Hausschlüssel gegeben. »Du kannst es dir einrichten, wie du wünschst, und wir werden es immer für dich bereithalten und nie verändern. Du kannst jederzeit kommen und bleiben, wann und so oft du willst.«
Da Ashton nicht mehr in sein eigenes Haus zurückkehren konnte, war dies nun tatsächlich das einzige Zuhause, das er besaß. Es widerstrebte ihm allerdings, sich hier häuslich einzurichten, was nicht nur daran lag, dass er immer noch nicht wusste, wie er seine Zukunft gestalten sollte. Lediglich in einem Punkt war er sich inzwischen sicher. Er würde sein Leben nicht beenden, sobald die neunzig Tage vorüber waren, die er Gwynal zugesichert hatte, sonst würde er Stevie das Herz brechen. Sie bedeutete ihm inzwischen zu viel, als dass er ihr das antun könnte.
Er führte viele Gespräche mit Sean, den er tatsächlich als eine Art Vater zu sehen begann. Der alte Vampir drängte ihn zu nichts, gab ihm aber eine Reihe von guten Ratschlägen, wie er sich ein neues Dasein aufbauen konnte. Unter anderem hatte er ihm die Adresse einer Vampirin gegeben, bei der Ashton sich eine andere Identität beschaffen und sämtliche Spuren seiner Existenz für die Jäger von PROTECTOR auslöschen konnte. Ashton wollte davon allerdings noch keinen Gebrauch machen, solange noch die Hoffnung bestand, dass er vielleicht wieder ein Mensch werden konnte oder ein Identitätswechsel unumgänglich wäre.
Der Plan, die Ressourcen der Wächter und der Detektei dauerhaft zu vereinen, war gescheitert. Shepherd hatte falsch gespielt und offensichtlich von Anfang an gar nicht vorgehabt, dergleichen überhaupt in Erwägung zu ziehen. Obwohl die Zentrale in London das tatsächlich mit Interesse, wenn auch gebotener Vorsicht zur Kenntnis genommen hatte, wie Ashton inzwischen von Harry erfahren hatte. Den hatte Shepherd umgehend gefeuert, nachdem es den Jägern nicht gelungen war, Ashton und die anderen zu vernichten.
Harry hatte der Zentrale seinen Bericht über die Zusammenarbeit mit den Wächtern und Ashton geschickt, der sich tatsächlich derart gravierend von dem Shepherds unterschied, dass man ein Komitee nach New York schickte, um die Angelegenheit zu untersuchen. Harry gab sich zuversichtlich, dass sich danach einige Dinge bei PROTECTOR ändern würden, vielleicht auch zu Ashtons Vorteil.
Daran mochte Ashton allerdings nicht glauben. Er war, seit er verwandelt worden war, von PROTECTOR und seinen ehemaligen Kollegen derart nachhaltig
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