Das Gesetz der Vampire
lähmte – schickte den Vampir betäubt zu Boden.
Sam atmete auf, heilte ihre Wunde vollständig und sah sich in dem Zimmer um. Als Privatermittlerin mit langjähriger Erfahrung brauchte sie nicht einmal ihre magischen Kräfte zu bemühen, um alle relevanten Dinge auf einen Blick zu erfassen und vor allem auch die Orte zu finden, an denen Phelps seine wichtigen Unterlagen versteckt hatte, die nicht gleich jedem, der das Zimmer betrat, ins Auge fallen sollten. Sie packte sie mit seinem Laptop zusammen in eine Tasche. Bevor sie mit dem Vampir verschwand, wie sie gekommen war, erschuf sie noch einen Homunkulus, der Phelps aufs Haar glich und der am nächsten Morgen regulär aus dem Hotel auschecken würde, bevor er sich irgendwo unbeobachtet buchstäblich in Luft auflöste, damit der Vampir nicht noch bei der Polizei auf die Liste vermisster Personen geriet. Anschließend lieferte sie Phelps wie einen Sack Schmutzwäsche bei Sean ab.
***
Ashton und die Wächter saßen im Hinterzimmer des Black Magic und besprachen ihr weiteres Vorgehen, als Sam unvermittelt in ihrer Mitte auftauchte und ihnen Phelps reglerecht vor ihre Füße warf.
»Da ist er und unversehrt wie gewünscht; abgesehen von den Kopfschmerzen, die er wohl haben wird, sobald er aufwacht. Und hier sind ein paar Dokumente, die euch interessieren dürften.«
Die Vampire, die ausnahmslos alarmiert zusammengezuckt waren, entspannten sich wieder.
»Verdammt, Sam, kannst du nicht wie normale Leute die Tür benutzen?«, beschwerte sich Stevie. »Irgendwann werde ich deinetwegen noch mal einen Herzinfarkt bekommen.«
»Vampirin und Herzinfarkt – das möchte ich sehen!«, spottete Sam trocken, wurde aber gleich wieder ernst. »Phelps war gerade dabei, den finalen Schlag gegen euch Wächter vorzubereiten. Euer Einverständnis vorausgesetzt, sammele ich sämtliche Reste des Armageddon-Giftes ein und vernichte sie.«
»Bitte tu das, Sam«, stimmte Sean zu. »Sonst werden wir uns nie wieder sicher fühlen können.«
»Kein Problem«, versicherte die Dämonin. »Außerdem werde ich den Zauber brechen, der verhindert, dass ihr Phelps Handlanger aufspüren könnt. Dauert nur eine Weile. Falls ich darüber hinaus nicht noch was für euch tun kann, würde ich danach gern wieder zu meinen eigenen Angelegenheiten zurückkehren.«
»Nur zu, Sam, und vielen Dank für alles! Ohne dich wären wir nicht nur inzwischen tot, sondern unsere ganze Gemeinschaft in großer Gefahr. Ebenso unzählige Menschen.«
Sam winkte ab. »Dafür stehe ich eines Tages vor eurer Tür und fordere eine ganze Reihe von Gefallen ein. Ansonsten: gern geschehen.« Sie wurde abrupt ernst. »Da ist noch etwas, das ihr unbedingt wissen müsst. Als ich in Phelps’ Haus war, um seine Spur zu finden, bin ich dort auf ein paar Ghouls gestoßen sowie auf die Überreste von menschlichen Leichen, mit denen er die Ghouls gefüttert hat. Abgesehen von der Verwerflichkeit seiner Taten als solcher finde ich das insofern bedenklich, als dass kein Vampir unter normalen Umständen jemals Macht über Ghouls haben kann. Natürlich könnte Darkwings Dämon den Kontakt hergestellt haben, aber da bin ich mir nicht so sicher. Außerdem braut sich was zusammen in der Unterwelt, und ich glaube, dass Phelps’ Machenschaften direkt oder indirekt damit zu tun haben.«
»Wie es bisher aussieht, wollte Phelps sich ein Wirtschaftsimperium erschaffen und die Herrschaft über die Vampire übernehmen. Beides nur zum Zweck seiner persönlichen Machtgewinnung und Bereicherung«, war Vivian überzeugt.
Sam wiegte zweifelnd den Kopf hin und her. »Möglich, dass es nur darum geht. Mir gibt allerdings der Zeitpunkt der ganzen Aktion zu denken. Phelps ist nach meinen Informationen um die vierhundert Jahre alt. In der Zeit unmittelbar nach seiner Verwandlung zum Vampir beziehungsweise in dem Jahrhundert danach wäre es ihm aufgrund der politischen und sozialen Strukturen in der Welt damals sehr viel leichter gefallen, sich ein eigenes Königreich zu erschaffen. Falls das sein einziges oder doch primäres Ziel wäre, so war es ziemlich unklug von ihm, mit der Verwirklichung dieser Pläne bis heute zu warten, wo wir in einer Zeit leben, in der Monarchien nur noch Fossilien sind und ohnehin jede Form von absoluter autokratischer Machtübernahme zumindest in den Industriestaaten nahezu unmöglich ist. Phelps ist nicht so dumm, seine Ressourcen und sonstigen Kräfte in aussichtlosen Unternehmungen zu verschwenden.« Sie schüttelte
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