Das Gesetz der Vampire
diesbezüglichen Erfolgsaussichten keine Illusionen. Selbst wenn der Alte nicht von drei Leibwächtern umgeben gewesen wäre, hätte Ashton kaum eine Chance gegen ihn gehabt. Erst recht nicht ohne seine Waffen, die sie ihm natürlich abgenommen hatten.
»Nein danke. Was immer Sie mit mir vorhaben, bringen wir es hinter uns. Je schneller ich diese furchtbare Existenz beenden kann, desto besser.«
Gwynal schüttelte den Kopf. »Was für ein trauriger Wunsch! Es gibt Menschen, die würden alles geben, um an deiner Stelle zu sein und die Vorteile der vampirischen Existenz genießen zu dürfen: ewiges Leben, Immunität gegen Krankheit, unglaubliche Kraft, geschärfte Sinne und so weiter. Wir wollen dich nicht töten, Ashton«, versicherte er ernst und winkte die drei anderen Vampire hinaus, die ohne zu zögern den Raum verließen. »Wir wollen dir helfen, dich in deiner neuen Existenz zurechtzufinden und trotz der Veränderungen gut und vor allem sicher zu leben.«
»Ich will diese Existenz nicht!«, fuhr Ashton ihn an. »Ich habe sie nie gewollt.«
»Ich weiß. Sie ist dir aufgezwungen worden, und man hat damit ein großes Unrecht an dir begangen, um nicht zu sagen ein Verbrechen. Allerdings kein größeres als das, welches du an uns begangen hast.«
Ashton schnaufte verächtlich. »Seit ich gesehen habe, wie einer von euch meine Frau ermordet hat und erkennen musste, dass Vampire tatsächlich existieren, habe ich nichts anderes getan, als unschuldige Menschen davor zu beschützen, von euch als Nahrungsquelle missbraucht zu werden. Ich kann darin nicht das mindeste Unrecht erkennen, geschweige denn ein Verbrechen.«
Gwynal nickte zustimmend. Er stützte die Ellenbogen auf die Sessellehnen und faltete die Hände vor sich. Ashton sah, dass er ebenso wie die drei anderen Vampire einen auffallenden Goldring mit einem großen Rubin an der rechten Hand trug.
»Ja, als menschlicher Jäger hast du ausschließlich die erwischt, die unsere Gesetze gebrochen und sich an Menschen vergriffen haben. Cronos war die einzige Ausnahme. Aber seit du selbst ein Vampir bist, hast du wahllos alle ermordet, die du finden konntest, und die waren fast alle unschuldig.«
»Vampire und unschuldig? Dass ich nicht lache!« Ashton war nicht bereit, sich von diesem Vampir einwickeln zu lassen. »Sagen Sie endlich, was Sie von mir wollen, und dann machen Sie ein Ende.«
Gwynal schmunzelte nachsichtig. »Das eine vereinbart sich aber nicht mit dem anderen, Ashton.« Er wurde wieder ernst. »Wir beide stehen auf derselben Seite. Wir versuchen, die Menschen zu beschützen und jagen die Verbrecher unter uns. Bei uns ist das die Aufgabe der Wächter. «
Ashton schüttelte den Kopf. »Menschen beschützen?«, höhnte er. »Ihr ernährt euch von Menschen, und ich kann und will mich niemals an Menschen vergreifen, nur um selbst am Leben zu bleiben.«
»Das ist auch nicht nötig und außerdem strengstens untersagt. Immerhin dürftest du gerade am eigenen Leib erfahren haben, dass Tierblut überaus nahrhaft für uns ist. Du hast einige vollkommen falsche Vorstellungen von uns und musst unsere Art zu leben erst kennenlernen, bevor du entscheiden kannst, ob du deine neue Existenz wirklich wegwerfen willst.«
»Ich will mich auch nicht von Tierblut ernähren«, erklärte Ashton stur. »Ich will dieses unwürdige Dasein beenden! Entweder durch den Tod oder ...« Er zögerte und blickte Gwynal abschätzend an. Einerseits widerstrebte es ihm, sich mit diesem Vampir zu unterhalten, andererseits war er der Einzige, der ihm gewisse Informationen geben konnte. »Ich habe gehört, dass es vielleicht ein Heilmittel gibt, das mir meine Menschlichkeit zurückgeben kann. Wissen Sie etwas darüber?«
Der Vampir legte die Fingerspitzen aneinander und blickte Ashton mit leicht geneigtem Kopf nachdenklich an.
»Menschlichkeit«, wiederholte er langsam. »Wie definierst du Menschlichkeit?«
Ashton wurde langsam wütend und reagierte entsprechend gereizt. »Hören Sie, Clàrsair, ich bin nicht in der Stimmung, mit Ihnen philosophische Diskussionen zu führen.«
»Oh, aber diese philosophische Diskussion ist notwendig. Ich muss wissen, was genau du unter ›Menschlichkeit‹ verstehst, um dir deine Frage beantworten zu können.«
Ashton presste verärgert die Lippen zusammen. »Okay, ich kann verstehen, dass diese Situation für Sie eine enorme innere Befriedigung darstellt und Sie sie deshalb genießen. Aber ich begreife nicht, wie meine Definition von
Weitere Kostenlose Bücher