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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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als er verneinte.
    Sie zog ihn in eine um diese Zeit leere Seitenstraße, legte die Arme um ihn und war mit ihm in der Luft, ehe er reagieren konnte. Ashton schloss die Augen, denn die Geschwindigkeit, mit der sie flogen, machte ihn schwindelig. Er musste allerdings zugeben, dass es etwas Berauschendes an sich hatte, vogelgleich durch die Luft zu fliegen und verspürte sogar einen Anflug von Bedauern, als es vorbei war und Stevie mit ihm in einem menschenleeren Hinterhof landete, von dem aus sie zu Fuß zu ihrer Wohnung gingen. Sie wohnte nur ein paar Blocks von Gwynals Haus entfernt in einem ganz normalen Mietshaus.
    »Hast du noch Hunger?«, fragte sie, als sie die Wohnungstür aufschloss. »Ich kenne ein Restaurant, das von einem Vampir betrieben wird, in dem es eine Reihe Spezialitäten für uns gibt und auch normales Essen passend für unseren Geschmack zubereitet wird. Wir können hingehen, wenn du willst oder uns was schicken lassen. Am Anfang ist diese Art von Nahrung für jeden Neuen die beste Möglichkeit, sich auf Blut umzustellen.«
    Ashton schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe für heute genug.«
    Stevie wies beiläufig auf die Couch, und er setzte sich.
    »Hör mal, wenn du nicht meine Mentorin sein willst, dann verstehe ich das sehr gut. Ich akzeptiere gern jemand anderen als Lehrer, wenn dir das lieber ist.«
    »Das wäre es durchaus, aber Gwyn hat nun mal mich mit diesem Job betraut. Also erledige ich ihn so gut ich kann.«
    Ashton ging nicht darauf ein. »Gibt es hier ein preiswertes Hotel, in dem ich für die Zeit des, hm, Unterrichts wohnen kann?«
    Sie blickte ihn ausdruckslos an, ehe sie den Kopf schüttelte. »Du kannst hier bleiben und auf der Couch schlafen. Für einen Umzug ins Hotel ist es noch zu früh. Solange du deine vampirischen Sinne und Fähigkeiten noch nicht beherrschst, kann ich es nicht verantworten, dich allein herumlaufen zu lassen.«
    Mit diesem Angebot hatte Ashton nicht gerechnet. »Danke, dass du mich trotz deiner Abneigung gegen mich bei dir aufnimmst.«
    »Nun, es wird dich vielleicht überraschen«, antwortete Stevie mit feiner Ironie, »aber ich bin kein Mensch. Wir Vampire sehen die Dinge anders, empfinden anders und haben – zwangsläufig – ganz andere Prioritäten und Moralvorstellungen. Außerdem wird man im Laufe der Jahrhunderte abgeklärter. Ich hasse dich nicht einmal, obwohl Cronos eine Zeitlang mein Geliebter war und ich ihn als Freund sehr vermisse. Wenn du die Wahrheit wissen willst: Ich kann dich zwar nicht leiden und empfinde auch einen gewissen Abscheu vor dir, aber das hat keinen Einfluss auf meine Aufgabe als Wächterin oder als deine Mentorin.«
    Ashton starrte sie an und schüttelte schließlich stumm den Kopf. Er war in der Tat außerstande, das nachvollziehen zu können.
    »Das ist verwirrend für dich, ich weiß«, sagte Stevie ruhig und setzte sich in einen Sessel ihm gegenüber. »Das war bei mir genauso, nachdem ich verwandelt wurde.«
    »Du bist keine geborene Vampirin?«
    »Nein. Ich wurde im Jahre 1469 in Florenz geboren als Stefana da Priccioni und uneheliches Kind von Lorenzo ›il Magnifico‹ di Medici. Mit siebzehn wollten sie mich in ein Kloster abschieben, weil meine Familie kein Geld für eine angemessene Mitgift hatte, denn ich war die Jüngste von sechs Schwestern. Allein die Vorstellung, mein Leben eingesperrt hinter Klostermauern zu verbringen, war der reinste Horror für mich. Deshalb ging ich zu einem Giftmischer und kaufte Gift, mit dem ich mich umbringen wollte. Er gab mir einen Becher Wein zu trinken, der mich erlösen sollte.«
    »Und in dem war das Blut eines Vampirs«, vermutete Ashton. Immerhin erklärte das, warum Stevie so unglaublich jung aussah. Dass sie darüber hinaus auch eine ausgesprochen schöne Frau war, entging ihm ebenfalls nicht. Ihre Züge wirkten aristokratisch, und ihr schwarzes Haar glänzte wie Rabenflügel. Lediglich der kalte Ausdruck ihrer nussbraunen Augen störte die Harmonie dieses Bildes.
    Sie nickte. »Der Giftmischer war selbst ein Vampir und brauchte eine neue Gespielin, nachdem seine vorherige sich von ihm getrennt hatte.« Sie seufzte. »Statt des ersehnten Todes bekam ich das ewige Leben in der Dunkelheit der Nacht. Als ich begriff, was er mir angetan hatte und welche Konsequenzen das haben würde, war ich völlig verzweifelt und wollte mich umbringen, denn der endgültige Tod schien mir bei weitem erstrebenswerter als ein Dasein als Vampir.« Sie warf Ashton einen wissenden Blick

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