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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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hinterlassen.«
    »Ich könnte dir auch so etwas wie Haushaltsgeld für Kost und Logis zahlen«, schlug er vor. »Falls dir das recht ist.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Das wäre auch eine Möglichkeit. Kannst du halten, wie du willst.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Couch. »An die Arbeit.«
    Ashton nahm gehorsam Platz, und Stevie setzte sich in den Sessel ihm gegenüber. Sie nahm mit einer überaus anmutigen Bewegung den Lotossitz ein und warf mit einer nicht minder anmutigen Bewegung ihr langes Haar zurück.
    »Der Trick, unsere hypersensiblen Sinne zu dämpfen, besteht in einer im Grunde genommen einfachen Meditationstechnik«, erklärte sie ihm. »Die zu beherrschen erfordert allerdings einige Übung. Schließ die Augen und stelle dir ganz plastisch vor, dass du unter einer Glasglocke sitzt, die so dick ist, dass sie alle Sinneseindrücke nur in erträglichem Maße zu dir durchlässt.«
    »Das ist alles?«, entfuhr es Ashton verblüfft.
    Stevie schnitt eine Grimasse. »Ja, das ist alles. Aber es ist längst nicht so leicht, wie es sich anhört.«
    Das konnte Ashton nur bestätigen, nachdem er es eine halbe Stunde mit sehr mäßigem Erfolg versucht hatte. »Ich ziehe die Bemerkung zurück«, sagte er reumütig, als er die Augen wieder öffnete.
    Stevie starrte ihn mit einem Ausdruck an, den er nicht einordnen konnte. Sie schien erschüttert zu sein, beinahe fassungslos, verstört und wütend zugleich.
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«
    Sie schüttelte kurz den Kopf. »Es ist nichts«, sagte sie leichthin.
    Er wusste, dass das nicht stimmte und zermarterte sich das Gehirn, was er wohl entgegen ihrer Behauptung getan haben könnte, um sie derart zu verstimmen. Er hatte ihre Anweisungen genauestens befolgt und sich die größte Mühe gegeben, alles richtig zu machen.
    Für einen kurzen Moment hatte er während der Meditation das verwirrende Gefühl gehabt, dass er und Stevie einander berührten; nicht körperlich, sondern auf einer tiefen, geistigen Ebene. Aber das bildete er sich wohl nur ein. Wahrscheinlich war ihre seltsame Reaktion ein Ausdruck des Abscheus, den sie vor ihm empfand. Dieses Bewusstsein verursachte ihm ein profundes Unbehagen.
    »Die Beherrschung dieser Technik dauert ungefähr zwei bis drei Wochen, je nachdem wie lange und intensiv du übst«, wechselte Stevie das Thema, doch ihre Stimme zitterte. »Sie ist wirklich effektiv. Und du musst ja auch ein bisschen was zu tun haben, wenn ich zur Arbeit gehe.«
    »Du arbeitest?«
    »Natürlich«, knurrte sie. »Oder hast du gedacht, dass wir alle in die Nacht hinein leben und auf der faulen Haut liegen? Das können wir uns gar nicht leisten. Schließlich müssen auch Vampire Miete zahlen, sofern sie nicht wie Gwynal Promis sind und über ein eigenes Haus und wie er sogar über einen Privatjet verfügen.«
    »Gwynal ist ein Promi?« Ashton konnte es kaum glauben. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie Vampire eigentlich lebten, ob sie arbeiteten oder Familien hatten oder wie sie überhaupt ihr nächtliches Dasein fristeten.
    »Er ist Soloharfenist«, erklärte Stevie, »und verdient mit seinen Konzerten und verkauften CDs verdammt gut.«
    »Und du?«
    »Ich bin Nachtwächterin in einer Maschinenfabrik. Und bevor du dich wunderst: Ich habe wegen eines angeblichen Todesfalls in der Familie offiziell Urlaub genommen, um dich unterrichten zu können. Eine Woche wird genügen, dir die Grundbegriffe beizubringen. Der Rest ist, wie ich schon sagte, Übung. Dafür brauchst du mich nicht. Ich werde allerdings jeden Tag deine Fortschritte prüfen. Und eine Warnung vorweg: Ich lasse keine faulen Ausreden für Nachlässigkeit gelten.«
    Ashton zuckte mit den Schultern. »Keine Einwände. Ich bin nicht der Typ, der irgendwas halbherzig tut.«
    Sie sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an. »Es könnte ja sein, dass du der Meinung bist, die vampirischen Fähigkeiten nicht erlernen zu müssen, weil du dein Leben ja ohnehin in neunzig Tagen wegwerfen willst.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das hat darauf keinen Einfluss. Schließlich muss ich die neunundachtzig Tage bis dahin noch überstehen, und ich begrüße alles, was mir diese Zeit ein bisschen erträglicher macht, als sie im Moment zu werden scheint.«
    Stevie sagte dazu nichts und fuhr mit ihrem Unterricht fort, ehe sie nach drei Stunden entschied, dass es für diese Nacht genug wäre. Während sie sich beim Fernsehen entspannte, wusste Ashton nichts mit sich anzufangen.

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