Das Gesetz Der Woelfe
Hausmeisterin, die wie ein Schatten hinter ihr stand, und nahm ihre beiden Hände. Sie waren schmal und knochig, die Haut wie Papier. »Vielen Dank für Ihre Hilfe!«
Die kleine Frau senkte den Kopf: »Aber des ist doch selbstverständlich«, murmelte sie unangenehm berührt und löste ihre Hände aus Claras Griff.
Clara begleitete sie zur Tür, die noch immer offen stand. Davor lagen ihre Aktentasche und das Eis, das sie fallen gelassen hatte. Der Deckel war aufgeplatzt, und die geschmolzene Eiscreme hatte sich über ihren Fußabstreifer und den ganzen Treppenabsatz verteilt und begann bereits auf die Stufen darunter zu tropfen.
Clara schlug die Hände vors Gesicht: »Oh Gott! Ich muss das wegputzen, wenn die Polizei kommt …« Sie verharrte in der Stellung, und erneut kamen ihr die Tränen. Es schien ihr, als wäre das ausgelaufene Eis mehr, als sie ertragen konnte, eine Katastrophe, die der anderen hinzugefügt worden war, um ihr endgültig den Rest zu geben. Sie schluchzte auf. Doch Frau Manninger zog ihr mit einiger Kraftanstrengung die Hände vom Gesicht und schob sie mit sanfter Gewalt zurück in die Wohnung. »Sie machen da gar nix, Frau Niklas. Ich putz jetzt das Treppenhaus, und bis die Polizei kommt, is alles piccobello.« Dann drückte sie ihr die Aktentasche in die Hand und meinte abschließend: »Wenn S’ noch was brauchen, dann rufen S’ mich, gell?«
Clara nickte und umklammerte ihre Tasche. Frau Manninger warf ihr einen prüfenden Blick zu, sie schien abzuwägen, ob sie sie allein lassen könne, dann entschied sie sich dafür und ging rasch die Treppen hinunter, um ihr Putzzeug zu holen. Clara schloss langsam die Wohnungstür und lehnte sich erschöpft von innen dagegen. Sie wollte ins Bad gehen und sich das Gesicht waschen. Doch sie hatte nicht die Kraft dazu. Langsam sank sie in die Knie und blieb am Boden sitzen, mit dem Rücken an die Tür gelehnt. Nach einer Weile hörte sie, wie Frau Manninger die Treppe wieder heraufkam. Der Putzlappen wurde ausgewrungen, sie hörte das Wasser im Eimer plätschern und dann die regelmäßigen Wischbewegungen, mit denen sie den Boden säuberte. Der schrille Ton der Klingel direkt über ihrem Kopf ließ Clara hochfahren. Sie drückte auf den Türöffner und wischte sich ein letztes Mal über das Gesicht, in der Hoffnung, die Tränenspuren zu beseitigen. Dann ließ sie die zwei Polizeibeamten, die gerade über Frau Manningers Putzeimer kletterten, eintreten.
»Aha.« Der Beamte, der Claras Schilderung aufgenommen hatte, zwinkerte und rieb sich die Augen. »Woher wissen Sie denn, dass es ein Einbruch war?«, fragte er schließlich.
»Wie bitte?« Clara schaute ihn verständnislos an. »Ich sagte doch gerade, mein Hund wurde gestohlen und …«
»Ja, ja!« Der Beamte winkte lässig ab. »Das haben Sie uns schon erzählt. Aber soweit ich sehe, gibt es keinerlei Einbruchspuren, es wurde nichts durchsucht und nichts entwendet … außer Ihrem Hund.« Er las demonstrativ von seinem Notizblock ab: »Eine graue Dogge, die auf den Namen Elise hört.«
Clara starrte ihn an. Dann wandte sie ihren Blick dem zweiten Polizisten zu, der lässig an der Wand lehnte, die Daumen in seinen Hosenbund gehakt. Er grinste.
»Was gibt es da zu lachen?«, fauchte sie.
»Na, na, na!«, wies der sie zurecht. »Jetzt werden wir mal nicht aggressiv, junge Frau!«
» Ich bin nicht aggressiv, junger Mann«, gab Clara schnippisch zurück. Dann wandte sie sich wieder dem anderen Beamten zu: »Sie glauben mir also nicht?«
Der schüttelte abwehrend den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur die Fakten aufgezählt.«
»Aber Fakt ist auch, dass eingebrochen wurde! Und ich weiß auch, wer es war«, fügte Clara triumphierend hinzu.
»Ach?« Der Beamte schritt durch den Flur und blieb an der offenen Küchentür stehen. »Es kann doch auch sein, dass Ihr Hund davongelaufen ist, oder?« Sein Blick fiel auf die Whiskeyflasche und das halbvolle Glas auf dem Tisch. Er drehte sich mit bedeutungsvoller Miene zu seinem Kollegen um. »Sie haben getrunken?«, fragte er Clara.
»Nein«, antwortete Clara, und ihre Stimme zitterte vor Wut. Sie ging an den Beamten vorbei in die Küche und holte eine Schachtel Zigaretten aus der Besteckschublade. Mit fahrigen Fingern zündete sie sich eine an.
»Sie wollen also gar nicht wissen, wer bei mir eingebrochen hat?«, fragte sie. Der ältere Beamte schüttelte seufzend den Kopf, dann meinte er ergeben: »Doch, doch, schießen Sie los.«
»Sein
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