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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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Haftbefehl? Sie müssen mir das sagen, Herr Malafonte! Ich muss so etwas wissen!«
    Angelo Malafonte schüttelte den Kopf, doch er gab keine Antwort.
    »Reden Sie mit mir, verdammt!« Clara war versucht, mit dem Fuß aufzustampfen, doch sie drückte nur energischer als notwendig die Zigarettenkippe in den Aschenbecher.
    Der junge Mann wandte ihr sein blasses Gesicht zu und sagte: »Sie werden mich töten.«
    Clara spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. »Was …«, begann sie, bemüht, ihren Schrecken, der mehr durch Angelos Gesichtsausdruck, als durch seine Worte verursacht worden war, nicht zu zeigen. Doch in dem Moment rief sie eine blecherne Lautsprecherstimme in den Sitzungssaal.
     
    »Herr Angelo Malafonte. Geboren am 11. März 1983 in San Sebastiano in Kalabrien. Von Beruf Pizzabäcker. Wo wohnen Sie derzeit?«
    ...
    »Herr Malafonte?«
    »Ainmillerstraße 31, Pizzeria Napoli.«
    »Wollen Sie mich verarschen? Ihre Wohnungsadresse. Sie werden doch kaum hinter dem Tresen schlafen.« Richter Oberstein lachte.
    Als Malafonte die Bemerkung übersetzt bekam, zuckte er zusammen und sank, was kaum möglich war, noch tiefer in seinen Stuhl.
    »Ich darf Sie bitten, solche unsachlichen Bemerkungen zu unterlassen. Sie verunsichern meinen Mandanten unnötig«, wandte Clara scharf ein.
    »Und ich darf Sie darauf hinweisen, dass der Angeklagte verpflichtet ist, ordnungsgemäße Angaben zu seiner Person zu machen«, gab der Richter kühl zurück.
    Ein bittender Blick von Malafonte veranlasste Clara, nichts weiter zu erwidern. Vielleicht war es besser, die Sache nicht bereits zu Anfang eskalieren zu lassen.
    »Ich’abe Zimmer dort. Erste Stock«, antwortete Malafonte schließlich unbeholfen auf Deutsch.
    »Was verdienen Sie?«
    »Fünfhundert Euro. Und Zimmer und Essen.«
    »Und Zimmer und Essen. Aha.« Der Richter warf dem Staatsanwalt einen viel sagenden Blick zu, bevor er sich Notizen machte.
    »Wollen Sie zur Sache aussagen?«
    »Mein Mandant wird nicht aussagen …«, begann Clara, doch sie wurde von Malafonte unterbrochen: »Ich bin nicht gewese’, Herr Richter, ich gar nicht da, ich zuhause.«
    »Zuhause, so so.« Der Richter machte sich weiter Notizen, ohne Claras Einwurf zu beachten. »Wann war denn das?«
    »Herr Richter, mein Mandant wird von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen …«, versuchte Clara es noch einmal, wurde jedoch wieder von Malafonte unterbrochen: »In August.«
    Der Richter lachte, und auch der Staatsanwalt, ein blasser junger Mann mit Brille, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ihr Mandant scheint anderer Meinung als Sie zu sein, Frau Verteidigerin. Haben Sie ein Verständigungsproblem?«
    Clara wurde rot und schwieg. Sollte er sich doch um Kopf und Kragen reden, der Idiot.
    »Können Sie den Zeitraum etwas eingrenzen, Herr Malafonte?«
    Clara sah es kommen. Sie sah es an der Körperhaltung Malafontes. Seine Schultern rutschten nach vorne, seine Handflächen öffneten sich und tatsächlich: Den Blick auf seine Knie gerichtet, zuckte der junge Italiener ein wenig mit den Achseln: » No’ lo so .«
    »Ach, Sie wissen es nicht?« Obersteins Stimme war trügerisch sanft. »Nun, ist ja auch schon über ein halbes Jahr her. So etwas vergisst man leicht, besonders wenn man sich so dann und wann einen Joint reinzieht, nicht wahr?«
    Malafonte nickte, noch bevor Clara auch nur ein Wort des Protestes äußern konnte. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen.
    »Nur Konsum. Kleine Menge. Nicht strafbar.«
    Clara stöhnte innerlich und gab Malafonte unter dem Tisch einen Tritt. »Halten Sie endlich Ihre Klappe, verdammter Idiot«, zischte sie auf Italienisch. Die Übersetzerin warf ihr einen erschrockenen Blick zu.
    Richter Oberstein fletschte seine Zähne zu einem Haifischlächeln: »So, so, nicht strafbar. Hat Ihnen das Ihre Verteidigerin erzählt, oder haben Sie sich schon vorher schlau gemacht? Egal, ich werde Ihnen einmal erzählen, wie das bei uns läuft: In Bayern existiert diese Regel nicht, kapito? Das liegt nämlich im Ermessen des Richters, und der Richter in diesem Verfahren bin ich. Und für mich sind sieben Gramm Marihuana siebenmal Grund genug, Sie einzusperren.«
    Noch bevor Clara protestieren konnte, winkte Oberstein ab. »Genug getändelt, lassen Sie uns zur Sache kommen.«
    Während der Staatsanwalt in monotonem Singsang die Anklage verlas, redete Clara ihrem Mandanten ins Gewissen. Doch der schien gar nicht mehr aufnahmefähig zu sein. Er nickte zwar, aber

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