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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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sie sich sagte, es sei nicht Barletta gewesen, der ihr gefolgt war. Niemand habe sie verfolgt. Sie habe sich das alles nur eingebildet, weil sie sich von Angelos Reaktion habe verunsichern lassen. Es gab keinerlei Hinweis darauf, dass Barletta sie beobachtete. Elise war ruhig und entspannt, bellte kein einziges Mal an der Tür, und sooft Clara auch ans Fenster lief und hinausspähte, konnte sie nichts Verdächtige bemerken.
    Am Sonntagabend rief Willi bei ihr an und wollte wissen, ob sie noch auf einen Sprung ins Murphy’s käme. »Wir würden gerne mit dir auf deinen tapferen Einsatz für die Gerechtigkeit anstoßen«, meinte er.
    »Wer ist wir ?«, wollte Clara misstrauisch wissen.
    »Habe ich wir gesagt?« Willi klang verlegen. »Egal. Kommst du?«
    Sie konnte es nicht ewig aufschieben. Sie konnte Mick nicht ewig aus dem Weg gehen, es sei denn, sie wechselte die Stammkneipe und damit auch gleich ihre Freunde. Kein guter Deal. Außerdem brauchte sie dringend ein wenig Ablenkung, um nicht wieder den ganzen Abend vor sich hin zu brüten. »Ist gut«, gab sie daher zurück und begann, sich bereits jetzt gegen alle Schmetterlings- und sonstigen Gefühle zu wappnen.
    Zum verabredeten Zeitpunkt stand Clara noch immer vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer. Sie hatte in ihrem durchaus umfangreichen Kleiderschrank nichts Passendes gefunden. Ausnahmslos alles, was sie anprobierte, ließ sie zu dick, zu klein, zu alt, zu jugendlich, zu extravagant, zu anwaltsmäßig, zu schlampig oder sonst wie unpassend wirken. Hinzu kam, dass ihre Haare beschlossen hatten, das feuchte Wetter zum Anlass zu nehmen, um sich hemmungslos und ohne Rücksicht auf Claras verzweifelte Kämmversuche um ihren Kopf zu kringeln wie die Schlangen um Medusas Haupt. Clara starrte ihr blasses Gesicht unter der Wolke braunroten Kraushaares an und seufzte. »Was tust du hier eigentlich, Clara Niklas, bist du ein Teenager oder was?«, murmelte sie plötzlich peinlich berührt und ließ die Bürste ins Wachbecken fallen. Dann schlüpfte sie in ihre alte Jeans und ihren Lieblingspullover, von dem sie zumindest wusste, dass er gut zu ihren grünen Augen passte, und ging mit Elise im Schlepptau aus der Wohnung.
    Als Clara sehr viel später als beabsichtigt endlich vor der grün gestrichenen Tür des Pubs stand, verließ sie der Mut, und sie fühlte sich tatsächlich wie ein Zahnspangen tragender Teenager vor der ersten Tanzstunde. Elise sah sie erstaunt an, als sie begann, vor den Fenstern auf und ab zu gehen. Durch die gewölbten Scheiben konnte sie nur die verschwommenen Köpfe der Gäste, jedoch keine Gesichter ausmachen. Willi war nicht zu sehen. Hinter der Theke hantierte eine Gestalt. Es musste Mick sein. Also war er da. Er war eigentlich immer da. Sie nestelte an ihrer Tasche herum. Seit ihrem Treffen mit Staatsanwalt Killesreiter hatte sie nicht mehr geraucht und sogar mit dem Gedanken gespielt, ganz aufzuhören. Doch dieser Vorsatz löste sich gerade in nichts auf. Sie zog eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. Rauchend setzte sie sich auf den Fahrradständer neben der Tür. »Ich bin ziemlich bescheuert«, meinte sie zu Elise gewandt und blies den Rauch nach oben in den feinen Nieselregen, der mit Freude auf ihr Haar heruntertröpfelte. Natürlich hatte sie ihren Schirm vergessen. »Kannst du glauben, dass ich Angst davor habe, da reinzugehen? Nach allem, was passiert ist, nach Barletta, Richter Oberstein …« Sie zog nachdenklich an ihrer Zigarette. »Sollen wir nicht lieber wieder heimgehen, was meinst du?« Elise schüttelte sich nachdrücklich. Ihr Fell war nass, und ihr wurde langsam kalt. Effektvoll begann sie an den Hinterläufen zu zittern und näherte sich hoffnungsfroh der grünen Tür, den Blick immer auf ihr Frauchen gerichtet, das sich heute Abend sehr seltsam benahm. Noch seltsamer, als man es von einem Menschen ohnehin erwarten musste. Clara lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir lassen das …« Im gleichen Moment öffnete sich die Tür und entließ ein paar junge Männer und einen Schwall warmer, trockener Luft hinaus in die feuchte Dunkelheit. Elise warf Clara einen letzten Blick zu, der besagen sollte, du kannst machen, was du willst, ich geh da jetzt hinein. Flink witschte sie zwischen den Beinen der verblüfften Männer hindurch und war verschwunden.
    »Elise! Komm sofort zurück!« Die Männer feixten und ließen ein paar dumme Bemerkungen fallen. Fluchend stand Clara auf und ließ die Zigarette in

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