Das Gesetz Der Woelfe
ab und zu meine Ratschläge auch beherzigen würdest.« Er beugte sich über den Tisch und fügte leiser hinzu: »Wir wären ein Superteam, du und ich, sag ich doch immer schon …«
Clara schnappte sich hastig ihre Tasche und stand auf. »Ich glaube, ich muss mich mal ein bisschen frisch machen …«
Links neben der Theke war eine Tür, über der oben ein kleines Schild »WC« angebracht war. In dem schmalen Gang dahinter, der zu den Toiletten führte, brannte kein Licht. Clara tastete sich unsicher vorwärts und suchte vergeblich den Schalter. Plötzlich griff sie ins Leere und stolperte. Links vom Gang befand sich eine Treppe. Endlich ertastete Clara einen Lichtschalter. Ein funzeliges Licht erhellte den Flur, und Clara sah, dass sie schon zu weit gegangen war. Die Toiletten befanden sich gleich neben der Tür zum Restaurant. Sie war im Dunklen daran vorbeigegangen. Dann kehrte ihr Blick zurück zu der Treppe, an der sie gestolpert war. Sie führte nach oben, offenbar zu Privaträumen. Dort oben musste Malafontes Zimmer sein.
Clara brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um den Entschluss zu fassen. Sie warf einen schnellen Blick zur Restauranttür, die geschlossen war, dann schlich sie leise die Stufen hinauf. Oben am Treppenabsatz führte ein weiterer schmaler Gang nach links und endete an zwei nebeneinanderliegenden Türen, die beide verschlossen waren. Vorsichtig drückte Clara die Klinke der ersten Tür herunter. Sie ließ sich widerstandslos öffnen. Der Raum dahinter war dunkel, doch Clara konnte durch das Licht, das vom Gang einfiel, erkennen, dass es sich um eine Art Besenkammer handelte. Ein Staubsauger und einige Kehrbesen standen angelehnt an ein Regal mit Putzmitteln und Lappen, daneben zwei Leergutkästen und eine alte Sporttasche. Es roch durchdringend nach Toilettenreiniger. Leise schloss sie die Tür wieder. Malafontes Zimmer konnte also nur hinter der zweiten Tür sein. Muffiger Geruch schlug Clara entgegen, als sie sie behutsam einen Spaltbreit öffnete. In dem Zimmer brannte Licht, und Clara verharrte erschrocken in ihrer Bewegung. Doch nichts regte sich. Clara schob ihren Kopf durch die Tür, und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.
Das Zimmer war leer. Nicht einfach nur unbewohnt, es war bis auf ein paar Kisten mit Konservendosen und einem großen Karton welken Salates vollkommen leer. Wie konnte das sein? Hatte Malafonte sie angelogen? Hatte er am Ende gar nicht hier gewohnt? Sie schüttelte den Kopf. Das war nicht möglich, die Polizei war hier gewesen und hatte unter seinem Bett das versteckte Marihuana gefunden. Sie hatte im Ermittlungsbericht gelesen, dass sich das Zimmer im ersten Stock der Pizzeria befand. Es konnte nirgendwo anders sein. Es gab keinen anderen Raum. Doch hier war kein Bett. Auch kein anderes Möbelstück.
Clara ging ein paar Schritte in den kleinen Raum hinein und sah sich um. Von der Decke hing eine nackte Glühbirne, und es gab keine Vorhänge an den Fenstern. Die Wände waren mit einer hässlichen braungeblümten Tapete bedeckt, und man sah deutlich die Staubränder und Dübellöcher, wo Regale oder Bilder entfernt worden waren. Der Boden war schmutzig und mit getrockneten Fußspuren übersät, so als ob hier jemand mehrmals mit nassen Straßenschuhen ein und aus gegangen war. Unter dem Pappkarton mit dem Salat hatte sich eine grünlichbraune Pfütze gebildet, die faulig stank. Clara fuhr mit der Hand die schmutzige Wand entlang und bohrte mit dem Finger in eines der Löcher. Mörtel rieselte heraus. Rechts in der Ecke neben dem Fenster hatten sich große Staubknäuel angesammelt, die über den Boden schwebten, als Clara daran vorbeiging. Hier hatte wohl das Bett gestanden. Clara kannte diese Art Staubknäuel, die sich mit Vorliebe auch unter ihrem Bett versammelten. Niemand hatte es für nötig befunden, sie wegzukehren.
Aber warum hatten sie das Zimmer ausgeräumt? Offenbar hatte man es nicht erwarten können, die Zeichen für Malafontes Anwesenheit so schnell und gründlich zu tilgen, als wäre er nie hier gewesen. Warum diese Eile? Clara ging zu dem schmalen Fenster und schaute hinunter. Es befand sich genau über der Pizzeria. Sie konnte die grün-weiß-rote Leuchtreklame sehen. Malafonte war angemeldet gewesen, hatte also nicht schwarzgearbeitet. Niemand hatte, soweit sie wusste, die Pizzeria mit Malafontes Anklage in irgendeiner Weise in Verbindung gebracht. Was für einen Grund konnte es also geben? Und wo waren seine Sachen? Hatte man sie ihm
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