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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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Zeitungen, in denen empört darüber berichtet wurde, wie Rentner, die mit ihrer kargen Rente nicht auskamen und Sozialhilfe beantragt hatten, unverzüglich abgeschoben worden waren, und das obwohl sie mehr als dreißig Jahre in Bayern gearbeitet hatten. Geschichten über Familienväter, die im Zuge der Rationalisierung ihrer Betriebe entlassen worden waren, und denen es ähnlich erging. Und diejenigen, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren, wurden bereits aus diesem Grund abgeschoben. Clara hatte eine Statistik ausgegraben, wonach in Bayern ausländische Straftäter bei allen Vergehen durchweg härter bestraft wurden als Deutsche bei den gleichen Straftaten. Mit der Folge, dass die Ausländer früher und länger ins Gefängnis kamen, daher auch schneller ihre Arbeit verloren und ohne Rücksicht auf irgendwelche Regeln der EU in ihre »Heimatländer« abgeschoben wurden, auch wenn diese nie ihre Heimat gewesen waren. Besonders deutlich zeigte sich diese Praxis bei den Münchener Gerichten, wobei auch eine Beschwerde von italienischer Seite zu keinerlei Reaktion des bayerischen Justizministers geführt hatte.
    Pöttinger pfiff durch die Zähne, während er die einzelnen Berichte und Statistiken überflog. »Ich sag’s ja immer schon: ein sauberes Land, dieses Bayern. Laptop, Lederhose und fürs südliche Flair die latte macchiato und den Italiener an der Ecke, aber nur solange er funktioniert, wie er soll. Und wenn nicht mehr … ab nach bella Italia .« Er verzog angewidert den Mund.
    Clara klopfte erregt mit dem Fingern auf den Tisch: »Das hat System, Arno! Richter Oberstein ist hierhergekommen, um dieser Politik entsprechend Urteile zu fällen. Der handelt auf Weisung seines feinen Freundes Dr. Stiegler für eine saubere, sichere Statistik des Standorts München. Alles im Interesse des Justizministers.«
    Pöttinger faltete die Blätter wieder zusammen und gab sie Clara zurück. »Das ist ziemlich gewagt, was du da sagst«, entgegnete er langsam. Als er sah, wie sich Claras Brauen finster zusammenzogen, hob er beschwichtigend seine Hände. »Was nicht heißt, dass ich es dir nicht glaube. Aber wie willst du das beweisen? Was willst du dagegen unternehmen?«
    Clara griff noch einmal in ihre Tasche und zog die Seiten heraus, die sie aus Moros Akte kopiert hatte. »Hier, bitteschön! Daraus werde ich unserm Amtsrichter einen Strick drehen.«
    Pöttingers Augen glitten neugierig über das Protokoll von Moros Vernehmung. Als er auf der zweiten Seite angekommen war, weiteten sich seine Augen, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem großflächigen Gesicht aus. »Donnerwetter. Das ist nicht astrein. Nein, ganz und gar nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Man kann vieles für möglich halten, aber wenn man es schwarz auf weiß liest, erstaunt es einen doch immer wieder.« Er warf Clara einen scharfen Blick zu: »Wo hast du das her? Hattest du nicht gesagt, die Seiten hätten gefehlt?«
    Clara lächelte und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette: »Elise und eine Orchidee haben mir dabei geholfen.«
    Pöttinger machte kein sehr kluges Gesicht bei dieser Antwort, fragte aber nicht weiter nach. Seine hellen, scharfen Augen fixierten einen Punkt irgendwo hinter Clara an der Wand, und er schwieg einen Augenblick lang gedankenverloren. »Aber das wird nicht reichen«, meinte er schließlich. »Du kannst nicht einfach losrennen und es dem Richter unter die Nase halten. Der lacht dich glatt aus. Und auch wenn wir es öffentlich machen sollten. Es reicht nicht. Du brauchst mehr. Du musst ihn so am Arsch kriegen, dass er es nicht mehr abstreiten kann.«
    Clara nickte ein wenig ungeduldig. »Ich habe nicht vor, ihm nur das unter die Nase zu halten. Ich werde abwarten und sammeln, Informationen, Gerüchte, alles was mir unter die Finger kommt. Irgendetwas wird sich schon finden …« Sie verstummte und warf Arno Pöttinger einen auffordernden Blick zu. Er hob erstaunt die Brauen, als sie nicht weitersprach, dann verstand er. »Ach! Und du willst, dass ich für dich …« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Ich habe genug mit meinen eigenen Geschichten zu tun, meine Liebe.«
    »Du hast wir gesagt.«
    »Wie?«
    »Du hast wir gesagt, gerade eben«, wiederholte Clara freundlich und sah ihm tief in die Augen. »Wir.«
    »Oh nein!« Pöttinger schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht so gemeint, und das weißt du genau!«
    »Jetzt zier dich doch nicht so! Das ist doch ein gefundenes Fressen für dich! Wer könnte besser

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