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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Trost darin finden würde, die Ruhestätte seines Vaters zu pflegen, ein Orangenopfer darzubringen und mit der Seele des alten Mannes Zwiesprache zu halten.
    Dass Po-Yee, das »Geliebte Kind«, zu einer Frau heranwachsen würde, die sich in vollkommenem Einklang mit diesem bemerkenswerten Ort und Zeitraum befand: dem Schönen Land am Beginn eines neuen Jahrhunderts. In ihr würden sich die Seelen von Hua und Mei Guo, von China und Amerika, mühelos vereinen und etwas Größeres schaffen als die Summe ihrer Teile.
    Dass William ein eigenes Zimmer bekommen und sich noch über ganz andere Dinge als nur über seinen Vater aufregen würde. Nach und nach jedoch würde sein Zorn verfliegen, und auch er würde sein inneres Gleichgewicht erlangen.
    Und dass er selbst, Chang, hart arbeiten und seine politischen Ziele weiterverfolgen würde. In seiner Freizeit würde er mit Mei-Mei spazieren gehen, Kunstgalerien besuchen und im Home Store einkaufen oder einfach nur durch die Gänge schlendern und die Warenvielfalt in den Regalen betrachten.
    Da endlich wandte Sam Chang sich von den hohen Gebäuden ab und ging zu seinem Wagen, wo seine Familie schon auf ihn wartete.
    Amelia Sachs betrat das Wohnzimmer. Sie war noch immer als erfolgreiche Geschäftsfrau verkleidet.
    »Und?«, fragte der Kriminalist und ließ den Rollstuhl in ihre Richtung herumschwenken.
    »Alles erledigt«, antwortete sie und ging nach oben. Einige Minuten später kehrte sie zurück, nun wieder in Jeans und Pullover, wie üblich.
    »Weißt du, Sachs«, sagte er, »du hättest die Kleine auch selbst adoptieren können, falls du gewollt hättest.« Er hielt inne. »Ich meine, wir hätten sie adoptieren können.«
    »Ich weiß.«
    »Und wieso wolltest du nicht?«
    Sie grübelte eine Weile. »Vor ein paar Tagen war ich in eine Schießerei in Chinatown verwickelt«, sagte sie dann. »Später bin ich dreißig Meter tief im Ozean getaucht, und schließlich habe ich einen Massenmörder in die Falle gelockt. Ich kann mir mein Leben nicht ohne solche Dinge vorstellen, Rhyme.« Sie zögerte und überlegte, wie sich ihre Gefühle am besten zusammenfassen ließen. Dann lachte sie. »Mein Vater hat immer gesagt, es gäbe zwei Arten von Autofahrern die einen werfen einen Blick über die Schulter, bevor sie die Fahrspur wechseln, die anderen nicht. Ich gehöre eindeutig zur zweiten Gruppe. Wenn ich ein Baby zu Hause hätte, müsste ich dauernd über die Schulter blicken. Das würde nicht funktionieren.«
    Er verstand genau, was sie meinte, dennoch stellte er eine scherzhafte Frage. »Hast du denn keine Angst vor einem Unfall, wenn du dich nicht vorher umschaust?«
    »Der Trick ist ganz einfach. Du musst schneller fahren als alle anderen. Auf diese Weise kann niemand in deinem toten Winkel sein.«
    »Wenn du in Schwung bist, kriegt dich keiner«, sagte er.
    »Genau.«
    »Du wärst eine gute Mutter, Sachs.«
    »Und du wirst ein guter Vater sein. Eines Tages ist es für uns so weit, Rhyme. Aber lass uns noch ein paar Jahre warten. Zurzeit haben wir andere Dinge zu erledigen, meinst du nicht auch?« Sie deutete auf die Tafel mit der Tabelle zum Fall GHOSTKILL, dieselbe Tafel, an der schon die Notizen zu einem Dutzend früherer Fälle gestanden hatten und auf der auch in Zukunft noch viel stehen würde.
    Sachs hatte natürlich Recht. Die Welt, die durch diese Aufzeichnungen und Fotos repräsentiert wurde, dieser Ort auf Messers Schneide, an dem sie beide sich aufhielten, entsprach ihrem gemeinsamen Naturell - wenigstens vorläufig.
    »Ich habe alle Vorkehrungen getroffen«, sagte Rhyme.
    Er hatte dafür gesorgt, dass Sonny Lis Leiche nach Liu Guoyuan überführt wurde. Ein chinesisches Bestattungsinstitut kümmerte sich um die Einzelheiten.
    Eine Aufgabe war in diesem Zusammenhang allerdings noch zu erledigen. Rhyme rief ein Textverarbeitungsprogramm auf. Sachs setzte sich neben ihn. »Fang an«, sagte sie.
    Nach einer halben Stunde und mehreren Überarbeitungen hatten sie den folgenden Text entworfen:
    Verehrter Mr. Li, ich schreibe Ihnen heute, um Ihnen zum Tod Ihres Sohnes mein tief empfundenes Beileid auszusprechen.
    Ich möchte Sie wissen lassen, wie dankbar meine Kollegen von der hiesigen Polizei und ich sind, dass uns das Privileg zuteil wurde, gemeinsam mit Sonny an dem schwierigen und gefährlichen Fall arbeiten zu dürfen, der ihn letztlich das Leben gekostet hat.
    Sonny hat viele Menschenleben gerettet und einen bösartigen Mörder der gerechten Bestrafung zugeführt -

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