Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
bestand in der Ermordung der Passagiere. Die hundertzwanzigtausend Dollar? Nun, das war die Anzahlung von Ling. Ich habe einige der Seriennummern überprüft. Laut unserer Notenbank wurde das Geld ursprünglich an die Bank of South China in Singapur geliefert. Zufällig wird dieses Institut regelmäßig von den Ministerien der Regierung Fujians genutzt.«
    Immer mehr Fluggäste gingen an Bord. Der Geist war mittlerweile auffallend nervös.
    Peabody schwieg und überdachte das Gesagte. Er wirkte unschlüssig. Der Beamte vom Außenministerium blieb hingegen resolut. »Er geht an Bord dieser Maschine, und damit hat sich's.«
    Rhyme kniff die Augen zusammen und neigte den Kopf. »Was haben wir noch für Beweise, Sachs?«
    »Wie wär's mit dem C4?«
    »Richtig, der Sprengstoff, mit dem das Schiff versenkt wurde. Das FBI hat ihn zu einem nordkoreanischen Waffenhändler zurückverfolgt, der regelmäßig an - na, raten Sie mal! - die Volksbefreiungsarmee in Fujian verkauft. Die Regierung hat dem Geist den C4 überlassen.« Er schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann riss er sie wieder auf. »Außerdem haben wir noch das Satellitentelefon, das Sachs am Strand gefunden hat. Es stammt ebenfalls aus Regierungsbeständen und lief über ein Behördennetz in Fuzhou.«
    »Die Lastwagen, Rhyme«, erinnerte Sachs ihn. »Vergiss die Laster nicht.«
    Rhyme nickte. Er hatte noch nie widerstehen können, eine Kostprobe seiner Fähigkeiten abzuliefern. »Das ist das Interessante an der Tatortarbeit - bisweilen ist es genauso wichtig, was man nicht findet. Als ich mir wieder mal unsere Tabelle mit der Beweisliste vorgenommen habe, ist mir aufgefallen, dass etwas fehlte. Wo waren die Spuren der Fahrzeuge für die Flüchtlinge? Mein Freund vom INS hat mir erzählt, dass der Transport an Land Bestandteil des Immigrantenvertrags ist. Aber es gab keine Laster. Der einzige Wagen am Strand war der von Jerry Tang - um den Geist und seinen bangshou abzuholen. Tja, aber wieso gab es keine Laster? Weil der Geist wusste, dass die Flüchtlinge niemals lebend das Ufer erreichen würden.«
    Die Schlange der Fluggäste schrumpfte schneller.
    Webley vom Außenministerium beugte sich zu Rhyme hinab. »Sie überschätzen sich, Mister«, flüsterte er wütend. »Sie wissen ja gar nicht, was Sie hier tun.«
    Rhyme erwiderte seinen Blick mit gespielter Zerknirschtheit. »Stimmt, ich weiß überhaupt nichts. Nichts über die Weltpolitik, nichts über Staatsinteressen.. Ich bin bloß ein einfacher Wissenschaftler. Meine Kenntnisse sind jämmerlich begrenzt. Beispielsweise auf Dinge wie falsches Dynamit.«
    Webley vom Außenministerium verstummte augenblicklich.
    »Jetzt komme ich ins Spiel«, sagte Dellray. »Und das wird euch noch Leid tun.«
    Peabody räusperte sich verunsichert. »Wovon reden Sie?«, fragte er - aber nur weil ihm gar nichts anderes übrig blieb, als diese Frage zu stellen, deren Antwort er um nichts in der Welt hören wollte.
    »Von der Bombe in Freds Auto. Tja, die Laborergebnisse zu dem Dynamit liegen vor. Interessanterweise war es gar kein Dynamit. Es war Sägemehl mit Harz. Eine Attrappe. Für Ausbildungszwecke. Mein Freund vom INS hat mir verraten, dass die Einwanderungsbehörde über ein eigenes Räumkommando und eine Trainingseinrichtung in Manhattan verfügt. Heute Morgen ist er da mal vorbeigefahren. Es gibt dort Nachbildungen, anhand derer man den Neulingen das Aussehen und die Handhabung von Sprengstoff erläutert. Die Stangen aus Freds Wagen passen zu den dortigen Exemplaren. Und die Ziffernkennung des Zünders findet sich auch auf einigen baugleichen Vorrichtungen, die mein Freund in einem Beweismittelschrank des INS gefunden hat - sie wurden letztes Jahr auf Coney Island beschlagnahmt, als einigen Agenten die Verhaftung eines Dutzends illegaler russischer Einwanderer gelang.«
    Zufrieden nahm Rhyme das aufkeimende Entsetzen in Peabodys Blick zur Kenntnis. Es überraschte ihn, dass Webley vom Außenministerium es fertig brachte, weiterhin empört zu wirken. »Wenn Sie damit andeuten wollen, dass ein Angehöriger der Regierungsbehörden einem Kollegen Schaden zufügen. «
    »Schaden? Was für einen Schaden könnte ein kleiner Zünder schon anrichten? Es war bloß ein Feuerwerkskörper, mehr nicht. Nein, ich würde vor Gericht wegen einer ganz anderen Straftat Anklage erheben, nämlich wegen der vorsätzlichen Behinderung der Ermittlungen - denn mir würde es so vorkommen, als hätten Sie Fred vorübergehend von dem Fall

Weitere Kostenlose Bücher