Das Gesicht des Teufels
begann und sich langsam küssend ihrem Schoß näherte. Die Geschmeidigkeit seiner Zunge und Lippen brachte sie zum Glühen. Sie vibrierte vor Verlangen und erschauerte bei einem ersten Höhepunkt.
«Du möchtest es wirklich?»
«Ja. Ja!»
Sie zog ihn über sich und öffnete sich ihm. Unter seinen immer drängenderen Küssen schlang sie ihre Beine um seine Hüften. Hanna war, als ob einzig ihre Pulsschläge miteinander sprächen und den Rhythmus ihrer Körper bestimmten. Eine alles verzehrende Leidenschaft ergriff sie. Ihr Stöhnen wurde lauter und ging bald in lustvolles Schreien über. Sie rief Ulrichs Namen und wünschte, er würde für immer in ihrem Körper bleiben und nie mehr aufhören, sich zu bewegen. Voller Glück teilten sie den schönsten Augenblick, den Hanna so tief empfand, dass sie glaubte, sie würde in diesem Moment neu erschaffen.
Träumerisch und schwerelos genoss sie das Nachbeben ihres Körpers, lauschte auf das Knistern der Buchenscheite und berauschte sich am Duft der von Rosenblüten und Lavendelseife getränkten Luft. Sie hatte sich in Ulrichs Armbeuge gekuschelt und labte sich an der Wärme seiner Hand in ihrem Schoß.
«Bekomme ich jetzt schon ein Kind von dir?»
«Das weiß ich nicht. Aber ich glaube, so schnell geht das auch nicht.»
Er stützte sich auf, küsste ihre Brüste. Hanna rollte sich auf die Knie, Ulrich verstand und legte sich auf den Rücken. Er schaute ihr tief in die Augen, während sie auf ihm saß und sich auf jede Bewegung konzentrierte. Erst langsam, dann mit kreisendem Schwung und immer schneller riss sie die Lust fort, und als sie wieder zu sich kam, spürte sie, wie Glückstränen auf Ulrichs Brust tropften.
Sie wachte erst auf, als Ursula sie zweimal heftig an der Schulter rüttelte. Draußen war es bereits hell, und der Duft von warmem Brot und frischem Hefegebäck zog durch die Türritzen.
«Aufwachen, du Murmeltier. Was ist denn los mit dir?»
Hanna streckte sich, gähnte. «Ich habe so schön geträumt», seufzte sie. «Es war … so wunderbar … wie ein Zauber.»
Sie drehte sich auf die andere Seite, damit Ursula nicht sah, wie sehr sie sich zusammenreißen musste, um nicht vor Glück und Lust laut aufzuseufzen. Aber es war kein Traum, jubelte sie still für sich, es war kein Traum. Sie schloss die Augen und probierte, ob es ihr gelang, wenigstens einen schwachen Abglanz der erlebten Leidenschaft in sich heraufzubeschwören. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie presste die Knie aneinander, da riss sie ein entzückter Schrei Ursulas aus ihren Phantasien.
«Heiliger Nikolaus! Hast du das schon gesehen?»
Hanna fuhr herum.
Ursula hielt ein tannengrünes Samtkleid vor sich, dessen Saum mit goldweißen Stickereien verziert war.
«Wo hast du das her?»
«Na aus dem Schrank!» Im Nu war Hanna auf den Beinen. «Zieh es an, los!»
Hanna nahm ihr das Kleid ab. «Ja aber … woher weiß ich denn …»
«Weil es gestern Nacht noch nicht hier hing, aber jetzt … Hast du es gut, Hanna! Ich würde lügen, würde ich jetzt sagen, dass ich dich nicht beneide.»
Es klopfte. «Frau Ursula?»
«Ja?»
Die Tür ging auf, und eine Magd streckte den Kopf ins Zimmer.
«Der edle Herr wünscht, dass Ihr in der Truhe nachschaut.»
Ursula stürzte zur Truhe auf ihrer Seite. Der Deckel krachte gegen die Wand, Ursula erstarrte.
«Was ist?» Hanna trat zu ihr und schlug entzückt die Hände zusammen. Der heilige Nikolaus hatte offensichtlich auch an Ursula gedacht. Er hatte ihr ein beiges Leinenkleid mit abknöpfbaren Ärmeln geschenkt, dazu eine große spitzenverzierte Schürze.
Sie umarmten sich, beide hatten sie Tränen in den Augen. Hanna musste Ursula mehrmals in den Arm kneifen, weil diese fürchtete, nur zu träumen. Anschließend bürsteten und flochten sie sich gegenseitig das Haar und schritten gemeinsam die Treppe hinunter. Hanna pochte das Herz, denn sie wusste, dass sie sich trotz des neuen Kleides gleich Frederikes Spott würde anhören müssen.
Oder gerade deswegen, dachte sie. Natürlich wird sie wütend sein. Es geht ihr ja nicht um das Kleid, sondern vor allem um die Geste. Die sagt mehr als tausend Worte. Und was ist, wenn sie gemerkt hat, dass Ulrich und ich … Ob Frau von Detwang es mitbekommen hat? Mütter wissen bekanntlich alles und noch mehr …
Hanna täuschte sich nicht. Kaum dass sie in die Stube getreten war, schnellte Frederike von ihrem Stuhl hoch: «Oh! War da jemand großzügig? Ein
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