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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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vermutlich noch nie weg gewesen, seit sie eingezogen waren. Wenn man zurückkam, musste man blinzeln – diese schwarzweißen Fachwerkhäuser und Geschäfte wirkten im hellen Licht des Herbstmorgens unerwartet exotisch.
    Oder lag es daran, dass sie Angst hatte, das alles zu verlieren? Sie fühlte sich ja nicht mal mehr in ihrem eigenen Haus sicher.
    Das nicht ihr eigenes Haus
war
. Es gehörte der Kirche. Die Kirche, die in ihrem Leben durch den Bischof repräsentiert wurde. Dem Bischof, hinter dessen Rücken …
    Sie war allein auf dem Platz, nur bei den Läden waren ein paar Leute unterwegs, aber alle so weit weg, dass sie niemanden grüßen musste – Gott, war es so weit gekommen? Sie zog sich in die Deckung der Markthalle zurück, holte ihr Handy heraus, schaltete es ein und stellte fest, dass es voller Nachrichten war.
    Lol hatte mehrere Male angerufen, Lol, der auf dem Weg …
wohin
war? Sie hörte die Nachrichten ab und rief ihn sofort zurück. Sein Handy war ausgeschaltet, sie hinterließ eine Nachricht: «Lol, ich
weiß
nicht, was man Lord Stourport am besten fragt. Es ist alles chaotischer, als man je gedacht hätte. Ich kann nur sagen, entscheide das spontan, vielleicht erwähnst du Mary Linden besser gar nicht, weil ich das aus einer Quelle habe, der … der ich nicht ganz traue. Tut mir leid.»
    Und dann war da Sophie: zwei zurückhaltende
Rufen Sie mich zurück
-Nachrichten. Merrily rief im Torhaus an.
    «Sind Sie allein?»
    «Im Moment ja. Merrily, ich muss mich entschul-»
    «Kein Problem. Ich verstehe das. Sophie, haben
Sie
dem Bischof gesagt, ich wäre zu dem Schluss gekommen, dass Fuchsia alles nur erfunden hat?»
    «Also, zumindest ist es das, was er verstehen wollte.»
    «Wann war das?»
    «Gestern Abend. Als er ziemlich aufgeregt vor meiner Tür stand. Er hat mir ganz offiziell die Anweisung gegeben, Sie nicht anzurufen, ehe er es getan hat. Ich habe ihm Zeit bis halb zehn gegeben, dann habe ich angefangen, Nachrichten zu hinterlassen. Es tut mir leid, Merrily, er ist immer noch mein Chef, egal wie … exzentrisch er geworden ist.»
    «O.k. Also, ich bin jetzt zurück im Pfarrhaus, und es gibt ein paar Entwicklungen, die ich zu gegebener Zeit erklären werde.»
    «Sie klingen verärgert.»
    «Mir geht es gut. Ich werde es Ihnen persönlich erzählen, wenn weder Sie noch ich den Bischof im Rücken haben. Sie sagten, er wäre aufgeregt gewesen. Inwiefern? Als stünde er unter Druck?»
    Sophie antwortete nicht.
    «Dann erzähle ich Ihnen noch etwas anderes. Der Bischof hat mehr oder weniger zu mir gesagt, dass das Herzogtum glücklicher wäre, wenn ich das Meisterhaus und alles, was damit zusammenhängt, einfach vergesse. Er hat angedeutet, er hätte das von Adam Eastgate. Und das stimmt nicht.»
    «Verstehe.»
    «Wer bearbeitet ihn, Sophie? Canterbury vielleicht?»
    «Ich habe mit Sicherheit keine Anrufe vom Erzbischof angenommen, aber das muss nichts heißen. Hm –»
    «Wer sonst? Los, Sophie, wer könnte sonst noch Einfluss auf den Bischof nehmen? Von wem lässt sich der Bischof
einschüchtern

    Sophie sagte: «Kann ich Sie vielleicht noch einmal zurückrufen, Pfarrer Longbeach?»
    «Oh.»
    Er war da. Er war zu Sophie ins Büro gekommen. Merrily legte auf und verließ die Markthalle auf der anderen Seite, auf der im Schatten ein graues Auto parkte.
    Sie hatte noch fragen wollen, ob Sophie wusste – oder herausfinden könnte –, von wem genau die Informationen über das Hereforder Amt für spirituelle Grenzfragen stammten … und über sie … und Jane. Wer war dieser andere Pfarrer, an den sich das Herzogtum gewandt hatte?
    Die Beschreibung passte offensichtlich auf Huw Owen. Aber Huw hätte es ihr gesagt. Undenkbar, dass Huw ihr so etwas nicht gesagt hätte.
    Sie würde ihn auf jeden Fall anrufen. Sie scrollte durch das Nummernverzeichnis ihres Handys.
    Und dann blieb Merrily stehen, ließ das Telefon zuschnappen und starrte den grauen Lexus an, der neben der Markthalle stand. Auf dem Rücksitz lag ein Lederkoffer und auf dem Armaturenbrett Siân Callaghan-Clarkes Handschuhe.
     
    «Wir waren keine Kinder mehr», sagte Lord Stourport. «Diese Erklärung wäre zu einfach. Wir waren junge, unersättliche Erwachsene, die Welt lag vor uns, ausgebreitet wie ein Picknick. Wir hatten die Macht der Jugend. Und das
ist
eine Macht, denn man hat keine Verantwortung, außer für sich selbst. Das ist heute natürlich eine Binsenweisheit, ist ja fast die Norm – Crowleys Zeile
Tu, was du

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