Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Lol. «Und dass es deutlich länger war als ein Sommer.»
    «Früher hat ein Sommer auch schon mal ein paar Jahre gedauert», sagte Stourport. «Als wir noch jung waren.»
    «Ich glaube, aus diesem speziellen Sommer ist ziemlich schnell Herbst geworden.»
    Hayters Blick wurde konzentrierter.
    «Du bist doch nicht hier, weil du versuchen willst, mich zu erpressen, oder?»
    «Nein», sagte Lol. «Überhaupt nicht. Ich hoffe bloß, dass du mir ein paar Hintergrundinformationen geben kannst. Es ist so, dass die Leute sagen, in dem Meisterhaus … dass die Atmosphäre dort gestört ist, aber gibt es dazu eine entsprechende Geschichte? Meine Freundin wird manchmal um die spirituelle Reinigung eines Hauses gebeten, und dann stellt sich raus, dass die Leute bloß irgendeine Geistergeschichte erfunden haben, aus irgendeinem Grund. Oder dass Einbildung eine Rolle dabei spielt. Oder sie erzählen ihr nicht die ganze Geschichte.»
    «Und woher soll ich die ganze Geschichte kennen?»
    «Vielleicht kennst du sie nicht. Aber du hast dort gelebt, als Außenseiter. Also stehst du nicht unter dem Druck dieser Dorfleute, irgendwas zu verheimlichen.»
    «Mit so was beschäftigt sie sich?» Stourport schnitt eine ungläubige Grimasse. «Eine Pfarrerin? Wenn du mich nämlich verarschst …»
    «Warum sollte ich?»
    «… 
Wenn
du das machst, ich sag dir, wenn irgendwas von dem, was ich dir sage, in der Zeitung erscheint, bist du echt am Arsch. Dann krieg ich dich zu fassen. Also, nicht ich
persönlich
, natürlich, aber jemand anderes.»
    «Wirkt so was normalerweise?», sagte Lol.
    «Manchmal, ja.» Stourport wedelte träge mit der Hand. «Los, frag, was du willst.»
    «Hattest du irgendwie das Gefühl, dass es in dem Haus – ich muss es so ausdrücken – spukt?»
    «Könnte sein.»
    «Wirklich?»
    «Es war
alt
. Ich meine, in
diesem
alten Kasten hier spukt es auch. Man sieht aus dem Augenwinkel Gestalten, auf der Treppe, in der Galerie.
Mir
könnte keiner so ’ne Scheiße erzählen, dass man sich das nur einbildet. Aber ich würde sagen, in diesem Haus hier spukt es nicht so, wie es in
dem
Haus dort gespukt hat. Oder vielleicht waren damals die Drogen auch zu neu und zu toll.»
    Lol lächelte. Stourport schwang das Bein von der Armlehne und rückte den Sessel näher ans Feuer.
    «Wenn ich so zurückdenke, bezweifle ich, dass ich das ohne Drogen durchgestanden hätte. Wer lebt denn jetzt dort? Lass mich raten – ein schwules Friseur-Pärchen, aus Islington, aber nur am Wochenende.»
    «Im Moment wohnt niemand dort. Aber das Herzogtum Cornwall hat es gekauft.»
    «
Wirklich?
Meine Güte.»
    «Sie wollen es restaurieren. Behutsam.»
    «
Klar.
Jetzt ergibt es langsam Sinn. Die Typen sind mächtig. Und haben Geld.»
    «Und es gibt Komplikationen.»
    Lol erzählte ihm von den Todesfällen. Es gab keinen Grund, es für sich zu behalten, schließlich hatte es in der Zeitung gestanden. Stourport spitzte die Lippen, als wollte er pfeifen, sparte sich aber einen Kommentar.
    «Und du bist also nur der Freund», sagte er, als Lol sich zurücklehnte. «Du dokterst da nicht selbst rum?»
    «Machst du Witze?»
    «Du meinst, du machst das alles aus … Liebe?»
    Lol zuckte leicht mit den Schultern.
    «Dem Adel ist dieser Quatsch schon längst ausgetrieben worden. Ich sag dir, Robinson, die meisten von uns waren echt erleichtert, als es mit Punk losging und wir nicht mehr die ganze Zeit über
love and peace
labern mussten. Außer dem armen Charles, natürlich, der mindestens zur Hälfte ein Hippie ist. Ich persönlich konnte den Mann nie ab, aber wenn er sich das Meisterhaus aufhalsen lässt, kann man das nur sympathisch finden. Was will deine Freundin da denn machen?»
    «Sie wird ein paar Gebete sprechen. Das Gebäude segnen. Oder vielleicht einen kleinen Gottesdienst organisieren, eine Totenmesse für die Verstorbenen, mit ein paar Leuten, die früher mit dem Haus Probleme hatten, und ein paar Leuten, die immer noch Probleme damit haben. Du kannst auch kommen, wenn du willst.»
    «Nein danke.»
    «Von deiner Kommune war sowieso die Rede.»
    «Das war nie eine Kommune. So förmlich war das nicht.»
    «Kannst du mir davon erzählen?»
    «Ich kann dir erzählen, woran ich mich erinnere, aber das hat nicht unbedingt viel mit dem zu tun, was wirklich passiert ist.»
    «So war das damals, hm?»
    «Genau so war das, Kumpel.»
     
    Merrily fühlte sich auf dem sonnenüberfluteten Marktplatz wie eine Touristin. So lange wie diesmal war sie

Weitere Kostenlose Bücher