Das Gespinst des Bösen
wie gesagt, Mädchen vom Land … und es war ja nicht illegal, keine von denen war minderjährig. Ich hab mir eher wegen der Männer Sorgen gemacht. Ich wollte nicht noch mehr Männer, aber Mat … da war ein Typ, den Mat unbedingt dabeihaben wollte. Mich hat der saumäßig genervt. Zum Glück hat er nicht bei uns gewohnt.»
«Einer aus der Gegend?»
«Ja, ja. Seiner Familie hatte mal das Haus gehört. Er hatte einen Namen, der geradezu lächerlich walisisch war. Er selbst klang gar nicht wie ein Waliser. Mat hat ihn ’ne Weile bearbeitet, bis er bereit dazu war. Er hat nicht geraucht, also haben wir ihm Pillen gegeben, und eins der Mädchen hat Haschkekse gebacken, die haben ihn ein bisschen lockerer gemacht. Wir haben ihn dazu gebracht, über das Haus zu reden und darüber, was dort passiert ist … Ich weiß noch, dass er an einem Abend zu mir gesagt hat: ‹Du denkst, du wärst was Besseres, aber ich bin von königlicher Abstammung, Mann.› Aufgeblasenes Arschloch. Die blöden Waliser und ihr verdrehter Minderwertigkeitskomplex. Dabei klang er nicht mal wie ein Waliser.»
«Was soll das heißen, von königlicher Abstammung?»
«Ach … seine Familie stammte von den walisischen Prinzen ab, der ganze Scheiß. Aber Mat hat das interessiert. Er hat sich ein Ritual ausgedacht, in dessen Zentrum dieser Kerl stehen musste. Hatte was mit Geisterbeschwörung zu tun, damit er mit seinen Vorfahren in Kontakt treten kann. Wir haben es auf Band aufgenommen. Kerzen, Räucherstäbchen, ein magischer Kreis und ein Kassettenrekorder. Er war in einer Art Trance, und der ganze Scheiß kam auf Walisisch raus. Er hat geschworen, dass er kein Walisisch kann. War ziemlich am Ende, als wir ihm die Kassette vorgespielt haben, das weiß ich noch.»
«Das hat in dem Haus stattgefunden?»
«Im großen Zimmer, ja. Vielleicht müsstest du mit
ihm
reden. Ich wünschte, sein Name würde mir noch einfallen. William Irgendwas-unaussprechbar-Walisisches? Sag deiner Freundin, sie soll mit ihm reden, wenn er noch lebt. Soll er sich ein bisschen winden.»
«Und ist es euch gelungen, mit seinen Vorfahren in Kontakt zu treten?»
«Ich weiß es nicht. Ich musste nach London, um meinen Vater zu treffen, den ich
nicht
in Garway sehen wollte. Hab den Anzug rausgeholt und bin nach London. Hätt ich all meine Sinne beisammengehabt, wär ich nicht mehr zurückgekommen, aber ich wollte unbedingt zurück. War immer noch heiß auf eins der Mädchen, das zwischendrin weg gewesen und dann wiedergekommen war.»
«Eins der Bauernmädchen?»
«Nee.» Stourport schnaubte. «Die Bauernmädchen, die waren … die
bewegte
das nicht. Die akzeptierten das einfach. Und das Geld, natürlich. Nein, es war ein schwarzes Mädchen. So seltsam es klingen mag, ich hatte davor noch nie ein schwarzes Mädchen.»
«Wie behütet die Menschen damals gelebt haben», sagte Lol. Stourport sah ihn finster an.
«Es sollte sowieso nicht sein. Ich war vielleicht ein, zwei Tage aus London zurück, als die Polizei von Herefordshire uns frühmorgens einen Besuch abgestattet hat.»
«Ich glaube, davon habe ich gehört.»
«Haben mich und Mickey mitgenommen. Der Scheißrichter hat mich eingebuchtet. Ich war neun Wochen im Knast. Ein Albtraum. Mat und der Waliser sind davongekommen … und das schwarze Mädchen. Sie war damals die einzige Frau. Ich hab damals nicht darüber nachgedacht, aber vielleicht war es ein Segen für sie, sie war so zerbrechlich geworden. Hatte nicht so ’ne Widerstandskraft wie die anderen Flittchen.»
«Habt ihr sie für eure Rituale benutzt? Sex-Rituale?»
«Robinson, hör mir genau zu und denk immer dran: Ich hab im Meisterhaus nur für die Drogen bezahlt und ein bisschen Testosteron produziert, mehr nicht. Die sogenannte Magie ist an mir vorbeigegangen. Ich hab damals nicht dran geglaubt, und ich glaub heute nicht dran. Das war nur, um der Libido ein bisschen einzuheizen.»
«Also habt ihr das Gold nie gefunden. Oder was immer es war.»
«Das fragst du noch?»
«Was ist mit den Aufnahmen passiert?»
«Mat hat sie mitgenommen, glaube ich. Wenn mir ein Band begegnet, lass ich es dich wissen. Oder wenn mir sonst noch irgendwas einfällt. Schreib einfach deine Telefonnummer hier drauf.»
Hayter nahm eine zusammengefaltete Ausgabe des
Independent
, die neben seinem Sessel lag, und warf sie Lol zu, der seine Handynummer daraufschrieb. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hayter sich noch mal bei ihm meldete, war ungefähr so groß, wie die, dass Lols
Weitere Kostenlose Bücher