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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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würde morgen wieder mitmachen, wenn ein neuer Mat Phobe da wäre, der sich um alles kümmert.»
    «Aber er hat keine Einzelheiten erzählt?»
    «Nein. Wahrscheinlich müsste man feststellen, was Crowley in dem Zusammenhang für Rituale durchgeführt hat.»
    «Crowley war immer von den Tempelrittern fasziniert.»
    Sie musste an die Zeit denken – vor ihrem ersten Kurs bei Huw Owen –, als sie viel über Magie gelesen hatte, insbesondere über Crowley. Alle Autoren kamen auf Crowley zurück, auf seine Versuche, spirituelle und dämonische Wesenheiten zu beschwören, die für unterschiedliche Energien standen – da ging sexuelle Erregung, die Hand am Schwanz, einher mit einem höheren Bewusstsein. Crowleys Ziel war es, gottgleich zu werden.
    Auf die elendeste Art und Weise.
    Sie erinnerte sich, ein Mal den Fehler gemacht zu haben, im Bett zu lesen, wie er in seiner
Abtei
auf Sizilien ein Ritual überwacht hatte, bei dem eine Frau Sex mit einer Ziege hatte. Es gipfelte darin, dass Crowley der Ziege die Kehle durchschnitt, sodass sich das Blut über die Frau ergoss.
    Es ging um die magische Energie von Blut. Crowley nannte sie gern scharlachrote Frauen, der kranke Mistkerl.
    «Dieser Waliser», sagte Lol, «
der
muss am Ende dabei gewesen sein.»
    «Ja. Das ist deine große Entdeckung, Lol, und dafür bin ich dir wirklich dankbar. Ich muss mit dem Kerl reden, oder? Wenn es wirklich der ist, an den ich denke.»
    Würde
sie mit Sycharth reden und die Weisung des Bischofs missachten?
    Oh ja. Oh Gott, ja.
    Lol sagte: «Fahr da
nicht
allein hin.»
    «Was soll er denn machen, mich opfern?»
    «Du brauchst einen Zeugen.»
    «Ich will ihn nur zu einem kleinen Gottesdienst einladen.»
    «Aber du fährst nicht heute, oder?», fragte Lol.
    «Ich rufe ihn an und bitte um einen Termin.»
    «Lass das Sophie machen. Das wirkt offizieller.»
    Merrily sagte nichts. Es würde zu lange dauern, das zu erklären.
    «Mit dir ist doch alles in Ordnung, oder?», fragte Lol. «Ich meine, fühlst du dich o.k.?»
    «Ich fühle mich überraschend gut.
Überraschend
gut. Wann kommst du nach Hause?»
    «Der Gig ist um neun.»
    «Ein anständiger Gig?»
    «Nicht schlecht.»
    «Spiel dieses Mal für Nick», sagte Merrily. «Weißt du, was ich meine? Und wenn du zurück bist, komm vorbei. Ist mir egal, wie spät.»
     
    «Also.» Lol ging neben dem Grab in die Hocke. «Ich hab’s endlich geschafft.»
    Zwei Typen im selben Business. Einer, der untergegangen war, und einer, der – nachdem er den anderen anfangs schamlos kopiert hatte – irgendwie durchgekommen war.
    Das war albern. Peinlich. Sinnlos. Er wusste nicht nur nicht, was er sagen sollte, er war nicht mal sicher, an wen er sich wandte. Er war jetzt über zehn Jahre älter als Nick Drake zu dem Zeitpunkt, an dem er allein in seinem Schlafzimmer, in einem großen Haus in diesem Dorf, an einer Überdosis Antidepressiva gestorben war. Nachdem er bereits eine Überdosis an Misserfolg gehabt hatte. Das Haus hatte den Namen
Far Leys
und war angeblich leicht zu finden, aber Lol hatte beschlossen, nicht hinzufahren.
    Würde Nick Drake heute noch leben, wäre er fast sechzig. Wie würde er wohl heute
klingen
?
    Now we rise and we are everywhere.
    Lol konnte hören, wie Nick diese Worte hauchte, in dem sommerlichen «From the Morning», dem letzten Song auf dem letzten Album, das er in seinem Leben herausgebracht hatte.
    Wie eine Prophezeiung.
    Die letzte. Seine Songs waren immer voll dunkler Vorahnungen gewesen. Vielleicht hätte eine Frau ihn retten können, wenn er in der Lage gewesen wäre, eine Frau in sein Leben zu lassen. Oder einen Mann? Schwule Männer deuteten gerne an, dass Nick – der trotz seiner Eleganz, seines guten Aussehens und seines Berufs nie eine körperliche Beziehung gehabt zu haben schien – heimlich homosexuell gewesen war.
    Am wahrscheinlichsten war es, dass er – aufgewachsen in den konservativen Nachkriegsjahren im Agatha Christie-England – einfach zu verklemmt war.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Nick mit irgendwem Sex hatte, weil man dafür seine Klamotten ausziehen muss, und dafür war er immer viel zu schüchtern –
so hatte es ein Freund formuliert, der in der jüngsten Biographie zitiert wurde.
    Und das in den Siebzigern, als Jimmy Hayter, der fast im gleichen Alter war wie Nick,
Frieden und Liebe bis hier standen, ich war bereit, mich mit dem wirklich schmutzigen Zeug zu befassen
.
    Jimmy Hayter, der Lord Stourport war und nicht mehr mit Lol

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