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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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fragen. Es war, als könnte sie sich plötzlich auf niemanden mehr verlassen. Mom arbeitete woanders, und Lol machte irgendwo Karriere, und wenn die sich so weiterentwickelte, würde er bald mehrere Monate am Stück nicht mehr im Dorf sein. Lol und Mom … vielleicht hatte ihre Beziehung nur funktioniert, solange einer von beiden ein Versager war.
    Und dann war da Eirion … Jane hatte beschlossen, die Beziehung zu beenden, bevor er es tat, denn das würde er irgendwann garantiert sowieso tun. So oder so, Janes Grundfesten waren erschüttert, und sie hatte den ganzen Nachmittag in einem Zustand zunehmender Vereinsamung verbracht, bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte. Die letzte Stunde hatte sie sowieso frei, also war sie gegangen, hatte den Bus nach Leominster genommen, war sinnlos in der Stadt herumgelaufen, eingehüllt in Schwermut, ehe sie die Chance ergriffen hatte und in einen Bus nach Ledwardine gestiegen war.
    Sie hängte sich ihre Tasche über die Schulter, stapfte lustlos über das Kopfsteinpflaster und … oh.
    Der Volvo parkte in der Auffahrt des Pfarrhauses.
    Ihr Herz machte einen Sprung – also, es war echt peinlich.
Ich hab dich vermisst, Mami.
Gott. Jane faltete ihr Lächeln wieder zusammen und vergrub es tief in ihrem Inneren, während sie die Auffahrt hinaufging.
    Im Pfarrhaus bellte ein Hund, als sie ihren Schlüssel ins Schloss steckte. Sie zuckte zurück, als sie die Frau sah, die an der Küchentür stand, eine Hand auf dem Kopf des Wolfshundes – wie Britannia oder irgendwas von einer altertümlichen Münze, nur noch düsterer durch die dunklen Brillengläser, die bis oben zugezogene dunkelgrüne Fleecejacke, das krustige Make-up und das Lächeln, das, wenn man genau hinsah, überhaupt kein Lächeln war.
     
    «Sie sagn ihr nich, woherse das ham», sagte Gomer. «Wird sich sowieso denken könn, woher das kommt.»
    Er wies mit dem Kinn auf ihr Sweatshirt, auf dem stand:
    GOMER PARRY
    LANDWIRTSCHAFTSDIENSTE
    «Ich glaube», sagte Merrily, «dass ich
sie
dazu bringen muss, es
mir
zu erzählen. Vielleicht muss ich mit Ihnen drohen, aber … ich sage auf keinen Fall, dass wir uns unterhalten haben. Gomer, das … ich weiß nicht, was ich sagen soll … das erklärt so vieles. Ich muss nur ein bisschen spazieren gehen, um zu überlegen, wie ich es am besten anpacke.»
    «Viel Glück, Frau Pfarrer.»
    Gomer drückte seine Selbstgedrehte aus und wedelte mit der Hand durch die Luft. Er hatte nicht gefragt, was Merrily mit Mrs. Morningwood zu tun hatte; er wusste, dass sie es ihm gesagt hätte, wenn sie könnte.
    Sie verließen die Markthalle auf verschiedenen Seiten. In diesem Dorf konnte man gar nicht vorsichtig genug sein. Merrily lehnte sich für einen Moment an eine der Säulen.
    Es waren zu viele Informationen. Sie wusste nicht, womit sie anfangen sollte.
    Aber, wieder einmal, entschieden die Umstände, weil Siân aus dem Gemischtwarenladen kam, in ihrem schwarzen Mantel, mit hochgestelltem Kragen, eine Abendzeitung unter dem Arm.
    Merrily trat vor.
    «Siân», sagte sie. «Haben Sie was vergessen?»

43 Schatten
    Sie landeten im
Black Swan
, an dem Ecktisch, an dem Merrily mit Lol gesessen hatte, abends, nachdem sie Adam Eastgate getroffen hatte. Es schien, als wäre das schon Wochen her. Merrily bestand darauf, die Getränke zu bezahlen. Kaffee für beide. Und ein Käsesandwich. Sie hatte immer noch keinen Hunger, aber es wäre nicht gut, wenn ihr ausgerechnet jetzt wieder schwindelig würde.
    «Es gab noch etwas zu erledigen», sagte Siân. «Ich hasse es, lose Enden zu hinterlassen. Zum Glück war sie nicht da.»
    «Wer?»
    «Shirley West. Ich nehme an, Jane hat es Ihnen erzählt.»
    «Ich habe noch nicht mit Jane gesprochen. Sie ist in der Schule. Sie haben … Shirley West getroffen?»
    «Dazu kommen wir noch. Essen Sie erst mal Ihr Sandwich, Merrily. Sie sehen aus, als bräuchten Sie es.»
    «Und damit haben Sie den ganzen Tag verbracht?»
    «Nicht
nur
damit. Obwohl es einige Stunden in Anspruch genommen hat. Sagen Sie, Merrily, haben Sie hier einen befristeten Vertrag?»
    «Ja. Fünf Jahre. Warum?»
    «Wie ist es mit den spirituellen Grenzfragen?»
    «Da gibt es gar keinen Vertrag. Das mache ich einfach so.»
    «Ich glaube, es war ziemlich nachlässig von Ihnen, dafür keine schriftliche Vereinbarung zu treffen.»
    «Na ja, ich …» Merrily legte das Sandwich, das sie kaum angerührt hatte, wieder auf den Teller. «An so etwas denkt man immer nicht.»
    «
Ich
denke sehr wohl

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