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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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respektiere, was Sie erreicht haben. Allen Widerständen zum Trotz.»
    «Siân, ich …» Merrily stellte fest, dass sie ihr Käsesandwich aufgegessen und den Kaffee ausgetrunken hatte. Ihr war nach einem richtigen Drink. «Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll.»
    «Es gibt keinen Grund, irgendwas zu sagen», sagte Siân. «Ich bin nämlich noch gar nicht fertig.»
     
    Siân begleitete seit einem Monat die Amtsgeschäfte des Erzdiakons. Arbeitete sich ein und lernte vieles.
    «Wussten Sie, dass er Freimaurer ist?»
    «Nein, das wusste ich nicht.»
    Sie bewegten sich damit am Rand eines Minenfeldes. Merrily hatte oft den Eindruck, dass die Paranoia vor dem Einfluss der Freimaurer übertrieben war; sie hatte nie Probleme mit ihnen gehabt, sie waren ihr nicht einmal weiter aufgefallen, obwohl ihr bewusst war, dass es in der Kirche welche gab. Außerdem wurden es doch immer weniger, oder? Diejenigen, die bereits Freimaurer waren, wurden immer älter, und es gab sehr wenig Nachwuchs.
    «Freimaurer bezeichnen sich als Christen», sagte Siân. «Obwohl man Schwierigkeiten hätte, Jesus in ihren Glaubenssätzen wiederzufinden. Es gibt ein sehr interessantes Buch von einem früheren Pfarrer aus New Radnor, der – wie er behauptet – in aller Unschuld zum Freimaurer wurde und dann feststellte, wie vollkommen unvereinbar beides miteinander ist. Haben Sie es gelesen?»
    «Nein.»
    «Ich schicke es Ihnen. Um meinen eigenen Standpunkt in dieser Sache von vornherein ganz klarzumachen … als Anwältin hatte ich von Zeit zu Zeit damit zu tun. Ich habe gelernt, auf die Signale für Freimaurertum zu achten, damit ich sie vor Gericht erkenne. Sie wären überrascht, wie oft ich welche auf der Anklagebank gesehen habe, und ich glaube immer noch, dass das eins unserer besten Argumente für mehr weibliche Richter ist.»
    «Und für weibliche Erzdiakone?»
    Siân lächelte nicht.
    «Und für weibliche Bischöfe», sagte sie.
    «Was wollen Sie damit sagen?», fragte Merrily.
    Siân –
sogar Siân
 – sah sich um und ließ ihren Blick über die wenigen Gäste schweifen.
    «Die Position von Bernard Dunmore ist ambivalent», sagte Siân. «Er war vor vielen Jahren Freimaurer. Wie vielen Geistlichen ist ihm dann offenbar bewusst geworden, dass sich das nicht verträgt, und er hat inzwischen seit Jahren nichts mehr mit der Zunft zu tun.»
    «Aber …?»
    «Er hat sich nie von ihnen losgesagt. Und soweit ich das beurteilen kann, ist er wohl auch nie offiziell ausgetreten.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Ich glaube, Sie müssen einfach hinnehmen, dass ich es weiß. Nennen wir es ein Überbleibsel meiner Jahre im Anwaltsstand.»
    «Und was bedeutet das?»
    «Ich war gar nicht sicher, ob es überhaupt etwas bedeutet. Bei der Verteilung der Etats scheint der Bischof die Gerechtigkeit in Person zu sein. Er scheint von Mervyn Neale nicht übermäßig beeinflusst zu werden, obwohl er sich natürlich bis zu einem gewissen Grad auf seine Empfehlungen verlassen muss.»
    «Und der Erzdiakon?»
    «Nichts, was ich beweisen könnte. Aber vielleicht ändert sich das eines Tages. Er mag Sie nicht. Er mag das ganze Amt für spirituelle Grenzfragen nicht, und er mag auch nicht, wie Sie es ausfüllen, wie Sie Ihren Auftrag ausweiten. Ich – was ist?»
    «Heute Morgen hat der Bischof zu mir gesagt, ich würde dazu neigen,
über meinen Auftrag hinauszugehen.
Alle sagen dieselben Dinge.»
    «Ich weiß, dass er sich in den letzten Tagen ein paar Mal mit dem Erzdiakon getroffen hat – sie hatten viel mehr Kontakt als in den anderen Wochen, in denen ich Neale begleitet habe.»
    Wir haben Sie entfesselt.
    Und jetzt halten wir Sie im Zaum.
    «Sind Sie komplett darüber im Bilde, woran ich in Garway gearbeitet habe?»
    «Ich denke schon. Und ich glaube, es könnte wichtig sein. Ihre Haltung am Telefon heute Morgen war ziemlich außergewöhnlich.»
    «Ich war … ich stand unter Schock.»
    «Offensichtlich. Ich habe mich gefragt, was um alles in der Welt der Bischof zu Ihnen gesagt hat.»
    «Er …»
    Alles begann sich zu überschlagen, die Vergewaltigung, die Vertuschung durch Mrs. Morningwood, das verzweifelte Bedürfnis, es jemandem zu erzählen, einfach um bei Verstand zu bleiben. Sie behielt es trotzdem für sich.
    «Sie
müssen
es mir nicht sagen», sagte Siân.
    «Er hat das Übliche von sich gegeben, wie gefährlich es wäre, wenn das Amt für spirituelle Grenzfragen mit einem weiteren Mord in Verbindung gebracht würde. Aber dann sagte er,

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