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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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später kam Wind auf, und es fing an zu regnen.»
    «Sie machen Witze …»
    «Nach meiner Theorie wusste Monty, dass sich das Wetter wahrscheinlich ändern würde, deshalb hat er gewartet, bis es unmittelbar bevorstand – um den Spieß umzudrehen. Jedenfalls hat es immer stärker geregnet, und sie haben sich unter die Bäume gestellt. Aber weil es so windig war, boten die Bäume nicht viel Schutz, Janes Kleid war schon bald ganz durchnässt, und Monty hatte Sorge, dass sie sich erkältet, nachdem ihr armer Vater so jung gestorben war. Und seine wahrscheinlich letzte Zeichnung hatte Janes Vater für eine von James’ Erzählungen gemacht: den Flötengeist mit dem grauenerregenden
Gesicht aus zerknittertem Leinen

    Jane blieb im zweiten Gang, als es bergab ging, die Straße wirkte zwischen den Bäumen wie ein Tunnel. Es regnete nicht, aber es war dunkel genug, um die Scheinwerfer anzumachen.
    «Monty hat sich inzwischen Sorgen gemacht, dass sein kleiner Scherz nach hinten losgeht und Jane eine Lungenentzündung bekommt – was damals ja leicht tödlich enden konnte, weil es noch keine Antibiotika gab. Und dann hat er zwischen den Bäumen ein Haus gesehen … er hat Jane bei der Hand genommen, und sie sind dorthin gelaufen. Monty hat an die Tür geklopft und ‹Hallo! Hallo!› gerufen, aber es hat niemand aufgemacht. Meine Mutter ist ihnen bis zum Rand des Hofes gefolgt. Sie hat gesehen, wie Monty nach der Klinke griff … und die Tür aufging. Meine Mutter hat sich die Hand vor den Mund geschlagen, weil sie … na, weil sie ja wusste, was dort drinnen war.»
    «Und was war das?»
    «Der Wind hat die Tür mit aller Macht aufgerissen. Es war ein dämmriges Zimmer zu sehen, die Vorhänge vor den kleinen, hohen Fenstern waren zugezogen. Monty hat gerufen, aber niemand hat reagiert. Es brannte ein kleines Licht. Er hat einen langen Tisch auf Böcken gesehen, auf dem ein Tuch irgendetwas bedeckt hat, und im selben Augenblick hat ein Windstoß von draußen das Tuch weggeblasen. Und dort lag die Leiche von Naomi Newton, die darauf wartete, in den Sarg gelegt zu werden. Und das weiße Tuch tanzte über ihr im Wind, bevor es als zuckender Haufen auf den Boden fiel.»
     
    «Oh mein Gott», sagte Jane. «
Newton.
Das Meisterhaus?»
    «Ein Jahr später», sagte Mrs. Morningwood, «ist M. R. James allein nach Garway zurückgekehrt und hat sich dort mit meiner Großmutter unterhalten, die ihre eigenen Gründe hatte, vor dem Meisterhaus Angst zu haben. Er war etwas verlegen.
Als würde meine eigene Vorstellungskraft mich bestrafen
, sagte er.
Vielleicht verfolgen mich meine eigenen gespenstischen Schöpfungen.
»
    «Wow.»
    Jane fuhr weiter, ohne etwas zu sagen, immer noch nicht sicher, ob Mrs. Mornigwood das Ganze nicht erfunden hatte.
    Aber ihr war etwas eingefallen.
    Ehe sie aufgebrochen waren, als sie den Ersatzautoschlüssel aus dem Schlüsselschränkchen genommen hatte, war ihr aufgefallen, dass etwas fehlte. Mom hatte den übergroßen Schlüssel zum Meisterhaus hineingehängt – vermutlich, weil er ihr zu schwer war und sie nicht jedes Mal an die Sache denken wollte, wenn sie in ihre Tasche sah.
    Die Tatsache, dass der Schlüssel nicht mehr dort hing, konnte zweierlei bedeuten. Entweder Mom hatte ihn wieder eingesteckt, oder …

56 Bevvie
    Mit dieser Aggression hatte sie am wenigsten gerechnet.
    «Verschwenden wir keine Zeit», sagte Beverley. «Diese ganze falsche Gutmütigkeit. Dieses ganze ‹Helfen wir Teddy aus der Klemme›. Sie sind nicht gerade ein gutmütiger Mensch, Merrily, oder?»
    Sie standen im Halogenlicht der Edelstahlküche. Beverleys offenes Haar fiel ihr auf die Schultern. Auf dem Hackbrett stand eine halb volle Flasche Chardonnay, daneben zwei Gläser. Eins davon hatte Beverley sehr schnell ausgetrunken, eine ganz andere Frau.
    Eine, die reden wollte. Die vielleicht schon lange mit jemandem hatte reden wollen, die jetzt geradezu übersprudelte.
    Oh Gott, wie hatte sie die Zeichen übersehen können …
    «Als wüssten Sie nicht
ganz
genau, Merrily, warum Sie diesen Gottesdienst
nicht
halten können.»
    Merrily war allein ins
Ridge
gegangen und hatte ihr Handy bei Lol im Wagen gelassen, falls Jane oder sonst irgendjemand anrief.
    «Nun, ich finde», sagte sie, «er hätte mir davon erzählen können.»
    «Es Ihnen erzählen? Er erzählt ja nicht mal
mir
davon. Vor einem Abend mit der Loge holt er sein schwarzes Köfferchen heraus.
Ich fahr zu den Jungs in den Club, Bevvie, wart nicht auf

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