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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mich.
Wie ein Gangster aus alten Zeiten mit seinem Geigenkoffer. Ich hab noch nie gesehen, was er da drin hat.»
    Merrily sagte nichts. Beverley schenkte Wein nach. Merrily überlegte, wie sie am besten mit der Situation umgehen sollte, als ihr etwas einfiel.
    «Diese Gäste … die morgen kommen.»
    «Deutsche. Haben Sie schon mal
deutsche
Freimaurer gesehen? Letztes Jahr waren es Amerikaner. Wurden mir als Wandergruppe verkauft, aber sie scheinen nie weiter gewandert zu sein als bis zur Kirche, mit ihren Videokameras und ihren Taschenrechnern und ihren … Geodreiecken.»
    «Warum wurde der Gottesdienst verlegt?»
    «Ich glaube, sie hatten Sorge, dass es am eigentlichen Tag zu voll wird. Dass vielleicht
normale
Besucher kommen würden. Wohingegen sie am Freitag, einem Arbeitstag, machen konnten, was sie wollten … vor allem um die Uhrzeit, zu der er stattfinden soll.»
    «Wann denn?»
    «Um Mitternacht. Sodass am Samstag, wenn es hell wird …»
    «Die Zeit der Razzien, damals in Frankreich, 1307 .»
    «… die ganze Kirche voller Tempelritter-Banner hängt. Liegen alle zusammengerollt im Turm. Das wird wahrscheinlich der Höhepunkt … seines Lebens.»
    «Finden Sie das traurig?»
    «Nein, es ist nicht traurig. Eigentlich eher beängstigend. Wollen Sie sich setzen?»
    «Wo ist Teddy jetzt?»
    «In Hereford. In seinem Kleine-Jungs-Club. Mögen Sie den hier nicht? Soll ich eine Flaschen Roten oder so aufmachen?»
    «Mir wäre eigentlich Kaffee am liebsten», sagte Merrily.
     
    Lol hatte dieses Handy noch nie benutzt, und als es zum ersten Mal klingelte, drückte er den Anruf aus Versehen weg. Er versuchte gerade, das Gespräch doch noch irgendwie anzunehmen, als der Kirchenglocken-Klingelton schon wieder ertönte.
    «Merrily?»
    «Sie ist gerade nicht hier», sagte Lol. «Kann ich ihr was –?»
    «Lol Robinson?»
    Lol erstarrte. Eine Sekunde lang dachte er, Hayters Schläger wäre am Apparat.
    «Frannie Bliss, Laurence. Wo ist sie?»
    «Spricht mit jemandem. Nicht weit weg. Gibt’s ein Problem?»
    «Ja, gibt es. Ich dachte, sie würde sich mal bei mir melden. Als wir das letzte Mal sprachen, wirkte sie … mir gefällt es nicht, wenn sie sich so still verhält.»
    «Ich sag ihr, sie soll Sie anrufen.»
    «Warum verhält sie sich so still, Laurence?»
    «Vielleicht denkt sie die Dinge gern zu Ende.» Lol betrachtete vor sich die dunklen Hügel von Ost-Wales. «Ich dachte, Ihrer Meinung nach wäre die Sache erledigt.»
    «Sagt jemand, dass es anders ist?»
    «Wissen Sie, ich bewege mich nicht in den entsprechenden Kreisen, Francis.»
    «Also, die Sache ist nicht erledigt. Sagen Sie das Merrily. Sagen Sie ihr … Sie sind doch kein Schwätzer, oder, Laurence?»
    «Nein.»
    «Und haben immer noch ein starkes Interesse daran, dass für Merrily alles gut läuft.»
    «Wird ständig stärker», sagte Lol.
    «Wir haben jetzt die Ergebnisse der Obduktion, von Barlow und Fuchsia. Ich werde nicht ins Detail gehen, aber das Ausmaß von Barlows Verletzungen, die Kraft, die aufgewendet worden sein muss, das spricht nicht für eine Frau. Frauen wenden auch selten diese Methode an.»
    «Welche denn … der berühmte stumpfe Gegenstand?»
    «Genau. Dazu braucht man eine Kaltblütigkeit, die Frauen normalerweise nicht haben. Man muss seine Wut dafür voll unter Kontrolle haben. Und außerdem, was sollte hier auch das Motiv sein?»
    «Und warum hat sie sich dann umgebracht?», fragte Lol.
    «Ja, nun,
hat
sie das? Wenn ein Zug über einen Kopf gefahren ist, sind natürlich auch mögliche frühere Verletzungen nicht mehr zu erkennen, die das Opfer möglicherweise so bewegungsunfähig gemacht haben, oder so tot, dass man es auf die Schienen legen kann.»
    «Sie meinen, sie ist dorthin geschleppt worden?»
    «Wahrscheinlich war sie da schon tot. Im Fernsehen sagen die Pathologen ja immer ‹Oh, das Opfer ist zwischen zehn Uhr fünfzehn und zehn Uhr fünfundvierzig gestorben›. Aber im wirklichen Leben können sie einem gerade mal sagen, an welchem Tag es war.»
    «Wollen Sie damit sagen, da draußen könnte noch jemand rumlaufen, der …»
    «Den Gedanken hatte ich, ja. Setzen Sie ihn auf die Liste der Gründe, aus denen Merrily mich anrufen muss. Auf dem Handy, versteht sich.»
     
    «Als wir hergezogen sind, dachte ich, wir würden zusammen durch die Hügel wandern. Zusammen in den Pub gehen, bei Mondlicht nach Hause spazieren. Uns vielleicht einen Hund anschaffen. Er wollte keinen Hund. Das ist nicht seine Art spazieren

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