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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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sagte Mrs. Morningwood. «Macht es dir was aus, wenn ich rauche, oder bist du, wie die meisten Kinder, von den Faschisten in Westminster indoktriniert worden?»
    «Soll das ein Witz sein? Bei meiner Mutter?»
    «Danke. Ich mach das Fenster auf. Deshalb vermute ich übrigens, dass Glyndwr gar kein so windiger Bursche war. Obwohl der Wind in anderer Hinsicht für ihn wichtig gewesen zu sein scheint.»
    «Was?»
    «Um diesen Mann ranken sich unheimlich viele Geheimnisse, auch Aberglauben – der Zauberer, der die Elemente beeinflussen, das Wetter ändern und gegnerische Armeen im walisischen Nebel untergehen lassen konnte. Sehr tempelritterlich. Ich kann nicht glauben, dass er nicht mitten im Wind des verbliebenen Tempelrittertums stand, das es hier noch gab, als er kaum ein Jahrhundert nach der Auflösung des Ordens nach Garway kam. Einige von denen waren bestimmt noch hier, undercover, und saßen auf ihren Geheimnissen.»
    «Aber kam er nicht erst am Ende seines Lebens her?»
    «Und wer sagt, dass es das erste Mal war? Ich glaube es nicht. Außerdem haben die Templer die walisische Unabhängigkeit befürwortet, sie haben ja auch die Schotten bei Bannockburn unterstützt. Ich habe sogar gehört, dass sie im dreizehnten Jahrhundert Llewelyn ap Gruffudd in ihre Reihen aufgenommen haben, den letzten offiziellen Prinzen von Wales. Seine Lebensdaten passen jedenfalls dazu.»
    «Wirklich?»
    «Den Templern kam es entgegen, wenn Regierungen gestürzt wurden, Jane. Dann konnten sie ihre eigene internationale Machtbasis leichter ausbauen.»
    «Klar.»
    Jane fuhr langsamer, als sie sich der einspurigen Brobury Bridge näherten, die über den Wye führte. Sie wartete, bis kein entgegenkommendes Auto mehr auf der Brücke war, um kein Risiko einzugehen. Der Dorstone Hill – eng, kurvig und bewaldet – würde nicht leicht zu nehmen sein.
    Sie hatte aufgehört zu reden, um sich zu konzentrieren, aber Mrs. Morningwood schien sich unterhalten zu wollen, als hätte sie Sorge, wohin sie ihre eigenen Gedanken führen könnten.
    «O.k.», sagte Jane. «Also ist Garway wegen der Tempelritter so, wie es ist? Oder sind die Tempelritter nur hergekommen, weil Garway schon in einer so, na ja, so einer mit Energien aufgeladenen Landschaft gelegen hat? Womöglich schon seit der Keltenzeit?»
    «Es ist eine Mischung aus beidem. Was auch immer hier war, sie haben es sicher verstärkt. Es ist aber auch eine instabile Gegend. Es ist eine geologische Störungszone, und es gibt immer wieder klimatische Anomalien. Und dann ist da natürlich noch M. R. James.»
    «Wir müssen …»
Janes Hände schlossen sich fester um das Lenkrad.
«… in Garway irgendjemanden oder irgendetwas beleidigt haben.»
    «Mein Gott, Jane, für ein Kind bist du bemerkenswert gut informiert.»
    «Danke.»
    «Für mich ist inzwischen jeder unter vierzig ein Kind. Aber … warum lässt James diesen Kerl in der Geschichte eine Flöte finden, die auf dem Land, auf dem das Ordenshaus der Templer steht, den Wind zum Leben erweckt? Da ist er wieder, der Wind, siehst du? Das wird in der Erzählung nie erklärt.»
    «Aber glauben Sie, die Tempelritter … und Owain Glyndwr …?»
    «Und auch die Bauern dieser Gegend. Der Altertumsforscher John Aubrey berichtet von
den Kornschwingern von Herefordshire
, die glaubten, sie könnten den Wind dazu bringen, die Spreu vom Weizen zu trennen, indem sie ihn mit dem Blasen der Flöte aufweckten. Daher hat Monty James zweifellos die Idee.»
    «Glauben Sie?»
    «Das ist die einzig mögliche Verbindung.»
    «Aber M. R. James ist doch erst Jahre, nachdem er die Geschichte geschrieben hat, überhaupt hierhergekommen. Er kam erst, als diese Gwen McBryde hergezogen ist, mit ihrer Tochter. Dieser … Jane.»
    «Wir wissen aber nicht mit Sicherheit, ob er möglicherweise schon vorher hier war. Er als Antiquar hat bestimmt von Garway gewusst.»
    «Ich muss immer noch an Jane McBryde denken», sagte Jane. «Wie alt war sie?»
    «Als sie nach Garway zogen? Ungefähr dreizehn. Wusstest du, dass ihr Vater der Künstler war, der einige von James’ frühen Erzählungen illustriert hat?»
    «Und Jane hat … auch Sachen gezeichnet.»
    «Jane hatte eine makabre Phantasie. Krallenartige Hände, die sich aus Gräbern strecken, und solche Sachen.»
    «Wissen Sie, wie sie aussah?»
    «Leider nicht.»
    An der Abzweigung zum Dorstone Hill riskierte Jane einen schnellen Seitenblick zu Mrs. Morningwood. Sie hatte ihre alte Barbourjacke an und trug ihre

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