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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ihr nichts erzählt. Beverley hatte gesagt, sie hätte Teddy irgendwann verlassen, aber Merrily glaubte es nicht. Die Frauen von Geistlichen neigten nicht dazu, ihre Männer zu verlassen. Oder jedenfalls sehr lange nicht.
    «Glauben Sie, er hat sie geschlagen?», fragte Mrs. Morningwood.
    «Ich glaube, er hat sie meistens schlicht vollkommen vergessen. Hat sich auf seine eigene Rolle in einer Art … alternativer Geschichte konzentriert. Und sie hat einfach weitergemacht. Ein Dach, zwei Leben.»
    In der Waschküche oder dem Hauswirtschaftsraum, oder was immer es gewesen war, stellte Merrily das Fläschchen mit dem Weihwasser ab. Sie hatte das Gefühl, als liefe alles an ihr vorbei, außer Kontrolle. Das Gefühl, als ob alles
verschwamm
, die herumhuschenden Geister, die Wellen von Panik.
Bitte, Gott, Ruhe.
Sie richtete sich auf.
    «Irgendwann hören Sie vielleicht wieder auf, mich immer so anzusehen», sagte Mrs. Morningwood.
    «Vielleicht.»
    Vielleicht auch nicht. Wieder überkam sie Verzweiflung. Merrily nahm das Fläschchen mit Weihwasser und drückte es an ihre Brust. Nie kannte man jemanden gut genug. Nie war man sicher, wem man trauen sollte, und doch musste man vertrauen.
Wenn man zulässt, dass das Vertrauen schwindet, Merrily
, hatte Siân Callaghan-Clarke gesagt,
bewegt man sich auf dünnem Eis.
    Und die Unterstützung. Die Unterstützung derer, die keine Unterstützung wollten.
    «Was haben wir getan, Muriel?»
    «Wir?» Mrs. Morningwood setzte ihre Brille wieder auf. «Sie haben überhaupt nichts getan, Schätzchen. Abgesehen davon vielleicht, dass Sie dem Wahnsinn anderer Leute ins Auge geblickt haben.»
     
    Obwohl sie wusste, dass er nicht wiederkam, würde Muriel neue Schlösser einbauen lassen. Sie hatte sich geweigert, mit zurück nach Ledwardine zu kommen, war alleine zu ihrem Haus gefahren, um im Erdgeschoss auf der Chaiselongue zu schlafen, den Hund neben sich.
    Oder um einfach nur dort zu liegen. Die Kräuter, die in dieser Nacht einen erholsamen Schlaf hätten hervorrufen können, gab es nicht. Oder in der nächsten Nacht. Schließlich war am Ende alles auf Mrs. Morningwood eingestürzt. Sie hatte es herabgerufen, entschlossen das Knie durchgedrückt, und am Ende des Beins hatte ihr Fuß auf dem Gaspedal gestanden.
    Exzentrisch, verwirrt
, hatte Beverley Murray gesagt.
Wie sie mit diesem großen Jeep zu schnell um die Kurven fährt.
    «Wer ist Muriel Morningwood?», hatte Frannie Bliss gestern gefragt, als er den Bericht der Verkehrspolizei las. Eine schwierige Frage, und Merrily hatte ihn auf das Prinzip ‹Kenntnis nur bei Bedarf› verwiesen. Sie wartete darauf, dass er einen Knochenfund erwähnte, aber das tat er nicht. Das würde also noch kommen.
    Am Morgen, nachdem sie mit den Vorbereitungen für die Seelenmesse fertig war, war sie nach Ty Gwyn gefahren und hatte das Cottage so sauber vorgefunden wie eine Apotheke. Beinahe steril, als sei etwas herausgesaugt worden. Mrs. Morningwood hatte Merrily unerwarteterweise gebeten, das Haus zu segnen. Und das Gewächshaus und den Garten, in dem Kräuter wuchsen und Hühner herumpickten.
    «Jane hat gesagt, er wäre noch mal im Haus gewesen.»
    «Er hat irgendwas mit den Kräutern gemacht. Gläser aufgeschraubt. Rumgeschnüffelt, vermute ich.»
    «Warum?»
    «Weiß ich nicht. Jetzt sind alle Kräuter weg.»
    «Aber Sie werden wieder welche sammeln …»
    «Ich brauche das Geld. Aber das war nicht alles. Er hat die Schubladen durchwühlt. Hat Marys Brief gefunden. Er hat ihn mitgenommen. Und ein paar Fotos.»
    «Kann er gewusst haben, dass Sie diesen Brief haben?»
    «Unmöglich. Es sei denn, Fuchsia …»
    «Sie haben ihn Fuchsia gezeigt?»
    Mrs. Morningwood hatte genickt.
    «Davon weiß ich nichts, oder?», hatte Merrily gesagt. «Ich weiß nicht mal die Hälfte.»
     
    Als sich der Nachmittag langsam seinem Ende zuneigte, stand Lord Stourport neben einem Gebüsch, mit den Schuhen in den nassen Blättern.
    «Diese Bäume gab es damals noch nicht mal, da bin ich ziemlich sicher. Es ist, als würde man auf ein ganz anderes Leben zurückschauen.»
    Sollte heißen,
Wir waren andere Menschen.
Aber das war zu einfach, dachte Lol.
    Hayter sagte: «Was macht deine Frau da drin?»
    «Sie möchte, dass das Haus etwas mehr Ruhe ausstrahlt. Vor der Seelenmesse.»
    «Und die Seelenmesse soll einen Schlussstrich ziehen?»
    «Ist wohl eher der Anfang, der Anfang eines Prozesses.»
    «Mir gefällt das nicht», sagte Jimmy Hayter. «Ich sollte nicht

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