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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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wie sie es nicht länger ausgehalten hatten, er und Jane, keiner von beiden. Sie hatten gemeinsam beschlossen, dass Lol reingehen sollte.
    «Hör zu», sagte er zu Merrily. «Mach das nie … nie …»
    «Wieder. Nein.»
    «Du wusstest, dass es er sein könnte, oder?»
    «Nie wieder», sagte sie und hielt seinen guten Arm fest, den ganzen langsamen Rückweg zum Auto lang. «Krankenhaus», sagte sie. «Wo ist das nächste? Abergavenny?»
    «Ruf Bliss an. Fahr, bis wir Empfang haben, und ruf Bliss an», sagte Lol.
    «Erst einen Krankenwagen. Bitte, Lol.»
    «Können ihn nicht davonkommen lassen. Müssen die Knochen finden.»
     
    Sie krochen langsam über das holprige Feld, Merrily am Steuer, und Lol rief sich seine traumartigen Erinnerungen an die Knochen und den gelben Sack in Erinnerung, eine Szene, deren Schrecken für immer lebendig bleiben würde. Knochen? Sack?
    «Zwei Säcke», sagte Merrily. «Eine vollständige Leiche. Ein Skelett. In Einzelteilen. Er hat es weggebracht. In den Säcken. Er muss den Hinterausgang genommen haben. Jane und ich haben das Priesterloch gesehen, gerade eben. Es muss da drin gewesen sein, die ganzen Jahre.»
    «Wo jeder es hätte finden können?», sagte Lol.
    «Nein. Irgendjemand, ich glaube, es war Roxanne Gray, hat mir von dem Priesterloch erzählt. Die Familie hatte es vor Jahren zugemauert. Vor fünfzig Jahren? Vielleicht haben es die Leute aus der Kommune entdeckt und dann wieder zugemauert. Mit etwas drin. Jemandem.»
    «Mary», sagte Lol.
    «Mary Roberts. Mary Linden.»
    «Wir müssen Bliss erreichen.»
    «Nicht bewegen», sagte Merrily. «Bitte beweg dich nicht mehr als …»
    «Wir müssen ihn finden. Ehe der Mistkerl die Knochen in den Fluss wirft oder so.»
    Er sah, wie Merrily das Lenkrad fester umfasste.
    «Meinen Spaß haben»
, sagte sie. «
Mit dir meinen Spaß haben.
Das hat er gesagt.»
    Sie sah ihn an, und er spürte den Schrei, der sich in ihrem Inneren löste.
    Jane sagte: «Er muss vollkommen wahnsinnig sein. Nicht einfach bloß psychotisch.»
    «Ich glaube überhaupt nicht, dass er geisteskrank ist», sagte Merrily. «Das ist das Problem. Er ist nur getrieben, er wird zu etwas getrieben, das wir nicht verstehen. Unsere einzige Hoffnung ist, dass sie diese Leiche finden. Vielleicht können sie die DNA mit der von Fuchsia vergleichen.»
    «Er
ist
geisteskrank», sagte Jane und beugte sich zu ihnen vor. «Denn wenn er dachte, er könnte …» Sie legte ihre Arme von hinten um Merrily, und ihre Arme bebten. «… wenn er dachte, er könnte dich einfach umbringen und da lassen …»
    «Er hat Latexhandschuhe getragen.» Merrily drehte sich zu Jane um. «Und er hätte mich nicht einfach dagelassen. Als wir eben gerade oben waren und in das Priesterloch geschaut haben, kam mir der Gedanke, dass es dort jetzt einen freien Platz gibt.»
    Als sie die Spitzkehre erreichten, begann Merrily zu lachen, gefährlich nah an der Hysterie, und dann sagte sie, ohne auch nur überrascht zu klingen: «Da ist er.»
    Lol sah auf der Straße etwas aufleuchten. Das Chorhemd.
    Von Scheinwerfern angestrahlt, aber nicht von denen des Volvos.
    Merrily bremste scharf und würgte den Volvo ab. Ein Motor heulte auf, und er flog auf wie ein Schwan, dieses große, weiß flatternde Ding.
     
    Merrily war aus dem Wagen, ehe Teddy Murray auf dem Asphalt aufschlug. Sie sah einen Reifen des Jeeps über seinen Kopf fahren und hörte – eines dieser Geräusche, von denen man wusste, dass man sie im Leben nicht mehr vergessen würde – das Knirschen seines glänzenden Schädels, der wie ein Ei auf der Straße aufbrach.
    Dann folgten lange Minuten, in denen immer wieder Menschen aus Cottages und von unsichtbaren Höfen kamen, als würde ein Video zurückgespult. Eine Atmosphäre stummen Entsetzens. Merrily versuchte mehrfach, mit Mrs. Morningwood zu sprechen, doch es gelang ihr nicht. Sie kam erst in ihre Nähe, als der Rettungsdienst da war und Mrs. Morningwood an einer Mauer lehnte, die Hände vors Gesicht geschlagen, und vor und zurück schaukelte wie ein Kind auf einer Wippe, während zwischen ihren Fingern Blut und Tränen hindurchliefen.
    Die hinteren Türen des Krankenwagens gingen auf, und die Sanitäterin, die den Einsatz leitete, sagte Mrs. Morningwood, sie müsse mit ins Krankenhaus kommen.
    «Hören Sie», sagte die Sanitäterin ruhig. «Ihr Gesicht … Ihr Hals … Ihre Augen. Bitte, meine Liebe, das sind ernste Verletzungen. Lassen Sie uns wenigstens nachsehen,

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