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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Medizin trotz seiner atemberaubenden Erfolge etwas aus dem Gleichgewicht ist, wie der Schiefe Turm von Pisa.
    Man konnte sich vorstellen, dass einige von Englands angesehensten Ärzten an dieser Stelle den Saal hatten verlassen müssen, um sich selbst den Blutdruck zu messen. Vor allem, wenn sie sich die Quellen des Prinzen genauer ansahen.
    Merrily fand ein Interview mit Charles, das Dobbs, oder jemand anderes, mit Filzstift angestrichen hatte.
    Offenbar hatte Charles, angeregt durch die Lektüre C. G. Jungs, angefangen – wie hatte ihr das alles entgehen können? –, sich für die Macht der Träume und des Zufalls zu interessieren und für etwas, das er
Wegweiser
nannte.
    Mit anderen Worten, für die Vorstellung, dass Menschen offen waren für Anleitungen von … woanders, dem kollektiven Unbewussten. Dem Kosmos. Dass sie auf Fingerzeige des Übernatürlichen achten sollten.
    Und so einen Hinweis hatte Charles offensichtlich erhalten, als er in seinem Arbeitszimmer an der Rede saß, die er vor der BMA halten wollte. Er wurde mit den Worten zitiert:
    Es war höchst außergewöhnlich. Ich saß an meinem Schreibtisch und sah zufällig zu meinem Bücherregal, und plötzlich blieb mein Blick an einem Buch über Paracelsus hängen. Also nahm ich das Buch zur Hand und las es, und daraufhin beschloss ich, eine Rede über Paracelsus zu halten – vielleicht neu zu betrachten, was er zu sagen hatte, welche Ideen er vorgebracht hat. Ist es nicht an der Zeit, neu über die Beziehung von Körper und Seele nachzudenken oder von Körper und Geist?
    Paracelsus. Arzt und … Kräuterkundler?
    Außerdem ein Okkultist der Renaissance. Ein Alchemist.
    Tiefe Wasser.

11 Weil es geregnet hat
    «Wie oben …» Jane machte mit den Armen die entsprechende Bewegung. «… so unten.»
    Jedenfalls wirkte sie froher, das mürrische Gesicht war einem konzentrierten Gesicht gewichen. Es lohnte sich immer, Jane zu konsultieren. Sie hatten im Wohnzimmerkamin ein Feuer gemacht und vom Tablett gegessen, und Jane hatte eins ihrer Taschenbücher geholt, mit Planeten und Pentagrammen auf dem Cover.
    «Paracelsus war nur der Name, den er angenommen hat, o.k.? Sein richtiger Name war – das ist ganz interessant – Theophrastus Bombastus von Hohenheim, daher kommt das Wort
Bombast
. So ein Typ war er nämlich. Immer den starken Mann markiert und ständig Temperamentsausbrüche. Ist den Leuten auf die Nerven gegangen.»
    «Können wir noch mal auf ‹wie oben, so unten› zurückkommen? Dahinter scheint ja eine der wichtigsten Theorien von Paracelsus zu stecken, oder?»
    «Paracelsus hat gesagt, der menschliche Körper sei wie ein Mikrokosmos der Natur … oder des Universums. Was auch immer. Das ist die Grundlage der Astrologie. Er hatte diese Theorie, dass die wichtigsten inneren Organe bestimmten Planeten zuzuordnen sind. Das hat in der Renaissance ernsthaft Sinn ergeben. Tut es eigentlich immer noch.»
    «Er war aber doch Okkultist?»
    «Ah, das ist natürlich wieder typisch
Kirche

    «Tut mir schrecklich leid.»
    «Er hat sich selbst nicht als
Okkultist
betrachtet – das hat eigentlich niemand. Was er machte, galt als Wissenschaft. Wissenschaft und Philosophie. Die hohe Kunst des Lernens. Das war innovativ. Ich meine, ist Stephen Hawking ein Okkultist? Homöopathie arbeitet doch auch mit dieser Mikrokosmos-Grundlage, oder nicht?»
    «Ich glaube schon.»
    «Man könnte Paracelsus also als den Vater der alternativen Medizin betrachten. Nur, dass es damals nicht alternativ war, es war –»
    «Innovativ. Der aktuelle Stand.»
    «Genau. Soll das heißen, dass das Herzogtum Cornwall in Garway ein Zentrum für alternative Heilmethoden einrichtet?»
    «Nein, es … wahrscheinlich gibt es da gar keinen Zusammenhang. Ich frage mich nur, warum sich Kanonikus Dobbs für die spirituelle Entwicklung von Prinz Charles interessiert hat.»
    «Wäre aber ein guter Ort dafür, Mom.»
    «Garway?»
    «Mit den Tempelrittern. Eine ganze Menge hat mit ihnen und ihren Ausgrabungen des salomonischen Tempels begonnen. Das meiste von der rituellen Magie, der Beschwörung von Geistern, all das geht auf Salomon zurück. Und vielleicht auch diese ganze Mikrokosmos-Makrokosmos-Sache.»
    «Manchmal wünschte ich, du würdest das alles nicht wissen», sagte Merrily, und Jane lächelte.
    Froh … fröhlich. Auf dem Teppich sitzend, die Arme um die Knie geschlungen, beobachtete sie, wie winzige Flammen von Holzscheit zu Holzscheit sprangen. Noch fröhlicher

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