Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
gejagt … und einfach müde, gehirntot.
Verdammt.
Sie zog zwei Mal ärgerlich an der Zigarette und drückte sie aus. Dann nahm sie ihre wasserdichte Jacke vom Rücksitz, stieg aus und lief durch den Regen.
    Wegen der dichten grauen Wolkendecke konnte sie weder den Ort noch den Kirchturm sehen, nur das windzerzauste Gras auf der anderen Seite eines Stacheldrahtzauns. Eigentlich hatte sie zum Meisterhaus gehen wollen, aber wozu?
    Als sie die Kirche verlasen hatten, hatte Teddy Murray gesagt,
Wir, äh … wir haben ein Zimmer für Sie, Merrily. Ich weiß nicht genau, was Sie …
    Um ehrlich zu sein, Teddy, ich weiß nicht recht … Ich wohne nicht so weit entfernt, und mir ist nicht ganz klar, warum der Bischof meint, dass ich Ihnen zur Last fallen sollte.
    Oh, ich glaube, wir wissen beide, worum es dabei geht. Die wollen, dass Sie auf etwas den Deckel draufhalten … möglichst fest. Wenn Sie mich fragen, hat Mervyn Neale die Finger im Spiel.
    Der Erzdiakon. Er war beim Bischof gewesen, als Adam Eastgate das Thema aufgebracht hatte.
    Mervyn und ich kennen uns schon ziemlich lange. Er schickt uns Leute – Leute, die Ferien in der Natur machen wollen. Allerdings nicht auf Provisionsbasis, muss ich dazusagen.
    Also
, hatte sie schließlich gesagt,
ich muss mich zu Hause um ein paar Dinge kümmern, vielleicht rufe ich Sie besser morgen an.
    Der Typ war ja sehr nett, aber Merrily war froh gewesen wegzukommen. Teddy war mit Mervyn Neale befreundet – das legte nahe, dass er ihr vom Erzdiakon als persönlicher Fremdenführer an die Seite gestellt worden war. In mancher Hinsicht nützlich, aber da war auch dieses Gefühl, ferngesteuert zu werden, und das gefiel Merrily überhaupt nicht.
    Der Regen wehte ihr ins Gesicht und trommelte auf ihre Kapuze. Sie dachte an den Wind, der plötzlich aufkommt, als Parkins, der Akademiker aus der M. R. James-Erzählung, probeweise in die Flöte bläst, die er zwischen den Überresten des Ordenshauses der Tempelritter gefunden hat.
    Wer ist das, der da kommt?
    Eine windzerzauste Lumpengestalt folgt Parkins in der Erzählung über den verlassenen Strand und erscheint ihm ein letztes, eindrückliches Mal nachts in seinem Zimmer im
Globe Inn
. Sie kommt unter den Laken des zweiten Bettes hervor und steht dann an der Schlafzimmertür, mit ausgestreckten Armen und diesem
grauenerregenden Gesicht aus zerknittertem Leinen
.
    Obwohl die Plane im Meisterhaus aus Plastik war, hatte man eine Vorstellung.
    Merrily ging wieder zurück zu dem alten Volvo, den Wind im Rücken.

10 Wegweiser
    Vom Telefon im Spülküchenbüro aus rief sie Sophie zu Hause an. Sophies Mann, Andrew, der Architekt, nahm ab und seufzte kurz.
    «Merrily.» Sophie hatte an einem anderen Apparat abgenommen, Andrew seufzte noch einmal und legte auf. «Ich hatte Ihren Anruf schon heute Nachmittag erwartet – der Bischof hat heute Morgen eine E-Mail aus dem Palast geschickt, in der steht, dass ein vorläufiger schriftlicher Bericht hilfreich wäre.»
    «Und da dachten Sie: Seltsam – er hat bisher noch nie um einen schriftlichen Bericht zu
irgendwas
gebeten, das mit spirituellen Grenzfragen zu tun hat.»
    «Genau.»
    Es war jetzt fast dunkel, der graubraune Himmel verschmolz mit der Mauer vor dem Fenster. Aber der Regen war immer noch nicht bis nach Ledwardine gezogen. Vielleicht hatte der Garway Hill sein eigenes Klima.
    «Aber, Sophie, vielleicht ist das jetzt sowieso alles nur noch Theorie.»
    Merrily machte die Schreibtischlampe an und erzählte Sophie detailliert von Huw Owens M. R. James-Entdeckung. Auf Diskretion konnte sie sich in diesem Fall verlassen – verglichen mit Sophie war ein Grab die reinste Rundfunkanstalt.
    «Also hat die Frau das erfunden?» Sophies Stimme klang eisig. «Das Ganze?»
    «Entweder das oder ihre Wahrnehmung ist sehr stark von ihren Lesegewohnheiten geprägt. Was unwahrscheinlich scheint.»
    «Warum?»
    «Keine Ahnung.»
    «Vielleicht sollten Sie sie fragen.»
    «Oh ja.»
    «Das dürfte einiges klären.»
    «Ich freue mich fast darauf. Auf eher unchristliche Art übrigens. Ich versuche morgen nach der Morgenandacht nach Monkland zu fahren. Mit oder ohne Geheimdienst auf den Fersen.»
    «Bitte? Ich glaube, ich habe mich verhört.»
    «Nein, Sie haben sich nicht verhört.» Merrily sah die Zigarettenschachtel auf ihrem Schreibtisch an und entschied sich dagegen. «Laut einer Quelle, die der Gaol Street sehr nahesteht, werde ich vom Geheimdienst überprüft. Jane auch, als

Weitere Kostenlose Bücher