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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Kulturerbe-Terroristin.»
    «Und das nur wegen Ihrer unfreiwilligen Nähe zu den Geschäftsinteressen des Thronfolgers?»
    «Ich weiß es nicht, Sophie.»
    «Aber Sie sind Pfarrerin der Kirche von England.»
    «Und dadurch harmlos? Überlegen Sie mal.»
    «Das Ausmaß der Überwachung in diesem Land ist langsam besorgniserregend.» Pause. «Hatten Sie zufällig schon Gelegenheit, die Zeitungsausschnitte von Kanonikus Dobbs zu lesen?»
    «Nicht wirklich. Sie liegen hier auf dem Schreibtisch. Ich werde versuchen, sie mir später anzusehen.»
    «Also», sagte Sophie, «es sind wirklich unruhige Zeiten, aber ich finde, das geht jetzt zu weit. Überlassen Sie das mir.»
    «Was haben Sie vor?»
    «Ich glaube, ich werde den Bischof in London anrufen.»
    Sophie war vermutlich der einzige Mensch, abgesehen von seiner Familie, der die Handynummer des Bischofs hatte.
    «Ich weiß nicht, ob das wirklich –»
    «Sind Sie heute Abend zu Hause, Merrily?»
    «Ja, aber ich will
Ihren
Abend nicht verderben. Oder den von Andrew.»
    «Merrily», sagte Sophie mit einigem Ernst. «Das besorge ich schon selbst.»
     
    Merrily seufzte, zog den alten schwarzen Ablagekasten näher heran und öffnete ihn. Sie nahm einen Packen DIN -A 4 -Papier heraus, der von zwei Gummibändern zusammengehalten wurde. Auf dem zuoberst liegenden Blatt sprangen ihr zwei Überschriften ins Auge.
    CHARLES IN SCHWIERIGKEITEN
    TOP-ÄRZTE KRITISIEREN PRINZ FÜR UNTERSTÜTZUNG VON QUACKSALBERN
    Beide Artikel stammten aus den frühen Achtzigerjahren, als der Prinz von Wales, frisch mit Diana Spencer verheiratet, zum Präsidenten der
British Medical Association
ernannt worden war, der konservativen und höchst unflexiblen Vertretung der britischen Ärzteschaft.
    Die BMA hatte es nicht so mit alternativen Heilmethoden. Tatsächlich kannte der Hass der Organisation für Ärzte, die ‹Das System› nicht durchlaufen hatten, praktisch keine Grenzen.
    Man hätte meinen sollen, diese Typen wüssten es besser, als einen Mann zu ihrem Aushängeschild zu machen, dessen Familie seit Generationen Osteopathen, Homöopathen und diverse spirituelle Heiler konsultierte und dabei für ihre Gesundheit berühmt war.
    Den ersten Hinweis hatten sie bei einem Dinner für den neuen Präsidenten erhalten. In seiner Rede hatte der Prinz gesagt, wie sehr es ihn bewege, dass die BMA auch nur in Erwägung gezogen habe, ihn zu wählen. Und er hatte hinzugefügt:
Nach allem, was ich weiß, werden Sie sich allerdings nach einem halben Jahr wünschen, mich wieder los zu sein.
    Das darauf folgende Gelächter, dachte Merrily, musste wohl recht freudlos gewesen sein. Sie glaubte sich an die Auseinandersetzung zu erinnern, aber jetzt wurde ihr klar, dass sie damals nicht sachkundig genug gewesen war, um die Bedeutung des Streits zu erfassen.
    Einer der Zeitungsausschnitte enthielt eine bearbeitete Umschrift von Charles’ Rede vor der BMA .
    Sie war reines Dynamit.
    Eine der abschreckendsten Eigenschaften diverser Berufsverbände ist das tief verwurzelte Misstrauen und die offene Feindseligkeit allem Unorthodoxen gegenüber. Ich vermute, es lässt sich nicht vermeiden, dass etwas, das anders ist, bei der Mehrheit, deren herkömmliche Meinung in Frage gestellt wird, starke Gefühle hervorruft.
    Es liegt wohl außerdem in der menschlichen Natur, zu verkennen, dass das, was heute als unkonventionell gilt, vermutlich morgen schon die Regel ist …
    Vielleicht müssen wir es einfach als Gottes Wille akzeptieren, dass der unkonventionelle Mensch zu jahrelanger Frustration verdammt ist, dass er lächerlich gemacht wird und scheitern muss, um seine Rolle im großen Ganzen zu spielen, bis sein Tag kommt und die Menschheit bereit ist, seine Botschaft zu hören … eine Botschaft, die er vermutlich selbst nur schwer erklären kann, die aber, wie er weiß, aus einer sehr viel tieferen Quelle als dem Bewusstsein stammt …
    Merrily zündete sich eine Zigarette an. Erstaunlich, dass er das vor einem Haufen Ärzte gesagt hatte.
    Und es wurde noch besser – oder schlechter, das hing vom Blickwinkel ab.
    Über Jahrhunderte haben Volksheiler Menschen gesund gemacht und sich dabei auf überliefertes Wissen berufen, das eine Erkrankung als Krankheit des ganzen Menschen begreift, womit nicht nur sein Körper, sondern auch sein Geist gemeint ist, sein Selbstbild, seine Abhängigkeit von seinem Umfeld sowie seine Beziehung zum …
    Ach du Scheiße.
    … Kosmos. Ich würde sagen, dass das ganze Gebäude der modernen

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