Das Gespinst des Bösen
Kilpeck und Much Dewchurch. Sechs Kilometer von Garway? Sieben?»
«So was um den Dreh.»
«Die Spur führt allerdings nach Garway selbst.»
Merrily zog ihren Umhang über die Knie und sehnte sich nach einer Zigarette. Wohin würde das führen?
«Monty hat nie geheiratet», sagte Huw. «Aber er hatte eine enge, wenn auch vermutlich platonische Freundin namens Gwendolen McBryde. Sie war die Witwe seines guten Freundes James McBryde, einem talentierten Künstler – hat ein paar der frühen Geschichten illustriert. Gwen war schwanger, als ihr Mann sehr jung starb, und hat eine Tochter zur Welt gebracht. Mutter und Tochter sind nach Herefordshire gezogen.»
«Wie es jüngere Witwen mit Töchtern manchmal tun.»
Ach, verdammt noch mal.
Sie zog ihre Tasche auf die Bank und nahm ihre Zigaretten heraus.
«Scheint, als hätte Monty Gwen ziemlich regelmäßig besucht», sagte Huw. «Monty mochte alte Kirchen sehr gern und kannte sich extrem gut mit ihnen aus. Keine große Überraschung, dass er Garway besucht hat.»
«Wenn Sie das sagen.»
«Das ist der Punkt. Nach Montys Tod hat Gwen eine Sammlung seiner Briefe veröffentlicht –
Briefe eines Freundes
. In einem davon erinnert sich James an einen bestimmten Besuch in Garway, ich glaube, es war 1917 . Garway wird sogar zwei Mal erwähnt, aber einmal nur beiläufig. Die Stelle, von der Sie wissen sollten … Na ja, ich habe es Ihnen schon gemailt. Am besten lesen Sie es, wenn Sie nach Hause kommen.»
«Huw, du meine Güte –»
«Die Frau, die sich um die Webseite kümmert, Rosemary Pardoe, schreibt, Monty scheint in Garway eine, Zitat,
seltsame Erfahrung
gemacht zu haben, deren Wesen, Zitat,
aufreizend unklar
ist, über die er aber mit dem
typisch gruseligen James’schen Humor
geschrieben hat.»
«Soll heißen …?»
«Lesen Sie es. Ich will nicht, dass Sie denken, ich schmücke es aus oder ziehe Sie auf.»
«
Huw
–»
«Ich muss sowieso los, hab zu tun, und das haben Sie auch.»
Und dann war er weg, der Mistkerl.
13 Man könnte es nicht erfinden
Nach dem Gottesdienst, als alle anderen gegangen waren, sogar Shirley West, rauchte Merrily mit Gomer verstohlen eine Zigarette hinter dem Kirchturm. Sie fragte ihn, wie die Leute im Dorf über die Wiederaufrichtung der alten Steine auf Coleman’s Meadow dachten. Zogen womöglich die meisten neue Luxuseigenheime vor?
«Das isses ganich ma, Frau Pfarrer», sagte Gomer. «Nochn paar mehr schicke Häuser sin nich der Punkt. Is nur die Spitze des Misthaufens. Der Punkt is, wer mit Lyndon Pierce unter einer Decke steckt. Wer will, dass ausm Dorf ne Stadt wird? Supermärkte und schicke Restaurants. Und wer auf der Seite von unserer Janey is.»
«Und auf Ihrer, Gomer, nicht zu vergessen.»
«Ar. Ich tu meinen Teil, dass Pierce aufn Arsch bekommt, is klar, Frau Pfarrer.»
Lyndon Pierce hatte gesagt, Gomer sei ein alter Knacker, so gut wie senil und gehöre ins Altersheim. So senil, das er das vergessen würde, konnte Gomer gar nicht werden.
«Harchäologen brauchen n Bagger und n Fahrer», sagte er. «Von mir kriegen se dafür nix berechnet.»
«Das ist sehr großzügig von Ihnen, Gomer. Ich bin sicher, Jane wird dafür sorgen, dass die richtigen Leute davon Wind bekommen. Ähm … kennen Sie Felix Barlow?»
«Barlow …» Gomer rückte seine Mütze zurecht und verdrehte die Augen. «Bauleiter?»
«Aus Monkland. Kennt Danny.»
«Ar. Hab den Kerl über die Jahre n paarma getroffen. Der macht keine falschen Tudorbögen und son Scheiß. Baut überhaupt nichts Neues, wenn ich das richtich seh.»
«Guter Typ?»
«Geradeaus, glaubich. Hat ne Zeitlang getrunken, habich gehört. Als er verheiratet war.»
«Wann war das?»
«Vor acht, neun Jahrn … Ich erinner mich an seine Frau. Oh ja, an die erinner ich mich.»
Es fing an zu regnen. Merrily lehnte sich an den Sockel des Turms.
«Kennense Lizzie Nugent?», sagte Gomer. «Witwe, oben bei Bearswood?»
«Ich glaube nicht.»
«Ihr Mann hat se mit zwei Kindern unnem kleinen Hof sitzenlassen. Ich war ma inner Nähe, umn Graben auszuhebn, muss Anfang März gewesen sein, da hat der Sturm das Dach von Lizzies Kuhstall gefegt. Also hab ich n paar Leute angerufn, um klarzumachen, ob wir irgendwo billich an verzinktes Blech rankommn, und irgendwer hat gesagt, ich soll Felix Barlow anrufn. Der is mit seim Transporter rumgekomen, noch am selben Tag, mit den Blechen von nem Schuppen, dener abgerissen hat, und wir zwei ham das alte Dach zusammen repariert. Hat nur n
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