Das Gespinst des Bösen
das kleinste bisschen Neugier entgegenbringt. Und ich bin nicht gerade eine große Hilfe, was? Warum sagen Sie mir nicht, was Sie damit bezwecken?»
Jane hatte das Gefühl, als wäre ihr innerer Motor abgewürgt worden.
Das
konnte sie ihm einfach nicht sagen. Sie musste bei den Fragen bleiben. Lehrern gefiel es immer, etwas gefragt zu werden.
«In Garway gibt es nur noch einen Pub, richtig?»
«Den
Mond
.» Robbie klopfte sich auf den gemütlichen Bauch. «Meine Wirtshäuser kenne ich.»
«Haben Sie gewusst, dass es noch drei weitere gab, die
Die Sonne, Die Sterne
und
Der Globus
hießen?»
«Das habe ich
nicht
gewusst. Interessant. Wissen Sie, auf welche Zeit diese Namen zurückgehen?»
«Also, ich … hatte noch keine Gelegenheit, das alles zu überprüfen. Aber es lässt vermuten, dass es in der Gegend irgendeine astrologische Tradition gibt, nicht?»
«Eine astronomische jedenfalls. Oder aber es hat einfach irgendein Bursche einen Pub namens
Der Mond
eröffnet, und daraufhin hat ein anderer Bursche seinen
Die Sonne
genannt. Und so weiter.»
«Ja. Vermutlich.»
«Tut mir leid, Jane. Was haben Sie noch entdeckt? Den Taubenschlag mit den 666 Einfluglöchern? Könnte Zufall sein, oder jemand könnte sich einen Scherz erlaubt haben, oder es könnte etwas Böses bedeuten. Wer weiß?»
«Was ist mit dem Grünen Mann?»
«Ah», sagte Robbie.
Ein Klingeln verkündete das Ende der Pause.
«Das Gesicht aus Stein, das in den Bogen über dem Altar geschnitzt ist», sagte Jane schnell. «Und niemand weiß, was es zu bedeuten hat … obwohl sie in Kirchen recht verbreitet sind.»
«Ja. Ist der Grüne Mann keltischen Ursprungs, oder geht er auf das frühe Mittelalter zurück? Und hat dieser spezielle Grüne Mann seinen Namen überhaupt verdient?»
«Wie meinen Sie das?»
«Ein Grüner Mann ist per definitionem ein
Laub
gesicht – Blätter und Weinranken kommen aus seinem Mund und seiner Nase und wer weiß woraus sonst noch.»
Jane sah ein Bild vor sich, von einer der Webseiten. Die leeren Augen, die stummeligen Hörner …
«Aber interessant ist», sagte Robbie, «dass das Exemplar in der Kirche von Garway offenbar überhaupt keine laubartigen Verzierungen hat. Stattdessen kommt aus seinem Mund, wenn man genauer hinsieht, ein dickes Seil mit runden Verzierungen und Quasten an beiden Enden. Ich gebe zu, das hat mich auch irritiert.»
«Was könnte das bedeuten?»
«Also …» Robbie beugte sich auf seinem Stuhl vor. Er roch ziemlich stark nach Pfefferminz. «Wenn wir noch mal an die Tempelritter denken – ihnen wurde, wenn Sie sich erinnern, unter anderem vorgeworfen, einen Götzen anzubeten. In Form eines bärtigen männlichen Kopfes.»
«Ja! Natürlich … Man hat ihm bestimmte Kräfte zugeschrieben, oder?»
«Und angeblich war um seinen Kopf ein Band gewunden», sagte Robbie.
«Ach du Sch-» Jane rutschte auf die Kante ihres Stuhls vor. «Das Gesicht könnte also –»
«Baphomet.»
Robbie hob beide Arme und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. «Er wurde Baphomet genannt. Einen Namen, für den es verschiedene Erklärungen zu geben scheint, am üblichsten ist die Annahme, dass es eine Verballhornung von Mohammed ist. Und die Tempelritter müssen während der Kreuzzüge natürlich mit dem Islam in Berührung gekommen sein.»
«Die Tempelritter könnten also heimliche Muslime gewesen sein? Es könnte eine Art islamischer Götze sein?»
«Die Muslime
haben
keine Götzen, Jane. Und wenn wir dieser Theorie folgen, stolpern wir auch über das Wort
anbeten
. Auch wenn die Muslime ihrem Propheten den größten Respekt entgegenbringen –
anbeten
tun sie nur Allah.»
«Vielleicht hat der Papst oder irgendjemand das anders gesehen. Denn wenn man mit Mohammed Blödsinn treibt, wäre das schwere Ketzerei, oder?»
«Offensichtlich, ja. Jedenfalls hat Baphomet seitdem – zumindest im Westen – ein ziemlich düsteres Image bekommen. Satanisch, geradezu. In jedem Fall dämonisch. Was heißt, dass die Historiker nicht mehr zuständig sind, Sie brauchen das also nicht in der Bibliothek zu recherchieren.»
«Aber, ich meine, die Tatsache, dass der Kopf in dem Bogen über dem Altar ist, dem Eingang zum heiligsten Bereich der Kirche …»
«Wenn das Baphomet
ist …
» Robbie setzte ein leicht verzerrtes, verschwörerisches Lächeln auf. «… beschützt er dann den Altar? Oder lenkt er die Aufmerksamkeit davon
ab
? Denken Sie zum Beispiel mal daran, auf welcher Seite er zu sehen ist.»
«Also,
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