Das Gespinst des Bösen
ihn in ihrem Leben dringend brauchte. Er war ihr Fels in der Brandung, wenn Sie so wollen. Ein alter Freund der Familie, eine Verbindung, die … weit zurückreicht.
Sie
hat sich auf die Suche nach ihm gemacht. Sie schien Sicherheit zu suchen, ein richtiges Zuhause.»
Sie wollte jetzt nicht mit der Nabelschnur oder dem Geld für die Kunsthochschule anfangen. Vielleicht erzählte sie es Bliss später, aber nicht vor Jonathan Long.
Es war auch nicht an ihr, die Geschichten von Mrs. Morningwood weiterzugeben. Nicht diesem Typen.
Long nickte. «Na gut.» Er stand auf. «Das ist für den Moment vermutlich alles … es sei denn …»
Er blickte Bliss an, der langsam aufstand.
«Wenn Ihnen noch etwas einfällt, das von Bedeutung sein könnte, Merrily, wissen Sie ja, wo ich bin.» Bliss lächelte. «Wo Jonathan ist … na ja, das weiß niemand so genau.»
Als sie weg waren, goss Merrily den Kaffee, den Long nicht angerührt hatte, in die Spüle und rief Huw Owen in den Brecon Beacons an. Niemand da. Dann rief sie Sophie im Torhaus an. Besetzt.
Merrily war nicht bereit, in die Kirche zu gehen.
Sie sollte sich hinsetzen und nachdenken, ganz vernünftig.
Aber sie fühlte sich nicht vernünftig. Es bestand die Möglichkeit – darum kam sie nicht herum –, dass sie diese Tragödie auf irgendeine Weise hätte verhindern können. Wenn sie nicht so blasiert gewesen wäre, so leicht abzulenken.
Im Spülküchenbüro klingelte das Telefon. Merrily ging zur Spüle, spritzte sich Wasser ins Gesicht, trocknete sich flüchtig ab und ging zum Telefon.
«Pfarrhaus Ledwardine.»
«Adam Eastgate, Merrily, vom Herzogtum. Sagen Sie, haben Sie heute Morgen Nachrichten gehört?»
«Gewissermaßen.»
«Ich habe versucht, der Polizei irgendwas zu entlocken.»
«Ähm … ich war gestern Abend dort. Kurz nachdem sie ihn gefunden haben. Es tut mir so leid, Adam.»
Es blieb still in der Leitung.
«Die Polizei war gerade hier», sagte Merrily. «Ich fürchte …»
«Gott, Merrily, in einer Million Jahren hätte ich nicht für möglich gehalten …»
«Nein. Ich auch nicht. Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber die Freundin von Felix, Fuchsia, ist ebenfalls tot. Sie wurde … auf der Bahnstrecke gefunden. Sie wurde noch nicht offiziell identifiziert, aber ich glaube nicht, dass Zweifel bestehen.»
«Allmächtiger. Aber wie … wie ist Felix gestorben?»
«Er hatte Kopfverletzungen. Adam, es tut mir leid. Ich habe das auch nicht kommen sehen. Und ich hätte es kommen sehen müssen.»
«Das sagt sich so leicht, Merrily. Das könnten wir alle sagen. Himmel, ich kannte ihn besser als jeden anderen Bauleiter, den wir je beauftragt haben, er war ein kluger Kerl, ich mochte ihn sehr, aber … Gott, das passiert doch nicht wirklich. Das ist ja vollkommener Wahnsinn.»
«Ja.»
In Gedanken saß Merrily wieder im Auto, auf dem Garway Hill, telefonierte mit Bliss und beschloss gereizt, nicht zum Meisterhaus, sondern nach Hause zu fahren.
«Ich muss mit dem Prinzen reden», sagte Adam Eastgate. «Er hat Felix’ Arbeit immer bewundert.»
Sie hörte ihn ruhig atmen. Dann räusperte er sich.
«Merrily, ich muss das fragen. Steht das Ihrer … Ihrer Ansicht nach mit dem Meisterhaus in Zusammenhang?»
«Es wäre dumm, das zu verneinen, aber ich glaube, nicht auf eine Art, die die Polizei interessieren würde.»
«Es wird bei der Untersuchung also nicht darum gehen …»
«Polizeiliche Untersuchungen befassen sich normalerweise mit Tatsachen.»
«Ja.» Eastgate machte eine Pause. «Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Muss mir … einen anderen Bauleiter suchen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. War sie verrückt? Ich meine, darum geht es, oder?»
«Ich weiß nicht. Ich dachte das auch zuerst, so was in der Art, aber jetzt war ich in dem Haus und … ich weiß nicht recht. Es hat eine lange Geschichte.»
«Was schlagen Sie vor?»
«Ich?»
«Der Bischof hat Ihnen die Angelegenheit übertragen, Merrily.»
«Ja.»
Sie erinnerte sich noch, wie sie reagiert und zu Lol gesagt hatte,
Ich will nicht eine Woche lang in Garway bleiben.
«Glauben Sie, es ist vorbei, Merrily? Glauben Sie, es hat mit der gestörten Frau angefangen und es endet auch mit ihr?»
«Nein», sagte Merrily. «Eigentlich nicht.»
23 Verballhornung von Mohammed
Als sie aus der Hintertür trat, zog die kalte Oktoberluft unter ihr Sweatshirt, aber das war ihr egal.
Sie ging über den Friedhof, den Weg, den Lol in der Morgendämmerung
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