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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gegangen war. Sie verachtete sich selbst.
    Wir müssen darüber nachdenken, was wir mit Zuhören meinen. Denn wenn man darüber nachdenkt, tun wir das eigentlich nie richtig.
    Sie
hatte es nicht getan. Sie hatte Fuchsia nicht richtig zugehört.
    Arrogante, heuchlerische, scheinheilige Kuh.
    «Nich so ganz eitel Sonnenschein, heute, was?», sagte Gomer Parry.
    Er saß wie ein Gnom auf dem Stein von Minnies Grab, den Kopf schräg gelegt, als lausche er auf schwache Geräusche unter der Erde.
    «Alles in Ordnung, Gomer?»
    Gomer stand auf. «Die alte Min wird sagen, ich mach hier nur wieder Unordnung.» Er sah sie an. «Wie geht’s Ihnen, Frau Pfarrer?»
    «Hatte schon bessere Tage.»
    «Felix Barlow, hm?»
    «Wo haben Sie’s gehört?»
    «Danny hat mich angerufen. Vor ner Stunde oder so.»
    «Was erzählen sich die Klatschmäuler?»
    «Das Übliche. Man soll sich e’m nich mitnem verrückten Hippiemädchen einlassen, so was.»
    «Und Danny?»
    «Sagt, es gibt wahrscheinlich einiges, was wir nich wissen und auch nie rausfinden wern. Über Barlow und diese Frau.»
    «Barlow hat sie gekannt, seit sie auf die Welt kam. Buchstäblich.»
    «Er kannte ihre Ma. Als die Kleine zu ihm gezogen is, habn ein paar Leute gesagt, er wär der Alte von dem Mädchen.» Gomer schüttelte den Kopf. «Dann liefs ja ganz gut für ihn, abers war immer wer drauf un dran, ihms Bein zu stellen. Nehmenses sich nich zu Herzen, Frau Pfarrer, Sie ham bestimmt Ihr Bestes getan.»
    Merrily starrte ihn an. Sie erinnerte sich nicht, Gomer von Felix Barlow und Fuchsia erzählt zu haben.
    «Die alte Kirche, Frau Pfarrer.» Gomer ließ eine Hand in seiner Brusttasche verschwinden und zog seine Zigarettendose heraus. «St. Cosmo?»
    «Cosmas», sagte Merrily. «Und St. Damian.»
    «Genau. Sie warn nich grad so angezogen, dasse nich aufgefallen wärn, an so nem Ort. Sie wie ne Nonne, die andere wie ne Braut. Spricht sich rum.»
    Wie eine Braut.
Fuchsia in dem weißen Kleid. Die Kerze und das Licht aus dem Fenster über dem Altar. Das Licht in Fuchsias aufgerissenen Eulenaugen.
    «Gehnse wieder ins Warme, ja, Frau Pfarrer?», sagte Gomer. «Sie zittern ja.»
    «Mir geht’s gut. Ich wollte nur …» Da war noch etwas. «Gomer, Sie haben doch in Garway für eine Mrs. Morningwood gearbeitet, oder?»
    Gomer ließ die Zigarettendose zuschnappen.
    «Muriel?»
    «Tut mir leid, ihren Vornamen kenne ich nicht.»
    «Muriel», sagte Gomer.
    «Jane und ich sind ihr neulich begegnet.»
    «Ach ja?»
    «Und als sie hörte, dass wir aus Ledwardine sind, hat sie Sie erwähnt.»
    Gomer sagte nichts. Er wirkte misstrauisch. Merrily blinzelte.
    «An dieser Stelle, ähm … erzählen Sie mir normalerweise irgendwas Interessantes. Eine kleine Anekdote.»
    «Was sollich erzähln?» Gomer schniefte. «Hat ihrn eigenen kleinen Hof. Hält sich Bienen, Hühner. Macht diese Behandlungen, wo man seine Zehn kreisen lassen soll. Hats mit Kräutern.»
    «Ja, davon habe ich gehört.»
    «Und sie is bei den Bauern beliebt.»
    «Warum?»
    «Na ja … die kennt sich aus. Mit Computern, Papierkram, London, Brüssel. Die meisten alten Bauern ham da ja kein Durchblick.»
    «Nein.»
    «Und dann gehörn auf die Liste auch noch der Bezirksrat und das Landwirtschaftsministerium, oder wie das heute heißt.»
    «Sie hilft den Bauern mit dem Behördenkram?»
    «Sie weiß, wie man mit den Mistkerlen mit ihrn Klemmbrettern reden muss. Wenn son Bauer n Problem mit irgendnem Offiziellen hat und nich weiß, was er machen soll, fragter Muriel. Und schon zucken die Sesselfurzer zurück un schreibn die Sache ab, ehse sich mit Muriel anlegen.»
    «Und das ist offiziell? Ich meine, macht sie diese Sachen als … eine Art landwirtschaftliche Beraterin?»
    Gomer lachte, begann zu husten und steckte sich eine Zigarette in den Mund, immer noch lachend, immer noch hustend.
    «Verstehe», sagte Merrily.
    «Gehnse rein und wärmense sich auf, Frau Pfarrer. Is das Beste.»
     
    Robbie beklagte sich, weil im Lehrerzimmer sein Kaffee auf ihn wartete. Aber Jane ließ nicht locker; diese Typen neigten manchmal dazu zu vergessen, dass sie ein ziemlich anständiges Gehalt dafür bekamen, den Wissensdurst junger Menschen zu stillen.
    «Ich nehme an, Sie haben irgendeinen schlechten Roman gelesen», sagte er.
    «Nein, Mr. Williams», sagte Jane. «Ich war in der Kirche von Garway. Ein sehr interessanter Ort.»
    Robbie setzte sich wieder hinter das Lehrerpult des Geschichtsraumes.
    «Ja, das stimmt», sagte er. «Ich

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