Das Gespinst des Bösen
blinzelte. «Ich meine … wie groß ist der Plural?»
«Na ja … also mindestens zwei. Offenbar hat sie etwas … Raues, was bestimmte Männer wohl attraktiv finden. Es sind zugegebenermaßen immer Bauern, die allein leben. Und es scheint nichts weiter dabei zu sein. Es weist nichts darauf hin, dass sie hinter dem Geld von irgendjemandem her ist, wenn Sie verstehen, was ich …»
«Eine unabhängige Frau», sagte Teddy. «War sie überhaupt je verheiratet? Ich bin mir nicht sicher.»
«In London», sagte Beverley. «Sie war über zwanzig Jahre in London. Lange genug, um keinen Akzent mehr zu sprechen, jedenfalls. Aber sie kam zurück, unverheiratet, hat wieder ihren Mädchennamen angenommen, und was immer sie tut … hat wohl was mit ihren Wurzeln zu tun, schätze ich. Die Morningwoods leben schon seit Generationen in Garway. Und was sie tun, wird auch akzeptiert.»
«Was
sie tun
?»
«Na ja, ihre Mutter … ach, ich hasse das.»
Beverley trank einen Schluck Wasser. Teddy lehnte sich zurück.
«Ja, schon gut, ich weiß. Es ist in der Familie Tradition, sich mit dem zu beschäftigen, was man heute
Alternativmedizin
nennt. Volksmedizin. Die Frauen galten als Heilerinnen. Es gibt ja diese Geschichte von den neun Hexen von Garway, und ihre Mutter und Großmutter gehörten wohl dazu. Angeblich.»
Merrily sah auf. «Sie wurden … für Hexen gehalten?»
«Sie haben Kräutermittelchen verabreicht. Und sie haben wohl auch Mädchen geholfen, die … in Schwierigkeiten geraten waren.»
«Oh.»
«War früher ja eine Art soziale Dienstleistung, nicht? Ist heute nicht mehr nötig», sagte Teddy.
Merrily erinnerte sich an Gomer Parrys ungewöhnliche Zurückhaltung, als es um Mrs. Morningwood gegangen war.
Beverley sah auf ihren Teller.
Lord Stourport – Lol stellte zu seiner Überraschung fest, dass er ihn tatsächlich kannte. Zumindest waren sie sich ein paar Mal kurz begegnet.
«Das war mir überhaupt nicht klar», hatte er am Telefon zu Prof Levin gesagt. «Jimmy Hater.»
Er hatte ihn gegen neun Uhr abends angerufen, dann unterbrach Prof die Arbeit an dem Album, das er gerade abmischte, um einen Kaffee zu trinken. Er arbeitete oft bis Mitternacht, neigte zur Sucht, aber Koffein war sicherer als der Alkohol aus früheren Zeiten.
Lol sagte: «Ich dachte schon damals immer, er klingt ziemlich nach Upper Class, verglichen mit den meisten anderen.»
«Sein richtiger Name ist James Hayter-Hames», sagte Prof. «Als Rock-’n’-Roll-Manager in der Punk-Ära war es nicht so günstig rauszulassen, dass man aus einer Adelssippe stammt. Aber Hayter allein war natürlich ein starker, beeindruckender Name. Vor allem, wenn man das Y wegließ.»
«Und hast du mal was für eine seiner Bands produziert?»
«Produziert nicht.»
«Aber die Aufnahmen abgemischt?»
«Zu meiner Schande, ja. Post-Punk Death Metal. Nicht meine Lieblingsperiode, Laurence. Mit drei, vier Flaschen Rotwein war das damals zu ertragen. Aber ich würde über diese Zeit gern den Mantel des Schweigens breiten. Jimmy Hayter ist auf jeden Fall ein Arschloch.»
«Immer noch?»
Prof sagte: «Einmal ein Arschloch …»
«Wo lebt er? Ich meine, kommt man an ihn ran?»
«Ja und nein. Er hat den ganzen Laden natürlich irgendwann geerbt. Ist ’ne ganz schöne Verantwortung. Will ja niemand den guten Namen beschmutzen. Und der Familiensitz verschlingt ein Vermögen. Mit Landwirtschaft kann man heutzutage auch nur noch die Hälfte der Rechnungen bezahlen, selbst, wenn man sie im großen Stil betreibt. Also legt der Graf, oder was immer er ist, selbst Hand an, und wenn das Dach der Orangerie einkracht oder was auch immer, dann organisiert er ein Festival. An der äußersten Grenze seines Anwesens, natürlich. Da ist das Haus dann nur noch als kleiner Punkt am Horizont zu sehen.»
«Wo ist denn das Haus?»
«Weiß nicht, irgendwo südlich von Birmingham. Kann ich rausfinden.»
«Death Metal», sagte Lol. «Spielt dabei auch Okkultismus eine Rolle?»
«Meistens nur pseudo. Kerle auf Harleys, mit Totenkopfringen und einem
Hier-aufschlitzen
-Tattoo im Nacken. Okkultismus … dann fragst du also wegen Merrily?»
«Meinst du, er würde mit ihr reden? Am Telefon vielleicht?»
«Am Telefon, Laurence, würde er nichts sagen, was den Anruf wert ist. Und, offen gestanden, das Letzte, was du willst, ist eine so attraktive Frau wie die kleine Merrily ausgerechnet Jimmy Hayter auszusetzen, mit oder ohne Priesterkragen. Zumal seine geschätzte Frau,
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