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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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aber die Gwilyms konnten nichts dagegen machen», sagte Teddy.
    «Aber das Meisterhaus liegt doch in England, nicht in Wales.»
    «Ja, schon, Merrily, aber in einem Teil von England, der zu seiner Zeit walisischer gewesen zu sein scheint als so manche Region von Wales. Vor allem in religiöser Hinsicht. Sowohl das walisische Christentum als auch der walisische Nonkonformismus des neunzehnten Jahrhunderts haben ihre Wurzeln hier in der Gegend. Und wenn Owain Glyndwrs Revolte im fünfzehnten Jahrhundert erfolgreich verlaufen wäre, hätten sie die Grenze natürlich neu gezogen, und die ganze Gegend hier hätte zu Glyndwrs neuem unabhängigen Wales gehört. Sie
wissen
doch von Glyndwrs Verbindung mit dieser Gegend?»
    «Er soll sich hier niedergelassen haben, nachdem sein Aufstand fehlgeschlagen ist.»
    Es war Merrily immer merkwürdig erschienen, dass Glyndwr seine letzten Jahre in der Grenzregion verbracht haben sollte, wo er maximalen Schaden angerichtet und die meisten bedeutenden Herrensitze zerstört hatte. Man sollte meinen, dass er sich im Herzen von Wales sicherer gefühlt hätte.
    «Hier
verschanzt
trifft es eher», sagte Teddy. «Er war ein sehr berühmter Geächteter. Seine Tochter, Alice, hatte einen Scudamore aus Kentchurch Court geheiratet, und sie haben ihm geholfen, sich zu verstecken. Man hat ihn nie gekriegt, er ist einfach verschwunden. Es
gibt
die Legende, dass er sich auch mal im Meisterhaus verkrochen hat – aber das wird von vielen Häusern behauptet.»
    «Und sie haben versucht, das Haus zurückzukaufen?», fragte Merrily.
    «Zeitweise, ja. Ich weiß nicht, wie viel Sycharth heute noch daran liegt.»
    «Ich habe gehört, er wäre vollkommen davon besessen gewesen, es zu bekommen.»
    «Möglich ist es.» Teddy zuckte mit den Schultern. «Ich weiß es nicht. Was machen Ihre Pläne in Bezug auf, äh …?»
    «Ich glaube immer noch, dass es gut wäre, die Gwilyms und die Grays zusammen unter dem Dach zu versammeln. Zumal es keiner der beiden Familien mehr gehört. Ein guter Zeitpunkt, um alte Wunden zu heilen.»
    «Möchten Sie, dass ich ein gutes Wort einlege?»
    «Bei?»
    «Zumindest bei den Grays. Sie kommen zur Kirche – Paul inzwischen im Rollstuhl, armer Kerl. Ich habe den Eindruck, dass
sie
mehr als froh waren, das Haus loszuwerden. Sie haben nicht viel Glück gehabt. Die Frage ist, werden sie kommen, falls die Gwilyms auch da sind? Ich weiß nicht. Ich spreche mit ihnen. Ich tue, was ich kann.»
    «Vielen Dank, Teddy.»
    «Wenn ich ihnen sage, dass jemand vom Herzogtum da sein wird …»
    «Ich versuche morgen, den Grundstücksverwalter zu erreichen.»
    «Es wird aber nicht zufällig der, äh, Herzog selbst sein, nehme ich an?»
    «Bei einer spirituellen Reinigungszeremonie?»
    «Wohl kaum.» Teddy lächelte. «Obwohl
dann
sicher beide Familien aus ihren Löchern kommen würden.»
    «Dann würde aber auch der Geheimdienst aus seinem Loch kommen», sagte Merrily. «Und ich glaube nicht, dass meine Nerven das aushalten.»
     
    Vorher hatte sie auf ihrem Bett im
Ridge
gesessen und es auf Verdacht bei Lol probiert, etwas überrascht, ihn tatsächlich zu erreichen.
    «Ich bin schon den ganzen Tag wieder da», sagte Lol geduldig. «Der Gig gestern Abend war in Brecon. Nur gut vierzig Kilometer entfernt.»
    «Ja, klar … tut mir leid.»
    «Waren vor allem alte Hippies und junge Soldaten da.»
    «Was?»
    «In Brecon. Ist eine Garnisonsstadt. Und ein paar Mädchen, die wahrscheinlich noch gar nicht geboren waren, als Hazey Jane anfing.»
    «Groupies?»
    «In Brecon?»
    Die Macht schlechter Träume. Merrily schloss die Augen.
    Lol sagte: «Ich hab gesehen, dass sich die Kanonikerin Callaghan-Clarke mit den Sehenswürdigkeiten des Ortes vertraut macht: Kirche, Markthalle,
Black Swan
, Gomer Parry …»
    «Es tut mir so leid. Ich habe dir nicht mal gesagt, dass sie kommt. Die Ereignisse … haben sich überschlagen.»
    Lol hatte Siân nur einmal getroffen, letzten Frühling, im Schloss von Ludlow, an einem Abend, an dem Siân schließlich der verschwommenen Realität der spirituellen Grenzfragen ausgesetzt worden war. Kein angenehmer Abend, für keinen von ihnen.
    «Kein Problem», sagte Lol. «Ich dachte mir schon, dass du letzten Endes doch fährst. Unter den Umständen.»
    Kein Problem?
Warum
war das kein Problem?
    «Lol, tut mir leid, es … ich bin immer noch ziemlich müde. Als ich aufgewacht bin, habe ich mich miserabel gefühlt, und dann habe ich eine Fußreflexzonenmassage bekommen.

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