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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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älteren Typen mit grauer Überkämmfrisur gehörte: DER GURU DES PRINZEN : WEISER ODER SCHARLATAN ?
    «Sie haben sie nicht gelesen, oder, Merrily?»
    «Ich …» Merrily seufzte. «Ich habe sie nicht alle gelesen. Es war hier alles ziemlich kompliziert. Eigentlich nur lästige Kleinigkeiten, aber zeitintensiv.»
    «Wissen Sie
irgendwas
über van der Post?»
    «Ein bisschen.»
    Van der Post, Laurens: weißer Südafrikaner, der bei den Buschmännern in der Kalahari sogenannte primitive Glaubenssysteme studierte und darauf hinwies, was westliche Gesellschaften von ihnen lernen konnten, während er die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Schrecken der Apartheid lenkte.
    Ein Kriegsheld. Der allerdings in späteren Jahren vor allem als enger Freund des Prinzen von Wales bekannt war. Der entscheidenden Einfluss auf ihn hatte.
    «Die Kirche war nicht glücklich», erinnerte sich Merrily, «als Charles beschloss, dass er Williams Pate werden sollte. Weil van der Posts eigenes Glaubenssystem nicht dem der Kirche von England entsprach. Richtig?»
    «Er glaubte, dass alle Religionen im Grunde eins sind», sagte Sophie.
    «Was möglicherweise der Grund dafür ist, dass Charles erklärt hat, Verteidiger aller Glaubensrichtung
en
sein zu wollen, wenn er König wird?»
    «Mit ziemlicher Sicherheit. Van der Posts Einfluss kann kaum überschätzt werden. Er war extrem mystisch veranlagt, auf eine Art, die vermutlich Ihre … Tochter verstehen würde.»
    «Auf heidnische Art?»
    «Das wäre zu simpel. Er starb 1996 , mit neunzig Jahren, nachdem er dem Prinzen in seinen prägenden Jahren sehr viel näher gestanden haben dürfte als irgendjemand aus der Kirche von England. In den Ausschnitten stehen Einzelheiten über die Zeit, als sie zusammen in Kenias Wildnis waren und van der Post ihm sein Wissen weitergegeben hat, über … ich schätze, ‹Schamanismus› ist das angemessene Wort.»
    «Ich erinnere mich dunkel. Ging es nicht darum, der Erde nahe zu sein?»
    «Und um die angeblichen … Geister der Natur. Offenkundig eine gewaltige Erfahrung für einen jungen Mann. Sie haben in einer sehr abgelegenen Gegend gezeltet, ohne Leibwächter oder Polizei. Und darauf geht auch diese Geschichte zurück, Charles würde mit Pflanzen sprechen. Damals entstand vielleicht auch die Leidenschaft des Prinzen für die Erhaltung der Natur und ökologische Themen im Allgemeinen.»
    «Interessant.»
    Außerdem war interessant, wie Sophie darüber sprach, ohne jeden Anflug von Verurteilung.
    «Aber wohin führt das, Sophie?»
    «Es führt», sagte Sophie, «direkt zu Kanonikus Dobbs. Als er zum ersten Mal hierherkam, das war, glaube ich, in den späten zwanziger Jahren, lebte van der Post gerade ein paar Jahre lang als Bauer in Gloucestershire. Kanonikus Dobbs wuchs in der Nähe von Cirencester auf. Meinen Informationen zufolge hat er als Junge womöglich sogar während der Ferien auf dem van der Post-Hof gearbeitet.»
    «Wer sagt das?»
    «Ich habe mit einem pensionierten Geistlichen gesprochen, der Dobbs vor Jahren kannte – niemand, den Sie kennen, also fragen Sie nicht. Er sagte, Dobbs hätte oft von einem südafrikanischen Bauern gesprochen, der ihm geholfen hätte, seine spirituellen Fähigkeiten zu entwickeln.»
    «Aber es ergibt keinen Sinn, dass sie weiterhin Kontakt gehabt haben sollen, Sophie. Dobbs’ Haltung spirituellen Dingen gegenüber war zwar nicht gerade fundamentalistisch, aber doch sehr festgefahren.»
    «Merrily, Sie haben ihn nur ganz am Ende erlebt. Wir sprechen über die dreißiger Jahre, als er ein Junge war und Laurens van der Post ein junger Mann. Vielleicht sind sie danach nicht denselben spirituellen Pfaden gefolgt, aber in den Jahren des Suchens … Jedenfalls haben sie sich bis zu van der Posts Tod Briefe geschrieben.»
    «Wissen Sie das mit Sicherheit?»
    «Ich habe es vor einer Stunde bestätigt bekommen, von Mrs. Edna Rees. Erinnern Sie sich an sie?»
    «Ja, das tue ich.»
    Dobbs’ Haushälterin in der Gwynne Street, die Merrily einmal erzählt hatte, dass er kaum mit ihr sprach. Er hatte in seinen letzten Jahren überaus zurückgezogen gelebt.
    «Manchmal, wenn er nicht da war, ist es ihr gelungen, in seinem Arbeitszimmer sauber zu machen», sagte Sophie. «Und sie erinnert sich an die Briefe.»
    Merrily rief sich Mrs. Rees ins Gedächtnis. Eine sture Frau vom Land. Scharfsinnig.
    O.k., ausgekocht.
    «Hat sie die Briefe gelesen?»
    «Da Kanonikus Dobbs sie offensichtlich ausschließen wollte –

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