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Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Drusilla
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schriftlichen Antrag, der den Nutzen einer derartigen Aufzeichnung belegt. Ich erwarte diesen Antrag bis heute Nachmittag um fünf Uhr auf meinem Schreibtisch, keine Minute später.«
    Cabots Kollegin sammelte das Aufzeichnungsgerät und ihre Aktentasche ein und eilte aus dem Gerichtssaal. Roxanne wusste, dass der Antrag bereits fertig geschrieben war und nur darauf wartete, dem Gehilfen des Richters ausgehändigt zu werden.
    MacArthurs Augen verschwanden unter seinen gesenkten Brauen. »Die Verteidigung ist gewarnt. Ich bin nicht gerade in geduldiger Stimmung.«
    Cabot wandte sich wieder der Jury zu. »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, meine Damen und Herren. Das ist ein schreckliches Geräusch, ich weiß, und ich bedaure, Ihnen das zumuten zu müssen. Aber es ist unver zichtbar, um sich vor Augen zu halten, dass die Schreie eines unter Schmerzen leidenden Babys in Simone Durans Leben eine Konstante waren.«
    Cabot hielt inne und blickte auf ein Blatt Papier auf seinem Schreibtisch. Roxanne fühlte, wie die Spannung in der Jury anstieg. Mehrere Geschworene rutschten auf ihren Stühlen herum, veränderten ihre Haltung, um besser zuhören zu können. Ein erwartungsvolles Gemurmel ging durch die Zuschauerreihen. Mit Merell als der einzigen unerwarteten Zeugin war Jacksons Anklageerhebung in seinen Möglichkeiten bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar gewesen. Cabots Verteidigung versprach nicht nur Überraschungen, sondern auch Drama und ein paar Knalleffekte.
    »Nun, es wird Sie vielleicht wundern zu hören, dass ich die Beweisführung der Staatsanwaltschaft nicht in al len Punkten widerlegen werde. Die Verteidigung bestreitet nicht, dass Simone Duran etwas getan hat, das verrückt war.«
    Erneut sprang Jackson auf. »Ich lege Einspruch gegen die Verwendung des Ausdrucks verrückt ein, Euer Ehren.«
    David seufzte und ließ die Schultern nach unten sacken, wirkte leicht resigniert.
    »Bleiben Sie an Ihrem Platz, Mr. Jackson«, sagte der Richter. »Ich weiß nicht, wie man bei Ihnen oben in San José verfährt, aber hier unterbrechen Anwälte die Eingangsplädoyers nicht. Schreiende Babys sind natürlich eine Ausnahme.« Er sah aus, als wäre er drauf und dran, von seinem Richterstuhl herabzusteigen und sich mit Jackson Mann gegen Mann anzulegen.
    »Aber Euer Ehren«, sagte Jackson, »die Verteidigung missinterpretiert absichtlich die Beweisführung der Staatsanwaltschaft. Es wurde niemals der Ausdruck verrückt erwähnt.«
    Jackson jammerte, und einige Geschworene wirkten ungeduldig. Es war noch nicht Mittag, doch in dem geschlossenen und stickigen Raum schien der Tag bereits ewig anzudauern, und die Geschworenen hatten offenbar genug von Einsprüchen, seien sie nun berechtigt oder nicht.
    »Ich weiß, es ist anstrengend für Sie, Tag für Tag auf diesen Stühlen zu sitzen, und es ist sicher nicht einfach, sich stundenlang auf Expertengutachten zu konzentrieren. Das kann ziemlich trocken sein.« Cabot lächelte, als wäre er jedermanns bester Freund, und Roxanne bemerkte, dass etliche Geschworene zurücklächelten. »Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen.«
    »Dieses Gericht ist Märchen nicht wohlgesinnt, Mr. Cabot. Achten Sie darauf, dass es wirklich von Relevanz ist.«
    »Das werde ich, Euer Ehren, wenn Sie mir gestatten, an dieser Stelle ein wenig auszuholen.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Ich habe an einer Hochschule in Ohio studiert. Miami University. Benannt nach dem eingeborenen amerikanischen Stamm, nicht nach der Stadt. Damals mussten alle Studenten einen obligatorischen Musikkurs belegen. Wir nannten ihn ›Trallala-Kurs‹, und ich glaube, selbst meine kleine Tochter würde ihn bestehen. Aber ich war Footballspieler, und Football war zu jener Zeit das Einzige, was mich wirklich interessierte. Obendrein fand dieser Kurs morgens um halb acht statt, und wenn der Dozent Beethoven und Haydn und den Rest der Bande spielte, wurde ich einfach nur todmüde, ganz zu schweigen davon, dass ich die Lockenköpfe nicht voneinander unterscheiden konnte. Aber ich hatte Glück, denn ich hatte eine Freundin, die viel klüger war als ich.«
    »Kommen Sie auf den Punkt, Mr. Cabot.«
    »Nun, um es kurz zu machen, die Freundin erklärte mir, worauf ich beim Zuhören achten sollte, und auf einmal ergab die Musik für mich einen Sinn. Das Wissen, wie man zuhört, verlieh mir Konzentration, sodass ich nicht mehr nur einzelne Noten hörte, und dank meiner Freundin schloss ich diesen Kurs recht gut ab. Meine Damen und

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