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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Besten in allen Sheson und begleite sie, um Aufzeichnungen und Erinnerungen zu bewahren und sich jeder Gefahr in den Weg zu stellen. Es gehört zu diesem Eid, zu den Waffen zu greifen, Stahl und Leder, Knochen und Geist in den Kampf zu tragen, um die Hüter des Allwillens zu schützen.«
    Mira verlagerte leicht das Gewicht, hielt den Blick jedoch starr auf ihn gerichtet.
    Er atmete schnell und flach, und das silbrige Morgenlicht schimmerte in den Wölkchen, die mit den zornigen Worten über seine Lippen kamen. »Aber den Preis dafür kannte ich nicht. Ich war naiv. Ich habe die heldenmütigen Geschichten über das Banner und längst vergessene Kriege idealisiert. Und jetzt, da ich eine Waffe ergriffen und sie zum Kampf erhoben habe, so richtig oder notwendig das auch sein mag – jetzt finde ich mich im Dunkeln wieder.« Es schnürte ihm die Brust zu, und er fuhr mit leiserer Stimme fort: »Himmel und Allwillen … in tiefer, ewiger Dunkelheit. Ich konnte keinen Laut von mir geben, keinen Gedanken festhalten. Es war, als glitte ich hinab in den Magen einer gewaltigen Bestie aus dem Born. Ich wurde zu nichts. Indem ich mich an das hielt, was ich geschworen hatte, hätte ich beinahe alles verloren, was ich bin.« Braethen warf Mira einen scharfen Blick zu. »Ist das bei allen so, die zum ersten Mal eine Waffe zum Kampf ergreifen? Oder liegt es an mir, und ich bin nur ein kleiner, dummer Gelehrter, der im Helligtal hätte bleiben sollen, statt die Schriftrollen eines toten Lesers in den Osten zu bringen?« Er hob das Schwert. »Oder ist es diese Waffe? Sollte ich die Klinge auf dem nächsten Felsbrocken zerschlagen, weil sie mich in die Quelle der Finsternis geschleudert hat, als ich zum ersten Mal danach griff?«
    Mira erwiderte seinen Blick mit steinerner Miene. Braethen war sich vage bewusst, dass der Sheson ganz in der Nähe stand und zuhörte. Die Fern wechselte einen Blick mit Vendanji, dann trat sie dicht an Braethen heran, und ihr fester Blick wirkte wieder auf diese seltsame Art beängstigend und beruhigend zugleich.
    »Hör mir gut zu, Sodale, und vergiss nicht, was ich dir sage.« Sie legte eine Hand auf seine Schulter. »Die Dunkelheit ist all das. Eine Waffe zu ergreifen, um damit Leben auszulöschen, ist eine finstere Sache. Es wäre besser, wenn alle, die ein Schwert erheben, in die Tiefe stürzten, die du erlebt hast. Es ist sehr gut und tröstlich zu wissen, dass das tödliche Potenzial deines Arms und der Waffe dich beunruhigt. Denn ansonsten hätte ich dich im Helligtal zurückgelassen.« Die Fern blickte auf Braethens Hände hinab, die zitternd Vendanjis Schwert hielten. »Aber es hat tatsächlich viel mit dem Schwert zu tun, das du trägst. Es ist mehr als bloßer Stahl. Was es ist, wird sich dir zum großen Teil enthüllen, wenn du es gebrauchst, und noch mehr wird dich der Sheson lehren. Aber ich will dir zeigen, wie du die Waffe halten sollst, wie du einen anderen daran hinderst, sie dir zu entreißen, und nur so viel Kraft einzusetzen, wie nötig ist, wenn du einen Angriff abwehrst. Mit der Zeit wirst du es ruhig und fest in der Hand halten und seine Schneide und Spitze sehen können, ohne hinzuschauen.«
    Braethen versuchte, seine zitternden Finger stillzuhalten. Doch das gelang ihm nicht, wenn er ihre Worte bedachte. »Mit einem solchen Ding will ich nicht vertraut werden«, erklärte er schließlich.
    »Von Vertrautheit habe ich nichts gesagt, Sodale«, erwiderte Mira. »Du solltest niemals allzu gute Bekanntschaft mit dem Tod schließen. Aber du trägst jetzt mehr Verantwortung, also wird auch mehr von dir erwartet. Ich will dir helfen, diesen Erwartungen gerecht zu werden, indem ich dich Dinge lehre, die du können musst. Und jetzt hoch mit dem Schwert, damit wir anfangen können.«
    Braethen warf einen verstohlenen Blick über die Schulter. Vendanji beobachtete sie immer noch, und im Licht des Sonnenaufgangs wirkte seine Miene ernst. Was wird er mir über dieses Ding enthüllen? , fragte sich Braethen, als er mit zitternden Händen das Schwert hob.
    Eine Stunde lang wiederholte er die erlernten Bewegungen und Handgriffe. Sein Schwert und das der Fern glitzerten im Licht des neuen Tages beinahe spielerisch.
    Doch als sie ihre Übungen beendeten, war Braethen immer noch niedergeschlagen, weil er die Macht des Schwertes unbewusst im Schlaf wachgerufen hatte.
    Der Sheson trat neben ihn und holte sein hölzernes Kästchen aus dem Umhang hervor. »Vergeude deine Kraft nicht darauf, dich schuldig

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