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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Söhne schon eine große Enttäuschung. Zumindest hätten sie ihm einen Mittelklassewagen zugetraut.
    Von weitem hörte man den Zug in den kleinen Bahnhof einrollen. Mutter Erna und ihre Söhne standen auf der Steinterrasse vor dem Haus und blickten gespannt auf die Straße, an deren Ecke in wenigen Augenblicken Vater Paul und Onkel Johann aus Amerika auftauchen mußten.
    Und da waren die beiden auch schon. Einen halben Schritt voraus schritt Paul, der den Weg kannte und auf seine Familie zeigte. Der Onkel stolperte, er war begeistert von allem Kleinstädtischen und blieb vor lauter Schauen ein bißchen hinter Paul zurück.
    »Das sind sie«, sagte Paul.
    »Sehen gesund aus, alle drei«, meinte Onkel Johann vergnügt.
    Als er, zusammen mit Paul, die Terrasse erreichte, trat ihm Erna mit hochrotem Kopf entgegen und gab ihm die Hand, die er herzhaft schüttelte.
    »Schön, daß Sie da sind«, sagte Erna.
    Erna war eine hübsche Frau, etwas mollig, aber das stand ihr gut, jedenfalls in Johnny Millers Augen, der es gern hatte, wenn, wie er sich auszudrücken pflegte, ›etwas Fleisch auf den Knochen war‹.
    »Das ist also deine Perle«, sagte er zu Paul. »Sie gefällt mir.« Er seufzte. »Leider hat sie einen Fehler …«
    Erna wurde rasch noch röter.
    »… sie mag mich nicht«, schloß Johnny.
    »Doch, doch!« beteuerte Paul.
    »Warum sagt sie dann nicht ›du‹ zu mir?«
    Der Fehler wurde unter allgemeinem Gelächter umgehend behoben.
    Dann zeigte Johnny auf die Söhne, wobei er sagte: »Und das ist also euer Nachwuchs?«
    Der Ältere gab ihm die Hand. »Ich bin Karl …«
    »Und ich Willi«, schloß sich der Jüngere an.
    Johnny lächelte, betrachtete das Brüderpaar. Erna ärgerte sich, daß sie sich tags zuvor nicht hatte durchsetzen können, als sie sich darum bemüht hatte, die beiden zum Friseur zu schicken.
    »Boys«, sagte Onkel Johnny, »ihr seht meine Hände leer, ich habe euch nichts mitgebracht, aber ich hatte eine andere Idee: Wollt ihr mit mir am kommenden Samstag nach München fahren?«
    Die Augen der Jungs leuchteten auf.
    »Ja!« riefen beide wie aus einem Munde.
    »Ihr wißt, was da los ist?«
    »Der HSV kommt zu Bayern!«
    »Wer gewinnt?«
    Mit der Einigkeit des Brüderpaares war's vorbei.
    »Bayern!« rief Karl.
    »Der HSV!« widersprach Willi.
    »Du Idiot!« meinte Karl.
    »Du Narr!« reagierte Willi.
    »Du hast doch keine Ahnung mit deinen lächerlichen Hamburgern!«
    »Und du keine mit deinen beschissenen Bayern!«
    »Willi!« rief erzürnt Mutter Erna dazwischen. »Bist du sofort ruhig!«
    »Und du auch, Karl!« schloß sich Paul an, allerdings weit weniger erregt als seine Frau, denn er konnte einen solchen Streit durchaus verstehen.
    Johnny Miller aus Amerika grinste und sagte: »Ich tippe auf Unentschieden.«
    Nur zu gern hätten ihm da die zwei Knaben – jeder von seiner Warte aus – entgegengehalten, daß auch er keine Ahnung habe, aber dazu kam's nicht mehr, weil sie von Paul zum Bahnhof geschickt wurden, um das Gepäck des Onkels zu holen. Die Erwachsenen blickten ihnen nach. Lebhaften Gesten der beiden war zu entnehmen, daß der Streit zwischen ihnen wieder aufgeflammt war. In einem waren sie sich jedoch einig: Onkel Johnny hatte ihre Herzen im Sturm erobert.
    »Gehen wir hinein?« sagte Erna auf der Terrasse.
    Johnny blickte noch einmal um sich.
    »Nett habt ihr's hier! Wirklich nett!« Er nickte dazu. »Werkstatt direkt nebenan, schöne Aussicht auf den Rhein.« Er dehnte den breiten Brustkorb und schlug dann in die Hände. »Kinder, hab' ich einen Hunger!«
    Man trat in das Haus, wo ihnen ein herrlicher Duft nach Gebratenem entgegenschlug. Johnny blieb stehen, schnupperte, blickte Erna an.
    »Truthahn?«
    »Ja.«
    »Doch nicht mir zu Ehren?«
    »Sicher«, lächelte Erna.
    Johnny schüttelte den Kopf, nahm sie am Ellenbogen.
    »Erna«, sagte er, »das habe ich nicht erwartet, ihr –«
    »Du hast doch Hunger«, unterbrach sie ihn lächelnd.
    »Damit habe ich wohl etwas Falsches gesagt«, antwortete er. »Mir schwebte ein kleiner Imbiß vor … der Zug hatte keinen Speisewagen, weißt du – aber ich dachte doch nicht an Truthahn!«
    »Komm«, lächelte Erna, »red nicht. Wir wußten, wann du kommst. Um diese Zeit gibt's in einem anständigen Haus Mittagessen und nicht einen kleinen Imbiß. Okay?«
    »Okay sagt sie«, antwortete er, Paul angrinsend. »Ich fühle mich wie zu Hause …«
    »Das sagen hier schon alle«, meinte Paul. »Das kommt von den amerikanischen und englischen

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