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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lebensgeschichten der amerikanischen Milliardäre. Alles Verbrecher – so ähnlich wie unsere Vorfahren, die Raubritter«, lachte Huldrich zynisch. »Oder nicht?«
    »Und wenn er ein großer Geizkragen ist? Wenn er sieht, daß Waldfels ein Faß ohne Boden ist?«
    Huldrich wiegte den Kopf.
    »Wozu habe ich dich?« sagte er vieldeutig. »Onkel Johann ist sicher einer von diesen alten Schwerenötern, die noch gern kleine Mädchen sehen. Verstehst du? Solche Männer sind Wachs in den Händen einer jungen Schönheit, die noch dazu adelig ist.«
    So etwas wie Empörung zeigte sich in Evys Gesicht.
    »Du willst mich verkaufen?!«
    »Wer spricht denn davon?« Huldrich legte den Arm um Evys Schultern. »Du sollst notfalls dem Alten nur ein bißchen um den Bart gehen. Es geht doch um Gut Waldfels, auf dem du in Kürze als Herrin einziehen sollst, damit sich dein Reichtum auf einen Schlag verdoppelt –«
    »Der deine auch«, unterbrach Evy ironisch. »Ich bekäme Waldfels dazu, du aber Eibenhain – das ist ein Unterschied!«
    »Spiel nicht schon wieder auf meine Schulden an«, sagte Huldrich etwas unwillig. »Denen soll doch durch deinen Einsatz, falls er sich überhaupt als notwendig erweisen wird, abgeholfen werden. Und dann übertrifft mein Waldfels dein Eibenhain entschieden.«
    »›Einsatz‹ nennst du das?« meinte Evy in unverminderter Ironie.
    »Alte Herren sind schon zufrieden, wenn man sie unterm Kinn krault oder ihnen mal was Nettes ins Öhrchen flüstert. Man kann auch den Arm um ihren fetten Nacken legen und sich sogar auf ihren Schoß setzen. Kurze Zeit natürlich nur. Was ist denn dabei?«
    »Was dabei ist? Sehr viel!«
    Huldrich merkte, daß er für Evys Geschmack zu weit gegangen war. Er steckte zurück.
    »Warten wir's ab«, sagte er. »Wahrscheinlich klappt sowieso alles ganz von selbst, dann lachen wir über unsere Sorgen.«
    »Das wär' mir auch lieber.« Evys Augen blickten kühl. »Wann kommt dein Besuch? Am Sonntag? Und er bleibt eine Weile? Das trifft sich gut. Er kann dann mit uns auf die Jagd gehen. Was hältst du davon, Huldrich? Förster Mais sagt, es seien gute Böcke im Revier.«
    »Auf die Jagd! Das ist es, Evy!« Huldrich schwang sich auf sein Pferd und ließ es kokett tänzeln. »Wir werden den guten Johnny einen Bock schießen lassen.« Er lachte über den Doppelsinn des Satzes und winkte, dem Hengst die Sporen gebend, Evy zu.
    Um die gleiche Zeit ging es in Rheinstadt drunter und drüber. Die Geschäftsleute umschwärmten Paul Müller, Vertreter rannten ihm die Tür ein, der Architekt rief zehnmal am Tag an, der Bauunternehmer teilte mit, daß mit den Ausschachtungsarbeiten schon begonnen werden könne. Er habe mit dem Leiter des Stadtbauamtes gesprochen und die entsprechende Zusage erhalten. Der Bürgermeister und der ganze Stadtrat seien informiert. Die offizielle schriftliche Genehmigung sei nur noch eine Formsache, sie ergehe in kürzester Zeit.
    Auch Erna bekam von dem Glanz, der auf das Haus Müller fiel, etwas ab. Herren, die zur Prominenz der Stadt gehörten, küßten ihr plötzlich die Hand, obwohl Erna vorher mehr oder minder Luft für sie gewesen war. Und Erna hätte keine Frau sein müssen, wenn ihr das nicht wohlgetan hätte – trotz ihrer Intelligenz.
    »Paul«, sagte sie nachts im Bett zu ihrem Mann, der müde war von der Unrast des Tages, »weißt du, was mich der Mössle heute gefragt hat?«
    »Woher soll ich das wissen?« brummte Paul nur mäßig interessiert.
    »Ob ich mir im klaren sei, welcher Reiz von mir für jeden Mann, der etwas von Frauen versteht, ausgehe.«
    Paul gähnte.
    »Dieser Idiot!«
    »Wieso Idiot? Weil er das gesagt hat?« Erna richtete sich auf im Bett. »Stimmt's etwa nicht?«
    »Doch, mein Schatz.«
    »Wieso dann Idiot?«
    »Weil er glaubt, dich damit einseifen und auf diese Weise mehr Einfluß auf mich gewinnen zu können. Das ist sein Ziel. Er will mich einsacken, Erna, verstehst du? Aber Onkel Johann hat mir eingeschärft, das auf keinen Fall zuzulassen. Und du sollst dem Mössle auch auf keinen Leim kriechen, hat er mir ebenfalls aufgetragen. Er hat das kommen sehen.«
    »Er hat das kommen sehen?«
    »Onkel Johann sieht alles kommen, er ist ein Genie!« sagte Paul, trotz seiner Müdigkeit etwas lebhafter. »Ach, es gäbe ja noch so vieles, was ich ihn im Zusammenhang mit dem Bau zu fragen hätte …« Er gähnte wieder. »Läßt du mich jetzt schlafen?«
    Erna sank zurück auf ihr Kopfkissen. Paul knipste das Licht aus. Nach einem Weilchen war

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