Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Nacht und viel am Vormittag. Aber mir genügt ja für das, was ich in diesem Haus mitzuteilen habe, auch der Alte.
    Als Alfred Malmut, vom Dienstmädchen herbeigeholt, das Zimmer betrat, in dem Miller wartete, wußte er nicht, mit wem er es zu tun hat. Das Mädchen hatte bei der Meldung Millers dessen Namen, wie üblich, umgewandelt in Müller. Johnny erhob sich nicht, als Malmut vor ihm stand. Erstaunt betrachtete der Schrotthändler seinen unhöflichen Gast und fragte steif: »Sie wünschen?«
    »Das werden Sie gleich erfahren!« griff Miller ohne Umschweife zum richtigen Ton. »Den Anlaß dazu, daß ich hier bin, lieferte Ihre impertinente Frau!«
    Alfred Malmut war Schrotthändler. Schrotthändler tun sich mit Fremdwörtern schwer. Malmut verstand den Ausdruck ›impertinent‹ nicht, spürte aber, daß er nichts Positives bedeuten konnte.
    »Wer sind Sie?« fragte er.
    »John Miller.«
    Das veränderte die Situation. Miller war kein Müller, noch dazu, wenn er mit dem Vornamen John hieß.
    »Dann weiß ich Bescheid«, meinte Malmut und glaubte Oberwasser zu haben. »Hinter Ihnen ist die amerikanische Polizei her.«
    »Wer sagt das?« fragte überrascht Johnny, der Paffkes Besuch schon längst wieder vergessen hatte.
    »Sie selbst!«
    »Ich?«
    »Zu einem Mann, der mit seiner Erfindung auch schon bei mir war.«
    Bei Johnny fiel der Groschen.
    »Der sollte sich überlegen, was er herumerzählt«, sagte er darauf drohend, und der Schrotthändler erschrak. Dadurch trat ein neuer Beweis für die erdumspannende Wirkung der amerikanischen Krimi-Serien zutage.
    »Was war mit meiner Frau, Mister Miller?« fragte nun devot Malmut.
    »Sie hat sich bei meiner Nichte zu entschuldigen! Und zwar schriftlich, verstanden!«
    »Bei der Schneiderin?« antwortete Malmut unwillkürlich geringschätzig.
    »Bei wem?« Johnnys Ton klang noch drohender und brachte den Schrotthändler rasch wieder zur Räson.
    »Bei Fräulein Kerbel, Mister Miller.«
    »Der Entschuldigung Ihrer Frau haben sich auch Ihre Töchter anzuschließen, Herr Malmut!«
    »Ja.«
    »Und keines Ihrer Weiber« – Malmut zuckte zusammen – »hat noch einmal ihren Fuß über die Schwelle meiner Nichte zu setzen! Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, Mister Miller.«
    »Meine Nichte wird mich auf dem laufenden halten. Sorgen Sie dafür, daß es nicht mehr den geringsten Anlaß für mich geben wird, Sie zu vernichten, Herr Malmut. Ich würde dazu alle meine Mittel einsetzen.«
    Stumm nickte der Schrotthändler. Er kochte innerlich, wagte es aber nicht, davon irgendein Anzeichen nach außen dringen zu lassen. So war mit ihm seit dem frühen Tod seines Vaters, eines Trinkers, keiner mehr umgesprungen. Damals war er noch zur Schule gegangen.
    Miller blickte ihn an.
    »Sie sind Schrotthändler?«
    »Ja.«
    »Sie wissen selbst am besten, was von Ihrer Branche zu halten ist?«
    Muß ich mir das gefallen lassen? dachte Malmut in ohnmächtigem Grimm. In meinem Haus? Ich muß.
    »Wenn Sie mich dazu zwingen, zerdrücke ich Sie wie eine Laus, Malmut!« fuhr Miller fort.
    Endlich muckte der Schrotthändler ein bißchen auf, indem er erwiderte: »Sagen Sie das doch meiner Frau! Die hat mit Ihrer Nichte telefoniert, nicht ich!«
    »Sie schläft ja noch, die Madame!« höhnte Miller.
    »Ich hole sie Ihnen«, sagte Malmut und wollte sich zur Tür wenden, um die Rolle des Blitzableiters seiner Gattin zu übertragen, die sie schließlich ja auch verdient hatte.
    Miller hielt ihn jedoch zurück.
    »Das würde mir zu lange dauern«, sagte er. »Außerdem bin ich sicher, daß Sie ihr das Nötige schon mit dem entsprechenden Nachdruck beibringen werden, Malmut. Ich weiß, wie's diesbezüglich in Ihren Kreisen zugeht.«
    Der Schrotthändler schwitzte schon. Wie lange soll das noch gehen? dachte er. Wie lange muß ich mir das noch anhören?
    »Ihre Zeit, Mister Miller«, krächzte er, »ist kostbar, sagen Sie. Erlauben Sie, die meine auch.« Er blickte auf die Uhr. »Ich muß in mein Geschäft.«
    »Tut mir leid, Malmut, ich bin noch nicht fertig mit Ihnen!«
    »Noch nicht, Mister Miller?« stöhnte der Schrotthändler.
    »Die Forderung meiner Nichte an Sie steht noch offen. Da ich schon hier bin, will ich das auch noch klären.«
    »Welche Forderung, Mister Miller?«
    »Fürs Maßnehmen, Zuschneiden –«
    »Die Maße liegen ihr doch schon seit Jahren vor!« unterbrach Malmut.
    »Maße ändern sich«, blieb Miller unerbittlich. »Oder wollen Sie etwa behaupten, daß Ihre Frau heute noch so

Weitere Kostenlose Bücher