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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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außer sich war, daß er nach Gut Waldfels zurückfahren und es, wie er herumschrie, anzünden wollte. Das war sogar der Hauptgrund für den Wirt, ihm den Schlüssel abzunehmen.«
    Millers Interesse wuchs verständlicherweise.
    »Wieso anzünden?« fragte er.
    Hans und Elfriede Berger wurden unsicher. Sie wußten, daß man nicht tratschen soll, erlagen dieser Versuchung dann aber doch; als erste Elfriede.
    »Können Sie sich das nicht denken?« antwortete sie.
    Ihr Mann wollte ihr das Terrain nicht allein überlassen und knüpfte an: »Warum will ein Lieferant jemandem das Dach überm Kopf anzünden? Dreimal dürfen Sie raten.«
    John Miller schaffte es beim erstenmal, indem er sagte: »Weil er sein Geld nicht kriegt.«
    »Sehr richtig«, sagten Hans und Elfriede Berger wie aus einem Munde.
    »Der Mann kann mit seiner Forderung doch auch im Unrecht gewesen sein?« meinte John. Er wollte sichergehen und kein vorschnelles Urteil über Huldrich v. Chowelitz fällen.
    »Kaum«, lächelte Elfriede wissend.
    Und ihr Gatte wurde wieder breiter in seiner Ironie.
    »Dann wären aber hier schon viele im Unrecht gewesen, die von Waldfels kamen und sich dann einen angesoffen haben.«
    »Fragen Sie den Wirt«, setzte Elfriede hinzu.
    Dies lag aber nicht in Johnnys Absicht, da er hier kein übermäßiges Aufsehen erregen wollte. So ließ er denn das Gespräch am Tisch ziemlich rasch einschlafen und zog sich auf sein Zimmer zurück. Vorübergehend schwankte er, ob er seinen Besuch auf Waldfels nicht vergessen sollte, doch dann sagte er sich, daß jemand auch unverschuldet in Not geraten könne, und blieb bei seinem Entschluß, die Visite bei seinem Neffen wie geplant durchzuführen.
    Paul Müller, seine Frau Erna und Emma Kerbel hatten ihre Fahrt nach Köln ein paarmal unterbrechen müssen. Der Grund war einfach, aber unangenehm: Emma vertrug das Autofahren nicht.
    Sie hatte das bis zu diesem Tag von sich selbst nicht gewußt, da sie noch nie eine größere Strecke im Auto zurückgelegt hatte. So unglaublich das war, es stimmte. Sie schämte sich, es war ihr peinlich, aber sie konnte nichts dagegen machen. Es wurde ihr mehrmals übel, und wenn die dadurch notwendig werdenden Unterbrechungen der Reise von Paul und Erna auf die leichte Schulter genommen wurden, so führten sie doch dazu, daß erst gegen Abend Köln erreicht wurde.
    Die Metzgerei Onkel Josefs lag in Köln-Nippes. Paul und die Seinen fielen in das Haus ein, als die Lehrmädchen gerade die Steine schrubbten und Metzgermeister Müller in seinem Hinterstübchen die Kasse des Tages durchrechnete und eintrug.
    Er staunte nicht schlecht, als ein Mann und zwei Frauen zu ihm hereinkamen und ihn mit »Guten Abend, Onkel Josef!« begrüßten.
    »Dat es ja en Überraschung!« sagte er laut und ehrlich erfreut. »Eine Ewigkeit haben wir nichts voneinander jehört. Paul, laß dich ens begucke. Jut siehst aus. Und dat ist Erna, die Jattin? Sieht noch weit besser aus. Und du, Emma? Bißchen vertrocknet, wat?« Er lachte und schob die Besucher, einen nach dem anderen, auf die Stühle, die um den runden Tisch herumstanden. »Wat führt euch denn so unverhofft zu mir?«
    »Wir wollten Onkel Johann sprechen«, erwiderte Paul. »Ist er noch nicht eingetroffen?«
    »Onkel Johann?« Josef Müller schüttelte den Kopf. »Da kütt doch erst übernächste Woch.« Er holte einen Brief aus der Schublade. »Hier, lies! Bei euch war er schon?«
    »Ja«, nickte Emma, während Paul den Brief überflog. »Und deshalb müssen wir ihn sprechen, weil er sich französisch empfohlen hat.«
    »Französisch empfohlen? Wat soll dat heißen?«
    »Er ist verschwunden, ohne sich von uns zu verabschieden.«
    »War er im Druck? Fehlt euch wat?« Josef Müller machte dabei jene auf der ganzen Welt bekannte drehende Handbewegung, mit der illegale Eigentumsveränderungen versinnbildlicht werden.
    »Um Gottes willen!« Emma Kerbel sprang entsetzt auf. »Wo denkst du hin, Onkel Josef! Mir hat er ein großes Geschäft in Bochum geschenkt! Und Paul eine neue Fabrik in Rheinstadt!«
    »Das stimmt!« pflichtete Erna bei.
    »Dann muß sich der Jean aber verdammt jeändert haben«, meinte Josef Müller verwundert. »Dat jiebt ja ein komisches Wiedersehen zwischen uns beiden.« Er schloß die Kasse weg und dehnte sich. »Na, nun bleibt mal ein bißchen hier. Übern Sonntag. Und erzählt mir mal, was ihr mit dem guten Johnny Miller – ich lach' mich schief über den Namen – alles erlebt habt.«
    Der Sonntag war ein etwas

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