Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ein unschuldiges Schäfchen, dachte Miller. Aber wieder ermahnte er sich: Vielleicht tu' ich ihm doch unrecht?
    »Ich ziehe Härteres vor, Huldrich.«
    »Wie du wünschst, Onkel. Ich lasse ein paar Flaschen besorgen.«
    Huldrich dachte an die Batterien von Schnapspullen, die er weggeräumt hatte, falls sein Onkel auf die Idee kommen sollte, im Haus seine Nase in Ecken zu stecken, die ihn nichts angingen.
    Man ist zu ängstlich, dachte er jetzt. Der Alte aus dem Wilden Westen scheint ein ganz annehmbarer Kauz zu sein. Und meine Erwartung, daß er Geld hat, trifft auch zu. Der Cadillac kostete ein Vermögen.
    Wie gründlich der Baron sich in dieser Ansicht korrigieren mußte und wie schmerzlich das für ihn war, erlebte er schon eine halbe Stunde später. Man saß im Jagdzimmer, dessen Wände mit wuchtigen Geweihen geschmückt waren. Vier Generationen der Chowelitz-Sippe hatten die Träger dieser Trophäen zusammengeknallt.
    Es gab ein einfaches, aber kräftiges Bauernfrühstück mit einer Karaffe Milch dazu. Tapfer trank Huldrich die Milch und nickte Onkel Johann zu.
    »Das gibt Kraft«, sagte er. »Wir leben hier anders als die Städter, gesünder. Und wir schränken uns ein.« Er wagte einen ersten, behutsamen Vorstoß. »Das muß man auch, weil man sonst auf keinen grünen Zweig kommt.«
    Kräftig zulangend, mit vollen Backen kauend, antwortete Miller: »Du kommst aber gut hin mit dem Hof, das sieht man.«
    »Na ja.« Huldrich wiegte den Kopf. »Ab und zu hat man ja seine Sorgen, aber im großen und ganzen macht sich's. Ein Gebot der Zeit ist allerdings die Expansion. Man muß sich ständig vergrößern. Ich hätte auch die Chance dazu. Man hat mir angeboten, unter der Hand einige sehr gute Landstriche hinzuzukaufen. Fetter Boden, gute Felder für Weizen und Roggen. Auch etwas Wald mit Rotwildbestand.«
    »Was soll das alles kosten?«
    »Runde siebenhunderttausend Mark«, erwiderte Huldrich nonchalant. »Aber ich bin sicher, daß der Preis noch ein bißchen zu drücken wäre.«
    »Ist das viel?« fragte Miller. »Ich kenne ja eure Marktverhältnisse nicht so.«
    »Im Gegenteil, das ist sehr wenig.«
    Miller nickte dem Neffen ermunternd zu.
    »Dann greif zu!«
    Der junge Baron schluckte.
    »Wenn ich könnte, würde ich das auch tun«, erwiderte er mit verkrampftem Lächeln. »Das Gut hält sich zwar, sagte ich dir, aber es wirft keinen Überschuß ab.«
    Johnny Miller hob bedauernd die Arme.
    »Schade, mein Junge, daß dir das Angebot dann durch die Lappen geht.«
    Huldrich v. Chowelitz biß sich auf die Lippen. Du Idiot, dachte er, kapierst du nicht? Ich muß es dir anders herum beibringen.
    Auch Miller dachte sich seinen Teil. Siebenhunderttausend? Ist das vielleicht die Höhe seiner Schulden? Großer Gott! Oder auch nur sechshunderttausend, wenn er so gerechnet hat, daß für ihn noch etwas übrig bleiben soll? Immer noch verheerend genug. Du lieber Himmel! Hoffentlich irre ich mich.
    »Wie geht es eigentlich dir, Onkel?« fragte Huldrich und trank mit bewundernswerter Überwindung den Rest seines Milchglases aus.
    »Mir?« Johnny seufzte, womit sich für Huldrich Unheil ankündigte. »Im Moment ziemlich mies. Diesbezüglich habe ich in Bochum schon Farbe bekennen müssen.«
    »Wieso in Bochum?«
    »Von dort komme ich«, antwortete Miller. »Da lebt eine Verwandte von uns beiden.«
    »Mir unbekannt. Warst du bei der?«
    »Ich ließ mich von ihr eine Zeitlang durchfüttern.«
    »Durchfüttern?!« rief Huldrich v. Chowelitz entsetzt. »Soll das ein Witz sein?«
    »Leider nein«, schüttelte John Miller betrübt den Kopf. »Ich sitze nämlich, wie gesagt, ziemlich auf dem Trockenen.«
    Huldrich wies mit dem Zeigefinger durchs Fenster hinaus auf den Hof.
    »Und dein Wagen?«
    »Der ist fast das einzige, was ich retten konnte.«
    »Retten vor wem?«
    »Das wollten auch die in Bochum schon wissen«, nickte Johnny betrübt. »Vor den Steuerfahndern.«
    Huldrich starrte ihn wortlos an. Johnny nickte noch einmal und sagte: »Wünsche dir nie, amerikanischen Steuerfahndern in die Hände zu fallen, mein Junge. Die sind gnadenlos!«
    »O Gott!« stöhnte Huldrich, dem es schwarz vor den Augen wurde. Fünfhundertfünfzigtausend Mark, durchfuhr es seinen Kopf. Fünfhundertfünfzigtausend Mark Schulden! Davon zuletzt allein neunzigtausend für das Gut, zum Empfang dieses Arschlochs hier! Jetzt ist alles vorbei, jetzt bleibt mir nur noch die Kugel, wenn das alles nicht ein verdammt makabrer Scherz ist, mit dem mich der Idiot

Weitere Kostenlose Bücher