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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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wenn sie sich je so schwach gezeigt hätte. Und, noch schlimmer, er bestahl sie! Glaubte er denn wirklich, sie würde nichts bemerken? Gerulphus hatte jeden einzelnen Gegenstand notiert.
    Nein, es war keine Frage, Bovrik würde verschwinden müssen, und er würde zahlen für seinen Verrat. Aber alles zu seiner Zeit und auf keinen Fall vor dem Fest. Nichts durfte das Fest verderben. Bis dahin war er ihr vielleicht noch nützlich, er las ihr schließlich jeden Wunsch von den Augen ab, wenn es um ihre besonderen … Vorlieben ging. Bei dem Gedanken an das Fest musste Lysandra lächeln. Es war ihr erstes als Herrin von Withypitts, und sie würde es zu einem Fest machen, das man nicht vergaß. Sie konnte nicht leugnen, dass Bovriks Vorschlag einer Neuinszenierung von Trimalchios Festgelage ein Geniestreich war. Doch der Höhepunkt, die Sache mit den Schmetterlingen, war ihre Idee, allein ihre. Niemand würde vor dem Fest erfahren, was es damit auf sich hatte!
    Geistesabwesend streckte sie die Hand aus und griff nach der letzten Ausgabe des Nordstadt-Journals , die an diesem Morgen gekommen war. Eine Schlagzeile fiel ihr ins Auge: »Attraktiver Thronerbe aus dem Osten trifft unter großem Jubel in Urbs Umida ein«. Wie interessant! Sie musste unbedingt bald wieder einmal in die Stadt, um zu sehen, was diese Aufregung zu bedeuten hatte. In diesem Augenblick sagte ihr das Bimmeln einer Glocke, dass im Nebenzimmer Gerulphus mit ihrem Essen eingetreten war.
    » Einer Person kann ich trauen – im Großen und Ganzen«, sagte sie laut. »Im Großen und Ganzen« deshalb, weil Lady Mandible jeden Menschen so streng beurteilte wie sich selbst, und sich selbst traute sie am allerwenigsten.

Kapitel 22

    Eine reizvolle Bitte
    E
s war früher Abend. Hector saß in seinem kahlen Zimmer und war mit Mörser und Stößel beschäftigt. Seit dem widerwärtigen Anblick der Blutegel waren erst wenige Tage vergangen. Auch wenn ihm die Sache nicht aus dem Kopf ging und er sie wohl nie verstehen würde, so würde er sich deshalb auf keinen Fall von seinem eigentlichen Vorhaben abbringen lassen. Das schuldete er seinem Vater.
    Nun, wo das Fest unmittelbar bevorstand, hing eine Atmosphäre tiefer Erregung und Vorfreude in jedem Raum und jedem Gang, was Hectors eigene Ungewissheit nur noch steigerte.
    Hector sah hinaus in die Dunkelheit und stellte überrascht fest, dass im Gebäude gegenüber ein Licht flackerte.
    Das muss in dem anderen Turm sein, dachte er, aber der steht doch leer …
    »Master Hector?«
    Die Stimme kam vom Treppenabsatz direkt vor seinem Zimmer, doch Hector wusste sofort, wer es war. Es gab nur einen einzigen Menschen in Withypitts Hall, der die steinerne Treppe zu seinem Zimmer so lautlos heraufkam: der unergründliche Gerulphus.
    »Herein«, rief Hector, und schon erschien der knochendürre Diener in der Tür. Das Kerzenlicht schien die Schatten unter seinen Augen und seine eingefallenen Wangen zu vertiefen. Wer weiß, hätte Hector ihn nicht gekannt, hätte er ihn wahrscheinlich für einen Geist gehalten.
    »Lady Mandible wünscht dich zu sehen.« Gerulphus warf einen Blick auf den Mörser. »Für die Schmetterlinge?«
    »Äh … ja«, sagte Hector und deckte ein Tuch darüber.
    »Macht es Flecken? Ich sehe, du trägst Handschuhe.«
    »Ja, es färbt«, sagte Hector, streifte die Handschuhe ab und ließ sie mit der Innenseite nach außen liegen. Er band seine Ärmelumschläge, die er vorhin geöffnet hatte, zu und strich sich mit den Fingern durch das Haar. Dann verließ er das Zimmer und sperrte die Tür ab.
    Gerulphus schritt zügig voran. Wie gewöhnlich verursachte er kein Geräusch, Hector dagegen war sich sehr bewusst, wie laut seine eigenen Lederabsätze über den schwarz-weißen Marmorboden der Eingangshalle klackerten. Endlich blieb Gerulphus vor einer wuchtigen Flügeltür aus Ebenholz stehen, die zu Lady Mandibles Suite führte, und bedeutete Hector, draußen zu warten. Kaum hatte sich die Tür ganz geschlossen, legte Hector ein Ohr gegen das glänzende Holz. Er konnte aber kein Wort verstehen und wurde auch noch beim Lauschen ertappt, als Gerulphus die Tür plötzlich wieder öffnete. Der Diener führte ihn ins Zimmer.
    Hector fand sich in einem düsteren großen Raum mit hoher Decke und wartete einen Moment, bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten. An den Wänden ringsum standen Bücherregale und dazwischen in gewölbten Nischen schwarze Marmorstatuen unterschiedlichster Gestalten, von dicken

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