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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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schließlich. »Hast du keine Angst? Bist du nicht wenigstens wütend? Willst du denn nicht raus hier?«
    »Ich bin sicher, dass sich alles zum Guten wenden wird.« Der junge Mann lächelte geheimnisvoll, dann warf er Hector einen vielsagenden Blick zu. »Ich finde, man lebt besser, wenn man vergeben und vergessen kann, statt dauernd finstere Gedanken auszubrüten. Das süße Gefühl der Rache wird schnell bitter, diese Erfahrung habe ich gemacht, und den Nachgeschmack davon verliert man vielleicht nie wieder.« Er machte eine Pause. »Wenn ich so dein Gesicht betrachte, möchte ich die Vermutung wagen, dass du selber ein Geheimnis mit dir herumschleppst, und ich, nun, ich habe viel Zeit zum Zuhören …«
    Hector blieb der Mund offen stehen; was konnte dieser fremde junge Mann über ihn oder seine Vergangenheit wissen? Wie kam er auf derart scharfsinnige Bemerkungen? Doch bevor Hector ein Wort sagen konnte, sprach der Fremde schon weiter. In seiner Stimme schwang Melancholie, aber in seinen Augen lag ein Zwinkern. »Wer weiß, wie lange ich hier aufgehalten werde? Es gibt keinen Weg hinaus, nur durch die verriegelte Tür, durch die ich hereingekommen bin.«
    Hector kaute nachdenklich auf der Unterlippe herum, er war sich seiner Dankesschuld diesem unbekümmerten Burschen gegenüber wohl bewusst. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, ihn aus diesem erbärmlichen Gefängnis zu befreien, wäre seine Schuld bezahlt. Er blickte kurz auf das unnachgiebige Vorhängeschloss. Selbst wenn er es öffnen könnte, er ginge damit ein gewaltiges Risiko ein … Womöglich würde er seine Chance, sich an Bovrik zu rächen, aufs Spiel setzen, und das durfte er nicht zulassen. »Da kann ich kaum etwas tun«, sagte er und bemühte sich um einen möglichst ruhigen Ton.
    Der junge Mann grinste, anscheinend kein bisschen beunruhigt. »Wie gesagt, alles hat seine Zeit – und jetzt ist nicht die richtige.«
    Bevor Hector jedoch fragen konnte, was er damit meine, legte der Fremde den Finger an die Lippen. »Schscht!«, machte er. »Da kommt jemand.«
    Tatsächlich waren unten an der Treppe Stimmen zu hören. Es dauerte nicht lange, da erschienen Lady Mandible und Bovrik in Begleitung eines Wächters.
    Hector zwang sich, ruhig an der Tür stehen zu bleiben, während das Duo näher kam. Außerdem war es nicht möglich, die Treppe hinunterzugehen, wenn zur selben Zeit drei Leute heraufkamen. Der Baron trug an diesem Tag Scharlachrot und Gelb, dazu Schuhe mit Silberschnallen. Eifrig zwirbelte er seinen Schnurrbart. Bei solch auffallendem und übertriebenem Bemühen, sich seiner äußeren Erscheinung zu vergewissern – sie sollte ja seine gefälschte adelige Identität unterstreichen –, hätte Hector gleichzeitig lachen und weinen können. Glaubte Bovrik wirklich, ein echter Baron würde sich derart in den Vordergrund drängen? Es war lachhaft.
    »Hector!«, rief Lady Mandible sichtlich erfreut, als sie ihn sah. Der Baron dagegen runzelte finster die Stirn. »Was machst du hier?«
    Als Antwort hielt Hector nur seinen Hakenstock hoch.
    »In der Tat ein Zufall! Möchtest du nicht sehen, was für eine Verwendung ich für das Rätsel habe, das du mir heute Nachmittag freundlicherweise aufgeschrieben hast?«
    »Äh …« Hector war wie vor den Kopf gestoßen.
    »Rätsel?«, erkundigte sich Bovrik. »Ich frage mich, was Ihr vorhabt, Mylady. Es öberrascht mich auch, dass Ihr diesen … diesen Dienerjongen an Euren Plänen beteiligt, bevor Ihr mich eingeweiht habt!« Er lächelte, als wäre dies eine scherzhafte Bemerkung gewesen, aber sein Lächeln reichte nicht einmal aus, um seine gelbe Augenklappe zucken zu lassen. Nichtsdestotrotz griff er in die Tasche, förderte einen großen Schlüssel zutage und sperrte das Vorhängeschloss auf. Lady Mandible, deren Augen vor Vorfreude glitzerten, betrat mit dem Baron die Zelle, und Hector schlüpfte hinter ihnen hinein. Der Wächter bezog Posten an der offenen Tür.
    Der junge Gefangene saß schweigend auf dem Bett. Hector bewunderte ihn für sein ruhiges Verhalten, aber er hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache.
    »Das also ist der onverschämte Wilddieb, den Euer Mann aufgestöbert hat«, konstatierte Bovrik in seinem starken Akzent. »Soll ich veranlassen, dass man ihn nach Orbs Omida ins Irongate-Gefängnis bringt, damit er dort verfaulen kann?«
    »Ich bin kein Wilddieb«, sagte der junge Mann. »Ich bin nur zufällig vorbeigekommen.«
    Lady Mandible ignorierte beide.
    »Junger Mann«, sagte

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