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Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Das Gift der Schmetterlinge (German Edition)

Titel: Das Gift der Schmetterlinge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.E. Higgins
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Kobolden, die mit gekreuzten Beinen dasaßen, bis zu Büsten alter Griechen. Das einzige Licht kam von etlichen polierten mehrarmigen Leuchtern auf der anderen Seite des Raums.
    »Hector?«
    Lady Mandible stand am Kamin. Diesmal war sie von Kopf bis Fuß in purpurroten Samt gekleidet, und auf ihr Haar hatte sie so viel Puder aufgetragen, dass es weiß schimmerte. Große Juwelen an ihrem Hals, an Handgelenken und Fingerringen funkelten im Feuerschein. Mit ihren lackierten Krallen winkte sie Hector heran.
    Sein Fuß versank bei jedem Schritt im tiefen Flor des Teppichs. Inzwischen hatte er sich dem Kamin so weit genähert, dass er schon die Hitze des Feuers spürte, da sah er etwas, das ihn wie angewurzelt stehen bleiben ließ.
    Es verschlug ihm den Atem und er brachte weiter nichts über die Lippen als ein gehauchtes »Oh!«. Denn was er dort an der Wand über dem Kaminsims sah, war die gesamte Schmetterlingssammlung seines Vaters!
    »Wie um alles in der Welt …«, flüsterte er und fuhr instinktiv mit der Hand zu dem Kokon, den er stets um den Hals trug.
    »Wunderschön, nicht wahr?«, sagte Lady Mandible mit einer Stimme, weich wie Seide. Als sie Hector ihre Hand auf die Schulter legte, meinte er ihre Kälte sogar durch Weste und Hemd zu spüren.
    »Ich glaube, die Sammlung gehörte einem Gentleman, der in Schwierigkeiten geraten ist«, fuhr sie fort. »Bovrik hat sie in der Stadt für mich aufgetrieben. Und kaum hatte er mir davon erzählt, kam mir eine Idee, wie ich das Mittwinterfest in diesem Jahr zu etwas ganz Besonderem machen könnte.«
    Hector dachte an die Kiste, die Bovrik in der Kanzlei Badlesmire und Leavelund abgeholt hatte. Was für eine Wendung des Schicksals, dachte er. Er konnte kaum glauben, dass es nicht nur irgendwelche Schmetterlinge waren – das geliebte Hobby seines Vaters –, die ihn hierher gebracht und ihm die Ausarbeitung seines Racheplans überhaupt erst ermöglicht hatten, sondern dass es sogar Vaters ureigenste Schmetterlingssammlung war. Wenn das nichts zu bedeuten hatte!
    »Auf diese Art Schmetterlinge zu sammeln, nennt man Lepidopterologie«, sagte Hector gelassen. »Von dem griechischen Wort lepidos , Fischschuppe; wegen der Schuppen auf den Flügeln der Schmetterlinge. Sie reflektieren das Licht und geben ihnen dadurch Farbe.«
    Lady Mandible musterte ihn. »Du überraschst mich schon wieder mit deinem Wissen, junger Hector.« Indem sie einen spitzen Fingernagel in seinen Rücken bohrte, dirigierte sie ihn entschieden zu einem Sessel und setzte sich ihm gegenüber. »Und wie steht’s mit meinen Schmetterlingen? Du weißt, ich verlasse mich auf dich, denn es soll, wie gesagt, ein unvergessliches Fest werden.«
    »Sie werden rechtzeitig schlüpfen.« Hector schauderte unter ihrem durchdringenden, fast hypnotischen Blick. Er wurde das Gefühl nicht los, dass sie viel mehr über ihn wusste, als er ihr je erzählt hatte. Aber das war nur so eine dumme Idee …
    »Doch nicht deshalb habe ich dich rufen lassen. Von den Bediensteten habe ich erfahren, dass du allerhand Rätsel kennst.« Sie lächelte huldvoll. »Nun, du sollst mir eins aufschreiben. Es muss ein kluges Rätsel sein, doch das dürfte dir wohl kaum Schwierigkeiten bereiten.«
    Ohne dass er es verhindern konnte, fühlte sich Hector für einen Augenblick geschmeichelt.
    »Das ist leicht, Mylady.« Er überlegte eine Weile, dann nahm er die Feder und das dicke cremeweiße Papier, das sie ihm über den kleinen Tisch entgegenschob. Schnell schrieb er eines seiner Lieblingsrätsel nieder und gab sich dabei besondere Mühe mit seiner Schrift. Es würde ganz bestimmt Eindruck auf sie machen. Dann faltete er das Blatt zusammen und gab es zurück.
    Lysandra erhob sich, ein Hinweis, dass es für Hector Zeit war, sich zu entfernen. Sie wandte sich von ihm ab, entfaltete den Bogen Papier und begann zu lesen.
    Auf dem Rückweg meinte Hector, draußen eine Stimme rufen zu hören. Er trat ans nächste Fenster, und als er hinausblickte, sah er unten im dunklen, verschneiten Hof eine Gestalt stehen. Lord Mandible! Die Art, wie er sein Bein nachzog, war unverkennbar. Hector lauschte angestrengt, und schließlich konnte er ein einzelnes Wort ausmachen, das wieder und wieder gerufen wurde.
    »Posset! Posset!«
    Zum hundertsten Mal seit seiner Ankunft in Withypitts Hall schüttelte er ungläubig den Kopf. Was für ein seltsames Haus!

Kapitel 23

    Verrat
    D
ie Ecken von Withypitts Hall, dessen Grundmauern als Sechseck angelegt waren,

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