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Das Gift des Boesen

Das Gift des Boesen

Titel: Das Gift des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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auf Landru einrede, er reagiert nicht. Obwohl seine Augen offen sind, scheint er ohne Bewußtsein - oder ohne Kraft, auch nur die Lippen zu bewegen. Sein Herz schlägt unverändert. Aber ich bin ratloser als zuvor.
    Der Lilienkelch ... Ich habe zugelassen, daß uns der Lilienkelch gestohlen wurde! Wie wird Landru reagieren, wenn er dies begreift?
    Plötzlich ertrage ich Philippes Anwesenheit nicht mehr.
    »Verschwinde!« fahre ich ihn an. »Setz dich in die Kutsche! Ich rufe, wenn ich dich wieder brauche!«
    Er trollt sich. Meine Verachtung begleitet ihn, bis er hinter der Tür verschwunden ist .
    *
    Landrus schlimme Krise hält auch tags darauf noch unverändert an, und so bleibt es nicht aus, daß ich mich in gedrückter Stimmung mit seiner kühnen und nicht näher erklärten These auseinandersetze.
    Kann es wirklich Zusammenhänge geben zwischen dem, was ihn ans Bett fesselt wie einen gelähmten Greis, und dem, was auf den Friedhöfen der Stadt vorgeht?
    Ich wünschte, ich sähe eine Verbindung, aber das tue ich nicht. Und Landru ist gegenwärtig nicht in der Lage, mir seinen Verdacht zu erläutern. Vielleicht hat er etwas erkannt, was mir noch verbor-gen ist. Aber wie soll ich ihn zum Sprechen bringen? Wie soll ich ihm sein Wissen - so er es hat - entlocken?
    Gestern hat sich kein Arzt mehr blicken lassen. Wahrscheinlich wird auch keiner kommen. Dem Hauptmann ging es nur darum, sich persönlich zu bereichern, dieser Lump.
    Ich habe Philippe wieder zu uns geholt. So wenig ich ihn gestern zu ertragen glaubte, so unerträglich war mir die Nacht nur in Gesellschaft meines kaum wiederzuerkennenden Geliebten.
    Wieder geht es auf Mittag zu, als es von draußen an die Zimmertür klopft. Ich habe keine Schritte nahen hören, und als Philippe auf meinen Wink hin aufmacht, steht draußen ein verschlagen grinsender Kerl, der einen Federhut vom Haupte reißt und sich fast bis zum schmutzigen Boden hin verbeugt.
    »Hauptmann Pairal schickt mich«, sagt er. Seine Stimme ist temperamentvoll, aber keinesfalls sympathisch. Noch weniger sind es die schmalen, schlitzförmigen Augen.
    Pairal... So erfahre ich endlich den Namen des Betrügers.
    »Seid Ihr der Arzt, den er empfahl?«
    Er nickt eifrig und tritt ein. Philippe schließt die Tür.
    »Wie ist Euer Name?«
    Er mustert mich noch unverfrorener, als der Hauptmann es tat, antwortet aber nicht. »Wo ist der Patient?«
    Was für eine lächerliche Frage. Die Stube ist so klein, daß das Bett und Landru nicht zu übersehen sind. Dennoch weise ich mit ausgestrecktem Arm die Richtung.
    Ich merke, wie der Besucher beim Anblick meines Geliebten erschrickt. Doch er gibt sich keine Blöße und tritt neben den Reglosen.
    Seine linke Hand bildet ein V, das er um Landrus Kehle legt. Mit Daumen und Mittelfinger sucht er nach dem Puls. Offenbar erwartet er keinen und ist verblüfft, als er das Herz doch schlagen fühlt.
    Nach ein paar oberflächlichen Untersuchungen wendet er sich mir zu und sagt: »Ein schwerer Fall. Ich kann nichts versprechen ...«
    Ob er den zynischen Zug um meinen Mund versteht? »Der Hauptmann nahm unseren wertvollsten Besitz, um Euch zu bezahlen. Er hat uns Mut gemacht, daß Ihr uns helfen könnt, große Hoffnung .«
    Als ich von »wertvollstem Besitz« spreche, leuchten seine Augen auf, und ich finde meinen Verdacht bestätigt, daß Pairal ihm weder den Kelch gezeigt, noch davon erzählt hat. Wahrscheinlich speist er diesen Quacksalber mit einem Trinkgeld ab, damit er uns das Blaue vom Himmel herunter lügt.
    »Ich sagte nicht«, ringt er sich nach meinem Einwand ab, »daß keine Hoffnung besteht. Aber Ihr solltet auf das Schlimmste gefaßt sein.«
    »Das - Schlimmste ...?«
    Er nickt stumm, greift in seinen Wams und zieht ein Fläschchen heraus, auf dem ein hölzerner Korken steckt.
    »Was ist das?«
    »Eine wunderbare Medizin«, versichert er. »Ein Apotheker braut sie nach meinen Angaben, und wenn das nicht hilft .« Er verschweigt die Konsequenz, zuckt nur die Schultern, den Blick einen Moment lang entsagungsvoll zur Decke gerichtet, als lege er Land-rus Schicksal in die Hand des Himmels.
    Ausgerechnet.
    Wieder glitzern seine Augen.
    Der Korken löst sich mit einem trockenen Plopp.
    Der Doktor kehrt mir den Rücken zu und beugt sich über Landru. Das Fläschchen nähert sich seinem halboffenen Mund - und in diesem Augenblick überkommt mich eine Vermutung von solcher Stärke, daß ich schreie: »Nein! Philippe ...!«
    Unser Kutscher und Diener reagiert sofort auf

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